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Wenn Eltern depressiv sind: So gelingt Unterstützung für das Kind
Was ist eine Depression?
Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zufolge erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Betroffene einer Depression leiden unter einer anhaltend gedrückten und traurigen Stimmung. Sie können kaum oder keine Lebensfreude mehr spüren, befinden sich in einem ständigen Kreislauf negativer Gedanken und Hoffnungslosigkeit, fühlen sich erschöpft und antriebslos und können oft einfachste Aufgaben des Alltags nicht mehr bewältigen. Sie möchten im Bett liegen, Ruhe haben und Verantwortung abgeben.
Depression in der Schwangerschaft und nach der Geburt
Eine Depression kann jeden treffen, unabhängig von Alter und Geschlecht. Sogar in der Schwangerschaft und nach der Geburt (postpartale Depression) kann eine Depression auftreten. Bereits hier beginnt die extreme emotionale Belastung für die Betroffenen: In einer Lebensphase, die doch eigentlich mit Freude und Glück verbunden ist, fühlen sie sich traurig, ängstlich und überfordert. „Was ist los mit mir?“, fragen sich depressive Eltern dann verzweifelt. Warum freue ich mich nicht auf mein Kind? Wo ist die Liebe für mein Kind? Warum spüre ich so wenig? Warum bin ich überfordert und möchte alleine sein und meine Ruhe haben? Diese Gedanken münden bei depressiven Müttern und Vätern nicht selten in dem Gefühl, „falsch zu sein“ oder keine gute Mutter oder kein guter Vater zu sein.
Hier ist es wichtig, Bewusstsein zu schaffen: Betroffene sind weder „falsch“ noch haben sie Schuld an ihrer starken Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Auch haben sie nicht als Eltern versagt. Eine Depression ist eine behandlungsbedürftige Krankheit. Betroffene sollten sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen – für sich ihrem Partner und ihrem Kind zuliebe. Eine Depression ist keine Phase, die man durchstehen kann, indem man sich zusammenreißt. Wer eine Depression hat, benötigt Unterstützung von Psychiater:innen oder Psychotherapeut:innen.
Depression nach der Geburt: Symptome
Zehn bis 15 Prozent der Frauen entwickeln nach einer Geburt eine postpartale Depression. Die postpartale Depression tritt im ersten Jahr nach der Entbindung auf. Sie unterscheidet sich vom „Baby Blues“ (kurz andauernde depressive Verstimmung nach der Geburt) durch ihre anhaltende Symptomatik. Symptome, welche auf eine Depression nach der Geburt hindeuten können, sind:
- ausgeprägte emotionale Instabilität
- fehlende positive Gefühle dem Neugeborenen gegenüber bis hin zu Gefühllosigkeit
- Angst und Sorge um das Wohlergehen des Kindes
- ausgeprägte Zweifel an den Fähigkeiten als Mutter oder Vater
- Ängste, den Anforderungen nicht gerecht zu werden
- Überforderung mit der Situation
- Stillprobleme
- Zwangsgedanken
Diese Symptome erschweren die Eltern-Kind-Bindung und sind mit einem enormen Leidensdruck für die Eltern verbunden. Ebenso bergen sie Risiken für das Kind, wenn Versorgung und Zuwendung nicht sichergestellt sind oder gar Gedanken entstehen, die dem Kind schaden könnten. Daher ist eine sofortige professionelle Hilfe notwendig. Depressive Mütter können sich an ihren Gynäkologen oder ihre Gynäkologin, an ihre Hebamme oder an die hausärztliche Praxis wenden. Depressive Väter können auf den:die Hausärzt:in zugehen. Im weiteren Schritt kann eine Überweisung an eine psychiatrische Praxis oder psychotherapeutische Praxis erfolgen. In schweren Fällen kann ein Klinikaufenthalt notwendig sein.
Wie wirkt sich eine Depression auf die Eltern aus?
Ebenso ist es möglich, dass Eltern die ersten Lebensjahre mit dem Kind genießen und plötzlich ein Ereignis oder eine Herausforderung in das Leben tritt, welche die psychische Stabilität ins Wanken bringt. Da eine Depression schleichend in das Leben treten kann, fallen die Veränderungen im Fühlen, Erleben und Handeln oft nicht sofort auf. Eine depressive Mutter oder ein depressiver Vater wissen diese Veränderungen oft lange nicht einzuordnen und auch die gesunden Familienmitglieder können sich nicht erklären, was mit dem Betroffenen los ist. Irgendwann bemerken die Familie und das Kind, dass etwas deutlich anders ist als zuvor. Der nicht betroffene Partner und das Kind spüren eine zunehmende Distanz. Sie kommen an den Depressiven „nicht mehr heran“. Er oder sie zieht sich zunehmend zurück. Das Lachen weicht, die Traurigkeit kommt – und bleibt. Depressive Mütter und Väter fühlen sich zunehmend unter Druck, den Alltag aufrechtzuerhalten. Hinzu kommen Selbstvorwürfe und Ängste, die Familie im Stich zu lassen. Dieses Spannungsfeld verstärkt nicht selten die Symptomatik bei Eltern mit Depressionen. Mögliche Symptome einer Depression bei Vater oder Mutter sind:
Drei Hauptsymptome
- gedrückte, depressive Stimmung
- Interessenverlust und Freudlosigkeit
- Antriebsmangel und Ermüdbarkeit
Nebensymptome
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- starke Zukunftsängste und Schwarzsehen
- Suizidgedanken, Selbstverletzung, Suizidversuche
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
Eine Depression wird diagnostiziert, wenn mindestens zwei Haupt- und zwei Nebensymptome vorliegen. Die Beschwerden müssen wenigstens zwei Wochen lang anhalten. Bei der Einschätzung ist sowohl der derzeitige Gemütszustand wichtig als auch der Verlauf der letzten Wochen. Wichtig: Die hier genannten Symptome ersetzten nicht den Arztbesuch und sind nicht zur Diagnosestellung geeignet. Bei Verdacht auf eine Depression sollte in jedem Fall ärztliche Hilfe gesucht werden – im Interesse der Eltern und des Kindes.
Des Weiteren können körperliche Symptome auftreten. Körperliche Symptome von Depressionen bei Eltern können sein:
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Appetitstörungen
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Rückenschmerzen
- Schwindel
- Tinnitus
- Muskelverspannungen
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Verlust des sexuellen Interesses
Wichtig: Die genannten körperlichen Beschwerden können auch eine Erkrankung als Ursache haben. Eine ärztliche Untersuchung ist daher dringend anzuraten.
Lesetipp: Depression Test: Habe ich Depressionen?
Elterliche Depression: Kinder beziehen die Krankheit oft auf sich
Kinder beziehen vieles auf sich. Daher fühlen sie sich nicht selten verantwortlich für das veränderte Verhalten des depressiven Elternteils, weil sie sich nicht erklären können, was los ist. Sie wollen helfen. Gerade Kinder haben das Bedürfnis, „es wieder gut zu machen“. Sie versuchen oft, über ein Verhalten, von dem sie glauben, dass es erwünscht ist, die Situation zu stabilisieren – und damit auch den gesunden Elternteil zu entlasten. Dies kann einen enormen inneren Druck im Kind verursachen, welcher zunimmt, wenn es spürt, dass seine Bemühungen nicht den erhofften Erfolg erzielen. Es bekommt Zweifel, ob die depressive Mutter oder der depressive Vater es noch liebt. Es kann das Gefühl entwickeln, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt, dass es etwas falsch gemacht hat. Fühlt sich das Kind schuldig an der Depression – verschlimmert das die Gesamtsituation.
Der Einfluss der Depression auf die Eltern-Kind-Beziehung
Eine Depression der Eltern oder eines Elternteils belastet das Kind automatisch mit. Nicht nur, weil es depressiven Eltern oft schwerfällt, in dem Maße für das Kind da zu sein und seine Bedürfnisse zu erfüllen, wie es das braucht und wie Eltern es gerne sein möchten. Zudem geben sie sich oftmals die Schuld für die veränderte Familiendynamik, was die Situation zusätzlich erschwert.
Ebenso spüren sie, dass auch der gesunde Elternteil belastet und mit der Situation oft überfordert ist. Also versuchen Kinder, auch hier zu helfen und verspüren zunehmend Ängste und Sorgen. Ältere Kinder geraten leicht selbst in die Elternrolle und bekommen möglicherweise Verantwortung übertragen, die sie noch nicht tragen können, etwa die Geschwister mit zu versorgen, die depressive Mutter oder den depressiven Vater zu beruhigen oder zu trösten, einkaufen zu gehen und andere Aufgaben. Das Absurde: In dieser ungesunden Rollenverteilung gibt das Kind dem kranken Elternteil das, was es eigentlich selbst von diesem bräuchte.
Diese Dynamiken kommen unbewusst in Gang und sind für das familiäre Zusammensein eine starke Belastung und Herausforderung – und Brennstoff für Konflikte und eine kritische Entwicklungssituation für das Kind.
Haben Eltern Depressionen, gerät die Welt des Kindes ins Wanken
Das bedeutet: Durch die Depression der Eltern gerät das stabile Umfeld des Kindes zunehmend ins Wanken – und es wankt mit. Die fehlende Sicherheit und Zuverlässigkeit sowie der Wunsch, helfen zu wollen, haben zur Folge, dass das Kind ständig angespannt und auf das Verhalten der Eltern fokussiert ist, um regulierend einzuwirken. Das kostet Kraft und kann die psychische Gesundheit des Kindes gefährden. Zudem ist bekannt, dass das Risiko von Kindern psychisch kranker Eltern erhöht ist, im Laufe des Lebens selbst an einer Depression zu erkranken.
Auswirkungen depressiver Mütter und Väter auf das Kind
Ein Überblick über häufige Problemstellungen für Kinder psychisch kranker Eltern:
- Ängste (Was passiert mit Mama oder Papa?)
- Schuldgefühle (Ich bin schuld am Zustand der Eltern.)
- Desorientierung/ Hilflosigkeit (Was ist los mit meinen Eltern?)
- Tabuisierung/Scham/ Angst vor Abwertung durch andere (Ich darf nicht über die Probleme in der Familie reden. Meine Eltern sind „anders“. Ich darf niemand mit nach Hause bringen. Andere reden über uns.)
- Betreuungsdefizite (Mama oder Papa hat kaum Zeit für mich. Ich fühle mich alleingelassen.)
- Einbindung in Konfliktsituationen (Mama und Papa streiten oft. Mama ist wütend auf Papa. Lieben sich meine Eltern noch?)
- Übernahme von Verantwortung gegenüber der Familie und den Geschwistern (Ich muss meinen Geschwistern helfen.)
- Einnahme der Beschützerrolle für die Eltern (Ich muss meinen Eltern helfen. Ich muss lieb sein und darf keinen Ärger machen. Ich mag Mama oder Papa trösten.)
- Übernahme von Haushaltstätigkeiten, Einkaufen usw. = weniger Zeit, Kind zu sein
- Das Gefühl, nicht geliebt zu werden, nicht wichtig zu sein (Haben mich meine Eltern noch lieb?)
- Loyalitätskonflikte (Papa ist wütend auf Mama. Aber ich liebe Mama doch.)
- Spannungsfelder (Darf ich Spaß haben, wenn es Mama oder Papa schlecht geht?)
- Überforderung durch die familiäre Situation und die Schulanforderungen (Ich schlafe schlecht und habe oft Bauchweh. In der Schule kann ich mich nicht konzentrieren. Mir ist alles zu viel. Ich habe Angst.)
Lesetipp: Depressionen bei Kindern: So kann geholfen werden.
Hinweise, dass das Kind unter der Depression der Eltern leidet
Wie sich die Familiendynamik unter einer Depression entwickelt, ist unter anderem abhängig von der Ausprägung der Depression, vom erkrankten Elternteil, vom Alter des Kindes, davon wie die Familie beziehungsweise das Miteinander vorher war und welche Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und genutzt werden. Je früher die Familie Unterstützung erhält, desto besser. Mögliche Symptome, die darauf hindeuten, dass das Kind durch die Depression eines Elternteils belastet ist, sind:
- häufiges Weinen
- Niedergeschlagenheit
- Anspannung
- Rückzug von Freunden
- viel Schlafen
- Klammern/Nicht allein sein wollen
- Ängste
- Schlafstörungen/Albträume
- Konzentrationsstörungen
- Wiedereinnässen nach einer Trockenphase
- häufige Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen
- Unsicherheit/Übervorsichtigkeit
- kein Interesse zu spielen
- möglicherweise zunehmende Aggressionen
- gestörter Appetit/Essensverweigerung
- Leistungsrückgang in der Schule
Depression der Eltern dem Kind erklären
Depressionen betreffen die gesamte Familie. Daher ist es wichtig, dass sich Eltern in Behandlung begeben und Kinder ihrem Alter gemäß mit einbezogen werden. Es ist wichtig, dass das Kind erklärt bekommt, dass ein Elternteil krank ist und es nicht schuld oder gar verantwortlich für die Erkrankung ist. Ebenfalls ist es wichtig, dem Kind zu erklären, dass es nicht an ihm liegt, dass der depressive Elternteil seine Liebe gerade nicht so zeigen kann – und dass die Liebe aber trotzdem da ist und das Kind gut so ist, wie es ist. Ebenso ist es wichtig, dass das Kind mit der depressiven Mutter oder dem depressiven Vater in einem gesunden Maß Kontakt hat. Das ist wichtig für beide Seiten und stärkt die Bindung.
Kinder unterstützen: Tipps für Eltern mit Depressionen
Ebenso ist es von Bedeutung, dass das Kind weiter einen geregelten Tagesablauf hat, in den Kindergarten oder zur Schule geht, gut versorgt ist, regelmäßige Mahlzeiten bekommt, Zeit mit Freunden verbringt, Hobbies lebt und die Möglichkeit hat, sich einer Person anzuvertrauen, wenn Ängste und Sorgen kommen. Das Kind braucht Stabilität und Routine. Gerade bei psychischen Belastungen ist ein Schutzraum wertvoll: Ein Raum, in dem das Kind gestützt und in seiner Entwicklung und Entfaltung gefördert wird. Das kann bei Bedarf im Rahmen einer begleitenden Psychotherapie erfolgen. Ebenfalls wertvoll ist der Kontakt mit engen Freunden, Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen, bei denen das Kind ganz es selbst sein und unbeschwert agieren darf. Gemeinsame Aktivitäten mit den Eltern, Zeit mit Freunden sowie Erlebnisse mit Angehörigen fördern eine gesunde Entwicklung.
Lesetipp: Depressionen bei Kindern: Symptome und Hilfe.
Hilfen für Kinder depressiver Eltern
Bemerken Eltern, dass ihre Depression das Familiengefüge stark belastet und sie an ihre Grenzen kommen, sollten sie neben der Therapie weitere Hilfestellungen suchen – für sich und das Kind. Kinderärzt:innen und Psychotherapeut:innen in ihrer Nähe finden Eltern im Branchenkatalog von Gelbe Seiten. Bei akuten Sorgen bietet die „Nummer gegen Kummer“ Unterstützung: Das telefonische Angebot gibt es für Eltern (0800 111 0 550) und für Kinder und Jugendliche (116 111). Die telefonische Beratung ist anonym und kostenlos. Ebenfalls Hilfe finden Betroffene und Kinder bei der Telefonseelsorge (0800 111 0 111). Im Rahmen des Angebots „DDL-Peer-Mail“ der Deutschen DepressionsLiga e. V. haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, per E-Mail Fragen an Menschen zu richten, die an einer Depression erkrankt waren. Das Angebot „Krisenchat“ gibt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, über Chat Hilfe bei ExpertInnen anzufragen – entweder per SMS oder WhatsApp. Das Info-Telefon der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet Hilfe und Information zum Umgang mit der Erkrankung (0800 33 44 533).
Depressionen bei Eltern: Wie können Angehörige und Freunde helfen?
Vermuten Angehörige, Freunde oder andere Menschen aus dem sozialen Umfeld, dass die Mutter oder der Vater eines Kindes depressiv ist, gibt es verschiedene Wege, mit der Familie ins Gespräch zu gehen und zu helfen. Folgende Anregungen können möglicherweise helfen:
- Offen fragen, wie es geht.
- Zuhören und respektvoll mit dem Gegenüber umgehen.
- Eigene Ratschläge zurückhalten und dem Gegenüber Raum geben.
- Keine Schuldzuweisungen äußern, sondern Verständnis zeigen.
- Bedürfnisse erfragen.
- Sorgen erfragen.
- Ermuntern, einen Arzttermin zu vereinbaren und anbieten, bei der Terminvereinbarung zu helfen oder zum Arzt zu begleiten.
- Hilfe bei der Suche nach Therapie- und Unterstützungsangeboten anbieten.
- Anderen Familienmitgliedern ein offenes Ohr signalisieren.
- Fragen, ob man bei der Gestaltung des Tagesablaufs unterstützen kann.
- Bei Entscheidungen dem Betroffenen helfen, diese nach objektiven Gesichtspunkten abzuwägen.
- Suizidgedanken unbedingt ernst nehmen.
Lesetipp: Depressionen: Wie Angehörige helfen können.
Die Bedeutung der Selbstfürsorge für Eltern mit Depressionen
Eltern mit Depressionen stehen in einem extremen Spannungsfeld. Familie, Beruf und die Depression zu vereinbaren, empfinden Betroffene meist als eine schier unlösbare Aufgabe. Sind sie doch selbst so sehr durch die Depression belastet – wie sollen sie noch die anderen Herausforderungen bewältigen? Wie auch in dieser schweren Situation Selbstfürsorge gelingen kann, vermittelt die Psychotherapie. Im Rahmen der Therapie lernen Betroffene den Umgang mit der Erkrankung und mit sich, erfahren, was ihnen guttut und wie sie ihren Alltag bestmöglich bewältigen können. Sie lernen, dass man nicht immer funktionieren kann/muss und dass jeder krank werden kann, ob körperlich oder psychisch.
Sie lernen, dass es möglich ist, die Erkrankung zu behandeln und dass sie keine schlechten Eltern sind, weil sie krank sind. Und sie erfahren, wie ein achtsamer Umgang mit sich selbst Linderung bringen kann: So können Spaziergänge – auch wenn sie kurz sind – Energie zurückgeben. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung helfen, den Körper und die Psyche zu unterstützen. Feste Strukturen bieten Orientierung. Und auch eine realistische Selbsteinschätzung ist wichtig: Was schaffe ich aktuell? Wie kann ich meine Energie so aufteilen, dass ich gemeinsam mit der Familie bestmöglich den Tag gestalten kann?
Ebenfalls hilfreich:
- Verlieren Sie nicht den Mut bei Rückfällen. Geben Sie nicht auf.
- Verzichten Sie auf Alkohol. Alkohol verstärkt Stimmungsschwankungen und macht träge. Und Alkohol erhöht das Rückfallrisiko der Depression in der Genesungsphase.
- Achten Sie darauf, sich nicht völlig zurückzuziehen. Soziale Isolation macht einsam und verstärkt Traurigkeit. Der Austausch mit anderen Menschen hilft, die Stimmung zu verbessern. Sie erfahren Neues und nehmen am Leben der anderen teil.
- Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Austausch und verbringen Sie Zeit mit ihm. Es braucht Ihre Liebe und Zuwendung. Erklären Sie ihm auch, wenn Sie mal mehr Ruhe brauchen.
- Treffen Sie in einer akuten Episode keine weitreichenden Entscheidungen bezüglich des Arbeitsplatzes, der Wohnsituation, Partnerschaft oder Familie. Suchen Sie das Gespräch mit anderen und hören Sie sich deren Einschätzung an.
- Schauen Sie immer wieder aufmerksam: Was tut mir gut? Was schenkt mir Kraft? Versuchen Sie davon möglichst viel in Ihren Alltag zu integrieren.
- Gehen Sie regelmäßig zu den therapeutischen Terminen und nehmen Sie Arztbesuche wahr. Wenn Sie merken, dass es Ihnen schwerfällt, solche Termine einzuhalten: Bitten Sie Ihr Umfeld um Hilfe.
Eine Depression kann jeden treffen. Dies hat nichts mit Schuld oder Versagen zu tun. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die behandelbar ist. Suchen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression erkrankt zu sein. Gehen Sie möglichst offen mit der Situation um und scheuen Sie sich nicht, Angehörige und Freunde um Unterstützung zu fragen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind gut versorgt ist und erklären Sie ihm, sofern das Alter des Kindes es zulässt, dass sie krank sind und dass das veränderte Verhalten nichts mit ihm zu tun hat. Verlieren Sie nicht den Mut. Mit Hilfe therapeutischer Unterstützung können Sie die Erkrankung überwinden – und wieder für Ihre Familie da sein, wie Sie es sich wünschen.
Quellen: