Was ist ein Psychopath?
Wann spricht ein Arzt von Psychopathie?
Psychopathie wird medizinisch bis heute nicht klar definiert. Sie wird jedoch als eine extreme Ausprägung der dissozialen Persönlichkeitsstörung angesehen, bei denen der Betroffene äußerst stark emotional beeinträchtigt ist. Die Neurobiologie geht durch wissenschaftliche Studien von Struktur- und Funktionsdefiziten in verschiedenen Hirnregionen aus, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.
Hieraus resultieren sozial unpassende und schädigende Verhaltensweisen, die auch bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung vorliegen, und gegen die der Psychopath nicht vorgehen kann. Betroffene können diese Störung nicht erkennen, missachten soziale Normen und Regeln, zeichnet sich durch fehlendes Schuldbewusstsein und geringes Einfühlungsvermögen bis hin zur Verantwortungslosigkeit aus.
Da Betroffene ihr Verhalten als "richtig empfinden", sehen sie keinen Behandlungsbedarf der Erkrankung. Die fehlende Krankheitseinsicht und die ich-bezogene Wahrnehmung der betroffenen Personen machen aus der Psychopathie eine schwer behandelbare und oft unterschätzte Erkrankung.
Durch die Alltagsfunktionalität der Betroffenen und das Wissen um das "richtige" Verhalten wird die Persönlichkeitsstörung erst beim näheren Kennenlernen deutlich, die jedoch durch das Fehlen von Empathie und die Oberflächlichkeit der Beziehungen eines Psychopathen schwierig ist. Die Psychopathie als eigenständige Erkrankung zeigt sich mitunter auch als Komorbidität (Begleiterkrankung) bei Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oder Borderline-Erkrankungen.
Welche Symptome zeigt ein Psychopath?
Ein Psychopath zeigt die Symptome einer dissozialen Persönlichkeitsstörung mit extremen Ausprägungen. Im Alltag zeigen sich Betroffene unauffällig oder nur angenehm auffällig. Viele Betroffene besitzen einen außergewöhnlichen, jedoch oberflächlichen Charme, der mit Sprachgewandtheit, Lügen und manipulativen Verhaltensweisen zugleich Empathie vorgaukelt, die jedoch nicht vorhanden ist.
Sie kennen die gesellschaftlichen Normen durchaus und spielen deren Erfüllung gerne vor, um ihre kurzfristigen Ziele zu erreichen. Das Verfolgen größerer und langfristiger Ziele ist Betroffenen hingegen fremd, da ihnen die Ausdauer und die Bereitschaft zur eigeninitiativen Anstrengung fehlt. Lieber nutzen sie andere aus und werten sie zugleich ab, um ihre Ziele auf Abkürzungen zu erreichen.
Psychopathen leben häufig auf Kosten anderer Menschen. Sie zeigen dabei ein hohes Maß an Impulsivität und Verantwortungslosigkeit, führen nur oberflächliche Kontakte zu Mitmenschen (häufig wechselnde Partner/Sexualpartner) und verfügen über eine unzureichende Impulskontrolle. Gleichzeitig versuchen sie, ihre Mitmenschen durch Manipulation zu kontrollieren. Das Stimulationsbedürfnis Betroffener ist sehr hoch und geht mit einem übersteigerten Selbstwertgefühl und einem Mangel an Schuldbewusstsein einher.
Gefühlskälte und Rücksichtslosigkeit
Die Emphatielosigkeit gepaart mit der Fähigkeit zu rein rationalen Denkmustern machen den Psychopathen zu einem Menschen, der ohne Reue auch unkonventionelle oder gar verbotene Wege geht, um seine Wünsche zu erfüllen.. Die Bereitschaft oder die Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung ist Psychopathen fremd.
Häufig nutzen sie ihre Sprachgewandtheit daher auch, um mögliche Schuld anderen zu übertragen. Sie gehen schnell in Konfrontation, neigen zu hemmungslosen Aggressionen und kriminellen Handlungsweisen sowie bewussten Regelbrüchen. Viele Straftäter zeigen psychopathische Verhaltensweisen auf, wenngleich nicht jeder Psychopath straffällig wird.
In der forensischen Kriminalistik wird entsprechend eine Liste mit 20 Kriterien in den Dimensionen "interpersonell-affektiv" (lebenslange Kernmerkmale) und "antisozial-deviant" (chronisch instabile Verhaltensstörung mit Abnahme im Alter) nach dem kanadischen Kriminalpsychologen Robert D. Hare genutzt, um die Intensität einer vorliegenden Psychopathie bei Straftätern festzustellen, die inzwischen auch in der allgemeinen Psychologie zum Einsatz kommen kann.