To Be(e) or not to Be(e), ist das hier die Frage?
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To Be(e) or not to Be(e), ist das hier die Frage?

Die Bemühung des Shakespeare’schen Zitats mag etwas pathetisch wirken, angesichts des kleinen Insekts, um das es hier geht: die Biene (auf englisch: the bee). Klein, oft als lästig wahrgenommen, sogar gefährlich für bestimmte Menschen. Aber Hamlets „Sein oder nicht Sein“ verkehrt sich schnell in „Haben oder Nichthaben“, wie die Aktion eines Penny Marktes in Hannover seinen Kunden eindrucksvoll zeigt: „Biene weg. Regal leer“.

Im Rahmen einer Kampagne von Nabu (Link: http://www.nabu.de/) und Penny standen die Kunden des Marktes vor vielen leeren Regalen, aus denen die Produkte entfernt wurden, die es ohne die Bienen nicht gäbe: Rund 60% des Discounter-Sortiments waren in der eindrucksvollen Simulation nicht verfügbar. Neben den offensichtlicheren Produkten im Bereich des frischen Obst- und Gemüse Angebots betrifft dies auch Fertigprodukte, Tiefkühlware und Süßigkeiten. Viele dieser Convenience-Lebensmittel, wie beispielsweise Tiefkühl-Pizza, enthalten Öle, wie Raps- oder Sonnenblumenöl. Deren Grundstoff, die Pflanzen nämlich, müssten ohne die Bienen weitaus aufwendiger von Hand bestäubt werden. Gummibärchen wären in den Regalen auch nicht mehr aufzufinden, denn um sie appetitlich glänzen zu lassen und um das Zusammenkleben in der Tüte zu verhindern, sind diese oft mit Bienenwachs überzogen. Nicht zuletzt auch Kaffee und Kakao, denn auch deren Blüten müssen durch die Insekten bestäubt werden, um die Früchte zu tragen, die dann später zu unseren Lieblingsgetränken weiterverarbeitet werden. Auch Wattepads, Tampons, Wattestäbchen und viele Hygieneprodukte wie Shampoos, Cremes und Duschgels suchten die Marktbesucher vergebens, da in diesen Produkten Pflanzen und Pflanzenextrakte enthalten sind.  

Der dramatische Schwund der wichtigen Insekten hierzulande ist Gegenstand vieler Initiativen. Noch ist nicht vollständig geklärt, worauf das Bienensterben zurückzuführen ist. Sicher ist jedoch, dass es eine Vielzahl von Faktoren gibt, die einzeln oder zusammengenommen nachteilig auf die Bienen und deren Lebensraum wirken. Als schlimmster Feind der Bienen wurde schon Mitte der 1970er Jahre die Varroamilbe identifiziert, die vermutlich mit importierten Bienenvölkern ins Land kam. Dieser millimetergroße Parasit ernährt sich vom Blut der Honigbienen und hat Schuld am Tod vieler Bienenvölker in den Wintermonaten. Die Langzeitstudie „Deutsches Bienenmonitoring“ (Link: https://bienenmonitoring.uni-hohenheim.de/) belegt dies eindrucksvoll und erste Ergebnisse bei der Bekämpfung des Schädlings lassen Hoffnung aufkeimen. Dennoch zeigt die Studie auf, dass in den Jahren 2009 bis 2016 die Winterverluste der beteiligten 120 Imker zwischen 4,6 und 15% lagen. Die Pressemitteilung des Deutschen Imkerbundes vom Frühjahr 2017 liest sich wie ein Alarmruf: Die ermittelten Winterverluste von 20% bedeuteten einen Schwund von 170.000 Bienenvölkern!

Diese Verlustraten führt die Studie zum größten Teil auf den Parasiten, aber auch auf den sogenannten Flügeldeformationsvirus zurück. Darüber hinaus rücken zunehmend auch Pestizide in den Fokus der Forscher: Bei der Untersuchung von 98 Honigen wurde in sieben Proben Glyphosat nachgewiesen, bei zwei Stichproben lag der Wert über der zulässigen Höchstmenge und in einem Fall war die Kontamination so hoch, dass der Honig nicht mehr verkehrsfähig war. 

Als sicher gilt jedoch auch: Akuter Nahrungsmangel durch blütenarme Vegetation, perfekt aufgeräumte Gärten und intensive Landwirtschaft ist verheerend für viele Bienen. Denn Sie verhungern! Und dagegen können wir alle etwas tun.

Staat, Länder und Kommunen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Mit der Initiative „Bienenfreundliches Hessen“ bietet das Hessische Umweltministerium auf einer eigens eingerichteten Website (Link: http://bienen.hessen.de/ ) viele Informationen rund um das Thema und fordert zum Mitmachen auf: mit 10 Tipps für insektenfreundliche Gärten und Balkone (Link: https://bienen.hessen.de/de/bienenfreundliche-gaerten.html) wird aufgezeigt, wie jedermann mit teils einfachsten Maßnahmen einen Lebensraum für Bienen & Co. schaffen und erhalten kann. 

Selbst in Großstädten ist das Bewusstsein für die Biene erwacht: Bienenprojekte in Gymnasien, wie etwa an der Wöhlerschule in Frankfurt, binden das Thema im Rahmen von AGs in den Unterricht ein. Inklusive schuleigener Bienenvölker. Und wer hätte es gedacht: Die Künstlergruppe Finger erntet auf dem Dach des Museum für Moderne Kunst in Frankfurt pro Jahr bis zu 200 Kilogramm Honig von den zehn Bienenvölkern – immerhin rund eine halbe Millionen Bienen. 

Unterstützen auch Sie den Schutz dieser wichtigen Insekten, sorgen Sie für volle Regale in den Supermärkten und für Artenvielfalt in Stadt und Land. Hinweise finden Sie bei:

  • NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (Link: https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/impressum.html)
  • Bienenfreundliches Hessen (Link: https://bienen.hessen.de/de/startseite.html) 
  • Netzwerk Blühende Landschaft (Link: http://bluehende-landschaft.de/)
  • Deutscher Imkerbund (Link: http://deutscherimkerbund.de/2-Willkommen)
  • Bee Careful (Link: http://www.bee-careful.com/de/initiative/urban-gardening/)
  • Bundesministerium für Ernährung (Link: https://www.bzfe.de/inhalt/imkern-in-der-stadt-29215.html )
  • Deutsches Bienenmonitoring (Link: : https://bienenmonitoring.uni-hohenheim.de/)
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