Sechsfachimpfung bei Säuglingen: Nutzen, Gefahren und Risiken
© Dmitry Naumov/ iStock/Thinkstock
Letztes Update am: 

Sechsfachimpfung bei Säuglingen: Nutzen, Gefahren und Risiken

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um Impfungen, speziell die Sechsfachimpfung bei Säuglingen, deutlich verschärft. Besorgte Eltern fragen sich, ob die Risiken und Gefahren für ein Baby nicht den Nutzen der Impfung übersteigen. Wir erläutern Ihnen die Fakten zu dieser Frage.

Warum eine Sechsfachimpfung?

Die Sechsfachimpfung umfasst sogenannte Totimpfstoffe, die also nicht vermehrungsfähig sind. Das Immunsystem des Babys bildet anhand ihrer Oberflächen Antikörper, die im Falle einer Infektion auch gegen die lebenden Viren und Bakterien wirksam sind. Die Sechsfachimpfung umfasst Impfstoffe gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B und das gefährliche Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Viele Eltern haben Bedenken, ob die Risiken dieser Kombinationsimpfung für das Immunsystem ihrer Säuglinge nicht zu hoch sind. Tatsächlich aber ist sogar das Gegenteil der Fall: Die Kombination der Impfstoffe ist weniger belastend als Einzelimpfungen.

Die Sechsfachimpfung wird dreimal durchgeführt, zum ersten Mal, wenn das Baby zwei Monate alt ist, und dann jeweils noch zweimal im Abstand von vier Wochen. Die so frühen Termine werden empfohlen, weil vor allem Säuglinge von schwer verlaufenden Infektionen mit Hib und Keuchhusten betroffen sind. Erstere können lebensgefährliche Kehldeckelentzündungen auslösen und Hirnhautentzündungen verursachen, die in schweren Fällen zu bleibenden Gehirnschäden führen. Keuchhusten wiederum kann bei Säuglingen zu Atemstillstand und somit zum Tod führen. Auch sonst ist er qualvoll für die Babys.

Einfluss auf das Immunsystem

Oft wird die Frage aufgeworfen, ob die Sechsfachimpfung eine positive Auswirkung auf das Immunsystem hat. Einerseits sind sich Eltern von Säuglingen nicht sicher, ob die Auseinandersetzung mit den Impfstoffen nicht zu viel für die Abwehr des Babys ist. Das ist ganz eindeutig nicht der Fall: Da es sich um Totimpfstoffe handelt, ist die Gefahr einer tatsächlichen Infektion nicht gegeben, der Körper bereitet sich also nur auf die spätere Abwehr vor. Und gleichzeitig ist schon das Immunsystem von Säuglingen stark genug, sich gegen Hunderte anderer (lebendiger!) Krankheitserreger zu wehren, denen es im Alltag ausgesetzt ist, und Abwehrkräfte dagegen zu entwickeln.

Auch die entgegengesetzte Frage wird immer wieder gestellt: Zählt es nicht zu den Risiken der Sechsfachimpfung, dass das Immunsystem der Säuglinge nicht stark genug arbeitet? Auch das ist zu verneinen. Einerseits wirken die Impfungen nur gegen einige wenige sehr schwere Erkrankungen, und andererseits arbeitet das Immunsystem durchaus, indem es die Abwehrkörper erschafft, die im Infektionsfall das Leben des Kindes retten können.

Nebenwirkungen und Risiken

Zu den Nebenwirkungen der Sechsfachimpfung zählen die im Zuge einer Impfung ab und an auftretenden Schwellungen oder Rötungen um die Einstichstelle herum. Auch Schmerzen oder Fieber können auftreten, ebenso wie Schläfrigkeit oder Übelkeit. Diese Nebenwirkungen treten bei etwa zehn Prozent aller geimpften Säuglinge auf. Als Eltern müssen Sie sich keine Sorgen machen: Diese Symptome zeigen an, dass das Immunsystem Ihres Babys reagiert und die Abwehr mit den üblichen Mitteln beginnt.

Dass Impfungen die Krankheiten auslösen können, die sie eigentlich verhindern sollen, geht auf schlechte Erfahrungen mit der früheren Schluckimpfung gegen Kinderlähmung zurück. In vereinzelten Fällen kam es tatsächlich nach der Impfung zu einer Erkrankung. Das war darauf zurückzuführen, dass der damalige Impfstoff abgeschwächte Lebendviren enthielt. Bei der Sechsfachimpfung, die eine Totimpfung ist, sind diese Risiken nicht vorhanden.

Zusammenhang mit plötzlichem Kindstod?

Bei der Diskussion über die Risiken der Sechsfachimpfung kam die Frage auf, ob ein plötzlicher Kindstod auf diese Impfung zurückzuführen sein kann. Umgehend durchgeführte Studien haben aber keinen Zusammenhang entdecken können, stattdessen ist sogar von Medizinern der Universität Magdeburg ein leichter Rückgang der Sterblichkeitsrate von Säuglingen, die frühzeitig geimpft worden sind, festgestellt worden. Dass die Frage überhaupt aufkam, hängt mit zeitlichen Übereinstimmungen zusammen: Gut ein Drittel aller Fälle von plötzlichem Kindstod treten zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat auf, also in der Phase, in der auch die Sechsfachimpfung empfohlen ist. Das war aber auch schon vor dieser Impfempfehlung der Fall, ein Kausalzusammenhang lässt sich daher nicht herstellen.

Für Säuglinge Nutzen und Risiken abwägen

Die Risiken, denen Säuglinge durch die Sechsfachimpfung ausgesetzt werden, sind ausgesprochen gering – mehr als grippeähnliche Symptome treten selten auf. Der Nutzen, den sie dadurch haben, ist hingegen immens: Sie werden gegen potenziell tödlich verlaufende Krankheiten geschützt. Dass diese in Deutschland kaum mehr auftreten, ist vor allem dem umfassenden Impfprogramm zu verdanken. Entscheiden sich zu viele Menschen dagegen, kann es erneut zu gefährlichen Epidemien unter Säuglingen kommen. Sprechen Sie im Zweifelsfall immer mit Ihrem Kinderarzt.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
GS
Gisèle Schneider
Autor/-in
Gesunde Ernährung und Sport sind für Gisèle Schneider nicht nur im Alltag wichtige Themen. Seit Jahren behandelt Sie in Ihren Artikeln Fragen rund um Sport, Ernährung und Medizin.
Gisèle Schneider
Wie finden Sie diesen Artikel?