Wie viel Schlaf braucht der Mensch?
In unserem Leben wechseln sich Zeiten des Schlafens und Zeiten des Wachseins ständig ab. Die regelmäßige Abfolge von Schlafen und Wachen nennt man auch Schlaf-Wach-Rhythmus. Bestimmte Bereiche im Gehirn steuern den Schlaf und das Wachsein. Wann wir schlafen und wann wir wach sind, wird normalerweise durch den Wechsel von Tag und Nacht beeinflusst. Dunkelheit führt zum Beispiel dazu, dass in unserem Gehirn ein bestimmter Botenstoff vermehrt gebildet wird. Dieser Botenstoff heißt Melatonin. Melatonin sorgt dafür, dass wir müde werden und fördert den Schlaf. Man nennt Melatonin deswegen auch das Schlafhormon. Licht hemmt die Bildung von Melatonin.
Warum müssen wir schlafen?
Schlaf ist wichtig, damit wir uns gut fühlen. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Schlaf und körperlichem und seelischem Befinden. Zu wenig Schlaf wirkt sich auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus. Man fühlt sich müde, erschöpft, gereizt und kann sich nicht richtig konzentrieren.
Schlaf ist lebensnotwendig
Warum wir schlafen müssen, konnte noch nicht komplett geklärt werden. Man weiß aber, dass Schlaf lebensnotwendig ist. Im Schlaf bildet das Gehirn Eiweiße. Diese Eiweiße braucht das Gehirn, um bestimmte wichtige Botenstoffe zu bilden.
Das Gehirn bildet unter anderem im Schlaf Botenstoffe, die wichtig für das Wachstum und die Erneuerung der Zellen sind. Geschädigte Zellen im Körper werden repariert. Der Körper erholt sich sozusagen im Schlaf. Auch das Abwehrsystem arbeitet im Schlaf auf Hochtouren. Es bildet dabei viele wichtige Abwehrzellen und Abwehrstoffe. Außerdem verarbeitet das Gehirn im Schlaf Dinge, die wir tagsüber gelernt haben. Schlaf ist also wichtig für das Gedächtnis. Das gilt sowohl für erlernte Fakten, als auch für erlernte Bewegungen.
Ist Schlaf eine natürliche Schutzfunktion?
Eine andere Überlegung ist, dass der Schlaf von der Natur als Schutzfunktion gedacht sein könnte. Er schützt uns vor Übermüdung und sorgt außerdem dafür, dass wir weniger Energie verbrauchen. Möglicherweise hat das uns Menschen im Laufe der Entwicklung einen Vorteil gegenüber anderen Lebewesen verschafft, die nicht schlafen.
Welche Schlafphasen gibt es?
Erst seit etwa 60 Jahren wird Schlaf näher erforscht. Dabei kommt zum Teil komplizierte Technik zum Einsatz, mit der man die Augen-Bewegungen, die Muskel-Anspannung, die Hirnströme, die Atmung und den Herzschlag misst. Mit Hilfe dieser Technik hat man verschiedene Schlafphasen entdeckt. Die einzelnen Schlafphasen wechseln sich in einer Nacht mehrmals in der gleichen Folge ab. Sie unterscheiden sich darin, wie aktiv das Gehirn ist.
Zwei Schlaf-Arten: REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf
Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Schlaf-Arten: REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf. Den Nicht-REM-Schlaf unterteilt man noch einmal in vier verschiedene Arten. Man spricht auch von Schlafstadien.
Stadium I: Der Übergang zwischen Wachsein und Schlafen
Stadium I des Nicht-REM-Schlafs ist der Übergang zwischen dem Wachsein und dem Schlafen. Der Körper entspannt sich, die Muskeln werden schlaff und die Gehirnaktivität nimmt ab. Außerdem wird die Atmung langsamer und der Blutdruck sinkt. Manchmal zucken in dieser Schlafphase die Muskeln kurz oder man hat das Gefühl zu fallen. Bei den meisten Menschen dauert der Übergang zwischen dem Wachsein und dem Schlafen nur wenige Minuten.
Erst in Stadium II beginnt der richtige Schlaf
Erst im Stadium II beginnt der eigentliche Schlaf. Die Gehirnaktivität und die Anspannung der Muskeln nehmen dabei weiter ab. Danach folgen die tiefen Schlafstadien III und IV. In diesen Stadien ist die Gehirnaktivität am langsamsten. In den Schlafstadien III und IV ist man nur schwer aufweckbar. Danach wird der Schlaf wieder oberflächlicher. Es folgt die erste REM-Schlafphase.
REM bedeutet rapid eye movements
Die REM-Schlafphase hat Ihren Namen daher, dass sich unsere Augen in dieser Schlafphase sehr schnell bewegen. Auf Englisch heißt das rapid eye movements oder kurz REM. Außer den Augenmuskeln sind die Muskeln im Körper vollkommen entspannt. Das Gehirn ist in dieser Zeit wieder aktiver. Auch der Blutdruck, der Herzschlag, die Atmung und die Gehirn-Durchblutung steigen im REM-Schlaf an. In der REM-Schlafphase träumen wir wahrscheinlich am meisten. Man nennt den REM-Schlaf daher auch Traumschlaf. In der Vergangenheit wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, in denen man Personen aus verschiedenen Schlafphasen geweckt hat. Dann wurden diese Personen gefragt, ob sie sich an Träume erinnern. Die geweckten Personen haben dabei in einer REM-Schlafphase häufiger von Träumen berichtet als Personen, die in einer anderen Schlafphase geweckt wurden. Zumindest kann man sich also besser an Träume aus dem REM-Schlaf erinnern als an Träume aus anderen Schlafphasen.
Nach dem REM-Schlaf folgt wieder Nicht-REM-Schlaf. Eine Abfolge aus Nicht-REM-Schlaf und REM-Schlaf dauert etwa 90 Minuten. Im Laufe einer Nacht wechseln sich REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf mehrmals ab. Gegen Ende der Nacht werden die Tiefschlafphasen dabei immer seltener und immer kürzer. Die REM-Schlafphasen werden dagegen häufiger und länger.
Wie lange muss man schlafen?
Die Gesamtschlafdauer und auch die Anteile von REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf verändern sich im Laufe des Lebens. Mit zunehmendem Lebensalter nehmen die Gesamtschlafdauer und der Anteil des REM-Schlafes ab.
Der Schlafbedarf ist von Mensch zu Mensch verschieden. Säuglinge schlafen etwa 16 Stunden am Tag. Die meisten Erwachsenen müssen sieben bis acht Stunden schlafen, um sich am nächsten Tag ausgeruht zu fühlen. Der tatsächliche Schlafbedarf kann aber von Mensch zu Mensch sehr stark schwanken. Manche Menschen brauchen nur vier Stunden SchIaf pro Nacht. Andere Menschen müssen zehn Stunden schlafen, um sich ausgeruht zu fühlen. Es gibt also tatsächlich „Kurzschläfer“ und „Langschläfer“.
Bei welchen Erkrankungen treten Schlafstörungen auf?
Meist ist mit einer Schlafstörung gemeint, dass der Schlaf nicht erholsam ist und man sich dadurch schlecht fühlt und weniger leistungsfähig ist. Man spricht dann von einer Insomnie. Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland hat Schlafstörungen.
Es gibt viele verschiedene Ursachen für Schlafstörungen. Dazu gehören einerseits äußere Umstände wie zum Beispiel Lärm, Stress, Medikamente oder bestimmte Lebensgewohnheiten. Solche Lebensgewohnheiten können zum Beispiel unregelmäßige Schlafenszeiten, langer Mittagsschlaf, Alkohol, Kaffee, schwere Mahlzeiten oder Zigaretten vor dem Schlafen sein. Auch Schichtarbeit kann ein Grund für Schlafstörungen sein.
Seelische und körperliche Gründe von Schlafstörungen
Manchmal steckt aber auch eine seelische oder eine körperliche Erkrankung hinter der Schlafstörung. Zum Beispiel haben sehr viele Patienten mit einer Depression Schlafstörungen. Bei einer Depression fühlt man sich niedergeschlagen, freudlos und hat zu nichts Lust. Patienten mit einer Depression haben häufig Probleme, einzuschlafen oder durchzuschlafen und wachen schon früh am Morgen auf. Die Ursache für eine Depression ist meist ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn. Dieses Ungleichgewicht kann zum Beispiel auch dazu führen, dass die Tiefschlafphasen kürzer werden und die erste REM-Schlafphase nach dem Einschlafen früher einsetzt.
Eine körperliche Ursache für Schlafstörungen sind zum Beispiel Atemaussetzer. Atempausen im Schlaf können auch bei gesunden Menschen auftreten. Allerdings sind diese Atempausen sehr kurz und treten sehr selten auf. Von krankhaften, behandlungsbedürftigen Atempausen spricht man, wenn mehr als 10 mindestens 10 Sekunden lange Atempausen in einer Stunde auftreten. Die Atempausen können unter anderem auftreten, wenn die Atemwege sich beim Schlafen verengen oder wenn die Atembewegungen durch Veränderungen im Gehirn nicht mehr normal sind.
Andere körperliche Ursachen für Schlafstörungen sind zum Beispiel Herz-Erkrankungen, Lungen-Erkrankungen, veränderte Schilddrüsen-Botenstoffe, Sodbrennen oder Schmerzen.
Schlafstörungen im Schlaflabor untersuchen
Patienten mit Schlafstörungen kann man in einem Schlaflabor untersuchen. Ein Schlaflabor ist ein besonderes, lärmgeschütztes Zimmer mit verschiedenen Messgeräten. Der Patient schläft eine Nacht in diesem Zimmer. Dabei kann man unter anderem den Blutdruck, die Hirnströme, die Augen-Bewegungen, die Herztätigkeit und die Anspannung der Muskeln im Schlaf messen. Anhand dieser Messwerte kann man beurteilen, wie lange und wie gut der Patient schläft. So kann man herausfinden, ob es körperliche Ursachen für die Schlafstörung gibt und wie sie sich auf den Schlaf auswirken.