Emotionale Veränderungen und Stimmungsschwankungen in der Pubertät
Woher kommen Stimmungsschwankungen während der Pubertät?
Die Pubertät ist eine spannende – und oftmals nicht ganz einfache – Entwicklungsphase zwischen dem neunten und 17. Lebensjahr, in der eine Menge in deinem Körper passiert: Du wirst vom Mädchen zur Frau oder vom Jungen zum Mann. Die Entwicklungsphase beginnt, wenn deine Nebennieren beginnen, Geschlechtshormone zu bilden – bei den Mädchen vermehrt Östrogen, bei den Jungen Testosteron. Diese Botenstoffe regen die Entwicklung der Eierstöcke bei Mädchen und die der Hoden bei Jungen an, die schließlich die Hormonproduktion übernehmen. Durch die hormonellen Einflüsse gerät eine Zeitlang alles etwas aus dem Gleichgewicht und muss sich neu einspielen.
Emotionale Veränderungen in der Pubertät: hormonelle Einflüsse auf die Gefühlswelt
Die Hormone regen nicht nur die körperlichen Veränderungen an, wie beispielsweise das Brustwachstum, den Beginn der Periode, den Stimmbruch und den Bartwuchs, sondern sorgen auch emotional bei vielen Jugendlichen für Chaos. Mit dem Auf und Ab der Gefühle umzugehen, ist für die Jugendlichen oft nicht einfach. Und auch die Eltern wissen oft nicht, wie sie mit den manchmal häufigen Wechseln zwischen Freude, Traurigkeit, Wut, Aggression und Frust umgehen sollen. Die gute Nachricht: Deine Stimmungsschwankungen sind völlig normal und pendeln sich im weiteren Verlauf der Entwicklungsphase meist wieder ein – so wie Pickel und fettige Haare auch. Das heißt: Ruhe bewahren, durchhalten und liebevoll mit sich selbst umgehen.
Unser Kind hat starke Stimmungsschwankungen – müssen wir uns Sorgen machen?
Manchmal können die Stimmungsschwankungen so stark ausgeprägt sein, dass Eltern sich fragen, ob diese noch Teil des normalen pubertären Entwicklungsprozesses sind. Angaben der Stiftung Achtung!Kinderseele zufolge zählen psychische Probleme zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, darunter Depressionen, Angststörungen und Essstörungen. Doch nur etwa fünf bis zehn Prozent der Kinder mit psychischen Krankheiten bekämen professionelle Hilfe. Das liege unter anderem daran, dass psychische Erkrankungen sich zum Großteil im Inneren abspielen und daher oft lange unerkannt bleiben.
Aufmerksam werden und eine:n Ärzt:in kontaktieren sollten Eltern laut der Stiftung, wenn sie folgende emotionale Veränderungen in der Pubertät bei ihrem Kind beobachten: starke Angstgefühle, langanhaltende Traurigkeit und Leere, starke innere Getriebenheit und Unruhe, neu oder stärker auftretende Konzentrationsprobleme sowie psychosomatische Symptome wie häufige Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Veränderte Essgewohnheiten sowie eine starke Gewichtsabnahme oder -zunahme können auf eine Essstörung wie Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating hindeuten. Drogenmissbrauch kann zu sehr aufgedrehtem oder übertrieben „gechilltem“ Verhalten bis hin zur Apathie führen. Kinder- und Jugendärzt:innen in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche der Gelben Seiten.
Lesetipp: Ratgeber „Psychische Erkrankungen bei Kinder und Jugendlichen“ der Gelben Seiten.
Meine Eltern sind uncool und ständig anderer Meinung…
Die Pubertät ist die Phase in deinem Leben, in der du zunehmend deinen eigenen Weg gehen möchtest, eigene Ideen hast und verwirklichen willst und dich von deinen Eltern abgrenzen magst. Diese Entwicklung führt nicht selten dazu, dass du und deine Eltern unterschiedlicher Meinung seid. Manchmal nerven dich deine Eltern und reagieren „echt uncool“, etwa wenn du abends gerne länger unterwegs wärst. Manchmal sind Eltern auch plötzlich sehr neugierig oder machen sich „übertrieben“ Sorgen, zum Beispiel, wenn du deinen ersten Freund oder deine erste Freundin hast. Die Konflikte zwischen Eltern und Kind und die oft erschwerte Eltern-Kind-Kommunikation sind die Folge von zwei Polen: Du möchtest dich von deiner Familie loslösen, bist auf der Suche nach deiner Identität und fragst dich, wie du deine neue Rolle auf dem Weg zum Erwachsenen gestalten möchtest. Kurz: Du möchtest am liebsten alle Freiheiten haben, mit deiner Clique losziehen, dich ausprobieren und einfach losstarten. Deine Eltern wiederum möchten dich bei diesem Prozess unterstützen, haben zugleich aber auch reichlich Erfahrungen aus ihrer Pubertät und wissen, welche Ideen und Aktionen vielleicht keine so gute Idee sind – und versuchen, dich zu beschützen und dich durch die emotionalen Veränderungen in der Pubertät bestmöglich zu begleiten.
Lesetipp: Zimmer aufräumen: Nicht ohne diese 8 praktischen Tipps“.
Verständnis für Stimmungsschwankungen: So kommt ihr durch emotionale Krisen
Für deine Eltern ist es nicht immer einfach, Verständnis für deine Wünsche aufzubringen. Oftmals haben sie große Angst, dass dir etwas passiert oder du dich „in die falsche Richtung“ entwickelst und Dummheiten machst – und möchten noch mehr aufpassen. Du hingegen fühlst dich oft unverstanden und empfindest deine Eltern manchmal als zu streng. Am besten kommt ihr mit euren verschiedenen Meinungen zurecht, wenn ihr offen in der Kommunikation bleibt, ehrlich zueinander sein, euch gegenseitig in euren verschiedenen Ansichten respektiert, gegenseitig eure Gefühle ernst nehmt, im Streit fair bleibt und euch bewusst seid: Wir wollen das Beste füreinander und brauchen einander.
Tipp: Wenn die Fetzen häufig fliegen, Streit das Zusammenleben bestimmt und ihr bei bestimmten Themen so gar nicht zusammenfindet und diese das Familienleben anhaltend belasten, kann Unterstützung von außen durch eine neutrale Person eine mögliche Hilfe sein. Kontaktmöglichkeiten sind unter anderem psychologische Beratungsstellen, etwa die der bke (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung) oder der Initiative „Familien unter Druck“.
Lesetipp: Antiaggressionstraining für Jugendliche: Zorn in den Griff kriegen.
Stressbewältigung in der Pubertät: 7 Tipps gegen das emotionale Auf und Ab
Die emotionalen Veränderungen in der Pubertät können Kraft kosten. Wenn du dich mal nicht gut fühlst, gestresst bist oder einfach nicht weißt, wohin mit deinen Gefühlen und Gedanken, können dir die folgenden sieben Tipps möglicherweise helfen. Probiere sie einfach mal aus.
Sport
Es ist bekannt, dass Bewegung die Laune verbessert, indem Glückshormone wie Serotonin und Dopamin ausgeschüttet und Stresshormone wie Adrenalin im Körper abbaut und werden. Fühlst du dich down, werde aktiv. Gehe joggen, fahre Rad, besuche das Schwimmbad oder probiere einen Mannschaftssport aus, etwa Fußball, Volleyball oder Basketball. Sport mit anderen trägt meist auch zu einer besseren Stimmung bei. Vielleicht ist auch Boxen, Karate oder Judo spannend für dich?
Treffen mit Freunden
Die Eltern stören, die Lehrer nerven und die Geschwister lassen dich einfach nicht in Ruhe? Triff dich mit Freunden und quatsche darüber. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Zusammen mit Freunden kommst du schnell auf andere Gedanken. Gemeinsam lachen, lenkt ab.
Austausch in Chats und Foren
Du hast ein Thema, über das du mit Familie und Freunden nicht sprechen magst oder das so speziell ist, dass dich keiner so richtig zu verstehen scheint? Schau dich im Chats und Internetforen um. Oft findest du hilfreiche Tipps. Aber sei auch achtsam: Oft sind Menschen im Web unterwegs, die es nicht gut mit dir meinen. Gebe nie wichtige Daten von dir her, sende keine Fotos an Menschen, die du nicht kennst und lass dich nicht unter Druck setzen. Stimmt dein Bauchgefühl nicht oder fühlt sich etwas komisch an, unterbreche den Austausch. Gehe im Zweifel mit deinen Eltern ins Gespräch. Schau dich gerne auch auf der Seite „Polizeiberatung“, „Polizei für dich“ oder „Klicksafe“ um. Dort findest du Informationen, wie du dich im Internet und am Handy bestmöglich schützt.
Decke über den Kopf
Manchmal hilft nur Rückzug, wenn gefühlsmäßig alles zu viel wird und dir die emotionalen Veränderungen und Stimmungsschwankungen in der Pubertät mal über den Kopf wachsen. Kuschel dich ein paar Stunden ins Bett. Höre Musik, lese ein gutes Buch, surfe im Internet oder schlafe etwas. Im Bett ist es gemütlich, warm und ruhig. Hänge am besten ein „Nicht stören“-Schild draußen an deine Tür. So wissen deine Eltern Bescheid, dass du Zeit und Raum für dich brauchst. Tipp: Du liegst im Bett, weil die Periodenschmerzen hast? Nimm zusätzlich noch eine Wärmflasche dazu, wenn du möchtest. Wärme lässt die Gebärmutter entspannen, was die Schmerzen lindern kann.
Entspannungsübungen und Meditation
OK, zugegeben klingt es erstmal etwas langweilig, unbewegt im Schneidersitz auf dem Boden zu sitzen und zu meditieren oder Entspannungsübungen zu machen. Doch für dein Nervensystem kann das wie ein Kurzurlaub sein. Probiere es alleine oder mit Freunden einfach mal aus. Es macht dir Spaß? Möglicherweise gibt es in deiner Stadt Entspannungs- und Meditationskurse. Frage deine Eltern, ob sie dir bei der Suche helfen können. Tipp: Krankenkassen bieten häufig Kurse für Versicherte an und können Adressen nennen. Fragt dort einfach mal nach. Auch Sportvereine und Fitnessstudios haben Entspannungsangebote.
Raus in die Natur
Frische Luft, Grün und Sonne – für die Seele ist der Aufenthalt im Freien eine wahre Wohltat. Stress wird gemindert (das Stresshormon Cortisol wird in der Natur reduziert), Entspannung gefördert und es gibt auch eine Menge zu entdecken. Wenn du Natur und Sport kombinieren möchtest, sind Joggen, Walken, Radfahren und Wandern gute Möglichkeiten.
Bücher, Podcasts, Videos & Co.
Möchtest du in eine andere Welt abtauchen, schnapp dir ein spannendes Buch, höre einen interessanten Podcast oder stöbere dich durch Videoangebote und lass dich inspirieren. Rund um das Thema Pubertät kannst du einiges entdecken, zum Beispiel bei Youtube die Videos „Was passiert bei der Menstruation?“ von gesundheitsinformation.de oder „So überlebst du die Pubertät“ von Auf Klo.
Lesetipp: Typische Pubertätsprobleme und wie Eltern sie überstehen.
Quellen: