Bandscheibenvorfall: Diese Arten gibt es
Bandscheibenvorfall: Arten nach Lokalisation
Unsere Wirbelsäule gliedert sich in Halswirbelsäule (HWS), Brustwirbelsäule (BWS), Lendenwirbelsäule (LWS), Kreuzbein und Steißbein. Je nachdem, wo ein Bandscheibenvorfall auftritt, unterscheidet man zwischen
- zervikalen Bandscheibenvorfällen (HWS),
- thorakalen Vorfällen (BWS),
- lumbalen Bandscheibenvorfällen (LWS).
Die weitaus häufigsten Bandscheibenvorfälle sind im Bereich der Lendenwirbelsäule anzutreffen, gefolgt von der Halswirbelsäule. Am seltensten treten thorakale Prolapse auf. Am Kreuzbein und am Steißbein gibt es keine Bandscheiben - und damit auch keine Bandscheibenvorfälle.
Unterscheidung nach dem Ausmaß der Schädigung
Grundsätzlich wird außerdem zwischen einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion, Diskusprotrusion) und einem Bandscheibenvorfall (Prolaps, Diskusprolaps) unterschieden. Bei der Protrusion ist es noch nicht zu einem Austritt von Gallertmasse aus dem Bandscheibenkern gekommen; der äußere Faserknorpelring ist zwar vorgeschädigt und gibt nach, ist aber noch nicht gerissen. Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der Faserknorpelring und lässt das weiche Innere des Kerns nach außen austreten. Erst dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall.
Unterscheidung nach der Austrittsrichtung
Um die Lage eines Bandscheibenvorfalls aussagekräftig zu beschreiben, können der Diagnose weitere Begriffe beigestellt werden. Sie entstammen dem Vokabular der Anatomie und stellen meist lateinische Richtungs- oder Lagebezeichnungen dar. So kann zum Beispiel ein seitlich austretender Prolaps als lateral, ein mittig liegender als medial bezeichnet werden, ein nach vorn drängender als anterior, ein nach hinten austretender als posterior.
Auch Mischformen kommen vor
Auch Mischformen wie beispielsweise ein dorsolateraler Prolaps (seitlich nach hinten) oder ein anteromedialer Prolaps (nach vorn mittig) können so beschrieben werden. Drückt sich der Bandscheibenvorfall durch ein Band, wird er als transligamentär bezeichnet. Problematisch werden Bandscheibenvorfälle vor allem dann, wenn sie dorthin austreten, wo Nerven liegen - also in den Wirbelkanal oder auf die Austrittstellen der Spinalnerven hinten rechts und links an der Wirbelsäule. Einen Sonderfall stellt die sogenannte Sequstrierung dar.
Dabei löst sich ein Teil des Gallertkerns von der Hauptmasse und rutscht in den Wirbelkanal ab. Dies muss nicht zwangsläufig Schädigungen verursachen. Doch wenn es zu Taubheitsgefühlen in den Beinen, Harn- oder Stuhlinkontinenz oder Lähmungen kommt, liegt ein medizinischer Notfall vor, der unbedingt rasch chirurgisch behoben werden muss.