Wie genau funktioniert die Verdauung? Aufgaben von Magen, Dünndarm und Dickdarm
Was gehört zum menschlichen Verdauungssystem?
Der Mensch ist von einem riesigen Verdauungsschlauch durchzogen: Die Verdauung beginnt im Mund und reicht bis zum After. In jedem der verschiedenen Verdauungsabschnitte werden wichtige Aufgaben bewältigt. Vom Kauen und Einspeicheln der Nahrung bis hin zum Ausscheidungsvorgang über den Enddarm. Das menschliche Verdauungssystem ist unterteilt in:
- Mund
- Speiseröhre
- Magen
- Zwölffingerdarm
- Leber und Gallenblase
- Bauchspeicheldrüse
- Leerdarm
- Krummdarm
- Dickdarm
- Mastdarm/ Enddarm
- After
Übrigens: Der Darm hat eine Länge von acht Metern und schafft es – dank vieler Falten und Zotten – auf eine Oberfläche von etwa 200 Quadratmetern – das entspricht ungefähr der Größe eines halben Fußballfeldes. Über diese Fläche werden Nährstoffe aufgenommen und dem Körper zugeführt.
Im Mund beginnt die Verdauung
Die Verdauung von Nahrung beginnt im Mund. Zum Mund gehören Lippen, Zahnreihen, Zunge, Rachen, Mundhöhle und Speicheldrüsen. Die Speicheldrüsen im Mund bilden jeden Tag etwa zwei Liter Speichel. Dieses etwas zähe Sekret ist wichtig für die Befeuchtung der Mundschleimhaut, die Abwehr von Keimen und den Schutz der Zähne. Ebenso hilft der Speichel dabei, dass die gekaute und so zerkleinerte Nahrung zu einem feuchten, gut gleitfähigen Brei wird, der sich leicht herunterschlucken lässt. Zugleich enthält Speichel Enzyme, welche bereits im Mund erste Zersetzungsvorgänge anregen. Im Speichel ist unter anderem das Enzym Ptyalin enthalten, die sogenannte Speichelamylase. Dieses Enzym sorgt für die erste chemische Verdauung von Stärke.
Speiseröhre: Verbindung von Mund und Magen
Wenn wir schlucken, wird der Speisebrei über die Speiseröhre (Ösophagus) zum Magen geleitet. Dabei rutscht die eingespeichelte und zerkleinerte Nahrung nicht einfach die Speiseröhre hinunter, sondern wird mit Hilfe wellenförmiger Muskelbewegungen vorangeschoben. Dank der Speisreröhrenmukulatur können wir im Liegen essen - und sogar schlucken, wenn wir auf dem Kopf stehen. Der Schluckvorgang von Mund bis zum Magen funktioniert allerdings nur dann reibungslos, wenn der Bissen gut befeuchtet ist. Vielleicht kennen Sie es: Schluckt man einen zu trockenen Bissen hinunter, kann das richtig weh tun.
Der Magen: Salzsäure zersetzt das Essen
Über die Speiseröhre gelangt der Speisebrei in den Magen. Dafür muss dieser zuerst einen Muskel passieren. Dieser „Wächter“ sorgt dafür, dass der Speisebrei in den Magen gelangt, aber nicht unerwünscht wieder die Speiseröhre hinaufsteigt. Bei Sodbrennen und Reflux ist dieser Muskel meist geschwächt, sodass Magensäure – und manchmal auch Nahrungsbestandteile – die Speiseröhre nach oben steigen und hinter dem Brustbein ein unangenehmes Brennen auslösen. Ist der Speisebrei im Magen angekommen, wird die Verdauung fortgesetzt. Bis zu eineinhalb Liter Speisebrei und Flüssigkeit kann der dehnbare Magen aufnehmen. Landet Essen im Magen, beginnt dieser – genauer die Belegzellen – unter anderem mit der Bildung von Salzsäure. Bis zu drei Liter Salzsäure kann der Magen pro Tag produzieren. Der pH-Wert im Magen liegt bei 1,5 bis 2,0.
Die Säurebildung regt die Freisetzung und Aktivierung von eiweißspaltenden Enzymen für den weiteren Verdauungsprozess an: So wird unter anderem das Enzym Pepsin aktiv, welches für die Eiweißverdauung von Bedeutung ist. Die Magenlipase wiederum ist wichtig für die Verdauung von Fettsäuren. Ebenso werden Bakterien und Keime, die mit der Nahrung in den Magen gelangt sind, mit Hilfe der Säure reduziert. Über die Eigenbewegungen des Mages wird der Speisebrei mit der Magensäure und den Verdauungsenzymen vermischt. Je schwerer verdaulich die Speisen sind, desto länger liegen sie im Magen: Während gekochter Reis beispielsweise nach etwa zwei Stunden den Magen passiert, liegt ein Stück Schweinebraten bis zu sieben Stunden darin. Interessant zu wissen: Kohlenhydrate werden im Magen so gut wie gar nicht verdaut.
Verwertung von Essen im Dünndarm
Das vom Magen vorverdaute Essen wird in kleinen Portionen an den Dünndarm weitergegeben. Der Magenpförtner, auch Pylorus genannt, sorgt dafür, dass gut verwertbare Portionsgrößen in den Darm abgegeben werden. Der Dünndarm setzt sich aus Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm zusammen. In den ersten Abschnitt des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, münden der Ausgang der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die Gallenblase hat bis zu 50 Milliliter von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit auf Vorrat gespeichert, welche für die Fettverdauung bedeutsam ist. Die Bauchspeicheldrüse wiederum gibt täglich bis zu 1,5 Liter Verdauungssaft an den Zwölffingerdarm ab, welcher der Eiweiß-, Stärke- und Fettverdauung dient. Bei den Enzymen unterscheidet man:
- Lipasen: Spaltung von Fetten
- Proteasen: Spaltung von Eiweißen
- Amylasen: Spaltung von Kohlenhydraten
Zusammen mit der Leber sind Gallenblase und Bauchspeicheldrüse für die Zugabe wichtiger Verdauungsenzyme verantwortlich.
Lesetipp: Rucola, Endivie & Co.: Bitteres für eine bessere Verdauung nutzen.
Leerdarm und Krummdarm: Aufnahme von Nährstoffen
Auf den Zwölffingerdarm folgt der Leerdarm, dessen
Hauptaufgabe die Aufnahme von
Maakronährstoffen (Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen) sowie Mikronährstoffen (Vitamine,
Spurenelemente und Mineralstoffe) ist. Im letzten Abschnitt des Dünndarms, dem
Krummdarm, wird die finale Verdauung sichergestellt. Auch erfolgt im Krummdarm die Rückresorption der Gallensäuren sowie die Aufnahme des Vitamins B12. Kurz gesagt: Im Krummdarm erfolgt die abschließende Überprüfung, ob
das Essen gut verdaut und alle wichtige Nährstoffe aufgenommen wurden.
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Der Dickdarm: entzieht dem Stuhl Wasser
Schließlich gelangt der Speisebrei in den Dickdarm. Damit nichts verschwendet wird, das der Körper brauchen kann, hat der Dickdarm die Aufgabe, dem Stuhl Wasser und Elektrolyte zu entziehen und diese wieder dem Körper zuzuführen. Insbesondere die Kaliumrückresorption stellt der Dickdarm sicher. Im Dickdarm sitzt zudem das Darmmikrobiom des Menschen, also seine Darmflora. Der Darmflora wird unter anderem eine wichtige Rolle für das Immunsystem zugeschrieben. Je nach Essen vergären die dort ansässigen Bakterien die Speisereste und es bilden sich Gase, die wir als Blähungen bemerken. Sind die Eigenbewegungen des Dickdarms langsam, kann hier auch Verstopfung entstehen. Je länger die Speisereste im Dickdarm verweilen, desto trockener werden sie – was die Ausscheidung zusätzlich erschwert.
Mastdarm (Enddarm): Vorbereitung auf die Stuhlentleerung
Im letzten Abschnitt des Dickdarms, Mastdarm oder Enddarm genannt, wird der Stuhl gespeichert. Hat sich eine ausreichend große Menge angesammelt und ist der Druck auf die Darmwand entsprechend hoch, wird ein Entleerungsreiz gesetzt. Die meisten Menschen können morgens nach dem Aufstehen gut auf die Toilette, da dann die Darmaktivität besonders hoch ist. Wer das Signal der Darmentleerung immer wieder ignoriert und nicht auf Toilette geht, riskiert, dass der Darm träge wird.
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Quellen: