Fahren im Linksverkehr: Tipps für die „andere Seite“
Die größten Stolperfallen beim ersten Mal auf der linken Seite
Bei routinierten Autofahrern läuft vieles automatisch ab: Über das Schalten muss man genauso wenig nachdenken wie über den Abstand zum Fahrbahnrand. Doch im Linksverkehr ist eben vieles ungewohnt. Die häufigsten Fehler- und Gefahrenquellen sind:
- Wenn Sie einen Leihwagen vor Ort mieten, müssen Sie mit der linken Hand schalten.
- Als Rechtsfahrer sind Sie es gewohnt, sich eher links – in der Fahrbahnmitte – zu halten. Im Linksverkehr bringt Sie das gefährlich nah an den Straßengraben.
- Beim Abbiegen und im Kreisverkehr können Sie schnell zum Geisterfahrer werden, wenn Sie aus Gewohnheit die falsche Spur wählen oder die falsche Richtung einschlagen.
Rechts vor links gibt es logischerweise nicht – links vor rechts aber auch nicht. Stattdessen regeln die meisten Länder mit Linksverkehr die Vorfahrt über ein Schild mit der Aufschrift „Give way“ (Vorfahrt gewähren). Gibt es kein Schild, müssen Sie sich durch Handzeichen verständigen.
Üben Sie den Linksverkehr schon vor der Reise zu Hause
Machen Sie sich gedanklich schon vorher mit dem Linksverkehr vertraut: Wenn Sie einige Situationen schon mal im Kopf durchgespielt oder sogar geübt haben, sind Sie später auf der Straße viel gelassener.
- Schnappen Sie sich ein paar Spielzeugautos und spielen Sie auf einem Blatt Papier Linksverkehr. Visualisierung hilft ungemein!
- Laden Sie sich ein passendes Fahrschulprogramm herunter, um das Linksfahren virtuell zu trainieren.
- Üben Sie das Einparken auf der linken Seite in einer ruhigen Einbahnstraße.
Eigenes Auto versus Rechtslenker-Mietwagen
Ihr eigenes Auto ist Ihnen vertraut – das ist ein großer Bonus. Wenn Sie aber mit dem eigenen Wagen ins Ausland wollen, also einem Linkslenker, müssen Sie auf einiges achten:
- Die Scheinwerfer sind auf den deutschen Rechtsverkehr ausgerichtet: Sie zeigen leicht nach rechts, zum Fahrbahnrand. Im Linksverkehr würden Sie also den Gegenverkehr damit blenden. Um das zu vermeiden, können Sie in der Werkstatt die Lichter neu ausrichten lassen oder zu speziellen Aufklebern greifen, die den Blendeffekt verhindern.
- Mit dem Lenkrad auf der linken Seite haben Sie im Linksverkehr einen schlechteren Überblick über die Fahrbahn. So können Sie insbesondere überholende Autos leicht übersehen.
Zum ersten Mal in einem Rechtslenker zu sitzen, ist ungewohnt. Dafür vermeiden Sie aber all die Risiken, die ein Linkslenker im Urlaub mit sich bringt. Wägen Sie selbst ab, was für Sie entspannter ist.
Wenn Sie sich tatsächlich für einen Leihwagen entscheiden, gilt: je kleiner, desto besser. Denn: Es ist ungewohnt, dass links noch so viel Auto ist. Ein Kleinwagen verzeiht Fehler, wo ein SUV schon die Mauer schrammt.
Automatikgetriebe nimmt Ihnen Stress
Egal, wie viele Jahre Sie schon fahren: Die ungewohnte Situation ist geistig und körperlich anstrengend. Da ist alles willkommen, was Ihnen Arbeit und Anspannung abnimmt. Mit einem Automatikfahrzeug müssen Sie sich nicht mit dem linkshändigen Schalten stressen.
Wenn Sie allerdings noch nie mit einem Automatikgetriebe gefahren sind, seien Sie vorsichtig: Wollen Sie beim Abbremsen intuitiv die nicht vorhandene Kupplung treten, erwischen Sie schnell das Bremspedal und legen eine Vollbremsung hin.
Warum gibt es in über 50 Ländern den Linksverkehr?
Den Linksverkehr verbindet man wohl am ehesten mit England. Und tatsächlich waren viele Orte, an denen heute Linksverkehr herrscht, früher mal britische Kolonien. Besonders verbreitet ist das Fahren auf der „falschen Seite“ hier:
- Südostafrika – zum Beispiel Kenia, Seychellen, Namibia
- Asien – zum Beispiel Hongkong, Indien, Japan, Thailand, Sri Lanka
- Ozeanien – zum Beispiel Australien, Neuseeland, Fidschi
- Inseln Nord- und Mittelamerikas – zum Beispiel Bahamas, Jamaika, Dominica
In Südamerika ist Linksverkehr eine Ausnahmeerscheinung. In Europa sind es heute die britischen Inseln, Malta und Zypern, die den Verkehr links regeln. Das war allerdings nicht immer so. Viele europäische Staaten hatten bis ins 19. oder 20. Jahrhundert hinein Linksverkehr. Aber warum eigentlich?
Theorien gibt es dazu viele. Am wahrscheinlichsten: Die meisten Menschen sind Rechtshänder und steigen deshalb von links auf Fahrräder, Motorräder – oder eben früher Pferde. Die stellte man links an den Wegesrand, um sicher und ungestört aufzusitzen. Beim Losreiten ergab sich automatisch Linksverkehr. Praktisch: Die rechte Hand ließ sich in der Straßenmitte dem Gegenverkehr entgegenstrecken – sei es zur Begrüßung oder mit einer Waffe.