Wann müssen Mandeln entfernt werden?
Im Zweifelsfall für die Mandeln
Heute weiß man, dass die Gaumenmandeln wichtig für ein gesundes Immunsystem sind. Hier kommt der Körper zum ersten Mal mit Keimen aus Atemluft und Nahrungsmitteln in Kontakt. Dieser ist notwendig, damit das junge Immunsystem zwischen gut und böse zu unterscheiden lernt. Zudem ist das Risiko von Nachblutungen relativ hoch.
Wann werden die Mandeln entfernt?
Eine Tonsillektomie steht an, wenn in zwölf Monaten mehr als drei Mandelentzündungen auftreten und das lymphatische Gewebe im Rachen Atem- und Schluckbeschwerden hervorruft. Die Schmerzen können zu mangelndem Appetit und Fehlstellungen des Kiefers führen. Hinzu kommen Atemprobleme wie Schnarchen und Atemaussetzer.
Man versucht, bis zum fünften Lebensjahr zu warten - bis dahin hat das kindliche Immunsystem das Meiste gelernt. Zu einer Tonsillektomie entschließt man sich erst, wenn trotz mehrfacher Antibiose die Infektion fortbesteht.
Eine zeitnahe Operation ist bei einem Peritonealabszess (PTA) notwendig. Haben sich die Bakterien in der unmittelbaren Umgebung ausgebreitet, ist meist nur eine Rachenmandel dick angeschwollen. Wird der Eiterherd nicht beseitigt, breiten sich die Keime im umliegenden Gewebe aus (Hals-Phlegmone) und können in die Blutbahn gelangen.
Wie läuft die operative Entfernung der Mandeln ab?
Die Tonsillektomie ist die häufigste HNO-Operation. Dabei entfernt man stationär oder ambulant die beiden Gaumenmandeln. Meistens geschieht das unter Narkose, bei Erwachsenen selten mit örtlicher Betäubung. Geräte, die mit Hitze, Ultraschall, Radiofrequenz oder hochfrequentem elektrischem Strom arbeiten, haben heutzutage Skalpell und Tonsillenschere ersetzt.
Tonsillotomie als Alternative zur Mandelentfernung
Als Tonsillotomie bezeichnet man die teilweise Abtragung der Gaumenmandeln. So verbleibt ein Rest des lymphatischen Gewebes, das weiter seinen Zweck erfüllt. Die Vorgehensweise ist die gleiche wie bei der Tonsillektomie. Vorteilhaft sind das geringere Risiko von Nachblutungen und die deutlich geminderten Schmerzen.
Mandelentfernung bei Kindern und Erwachsenen
Kinder stecken eine solche Operation wesentlich besser weg als Erwachsene, die zudem häufig mit Nachblutungen zu kämpfen haben. Am schlimmsten sind die tagelangen Halsschmerzen. Die damit verbundenen Schluckbeschwerden lassen sich mit einer Tüte Eis am besten im Zaum halten - eine ärztliche Verordnung, gegen die wohl kein Kind etwas einzuwenden hat.
Risiko Nachblutungen nach Mandeloperation
Schätzungen zufolge kommt es bei ein bis sechs Prozent aller Tonsillektomien zu Nachblutungen, entweder direkt nach der OP (Primärblutungen) oder im späteren Verlauf (Sekundärblutungen). Sie müssen sofort ärztlich versorgt werden und sind keineswegs harmlos - in Deutschland sorgen sie für ein bis zwei Todesfälle im Jahr.
Wie soll ich mich nach einer Mandel-OP verhalten?
Am wichtigsten ist die Schonung der Wunde. Dummerweise muss alles Essbare ausgerechnet diese Engstelle passieren. Daher sollte man sich anfangs auf weiche Nahrung wie Suppen oder Brei beschränken. Das Essen darf nicht allzu salzig und vor allem nicht zu heiß, zu kalt oder gar scharf gewürzt sein. Hält sich ein Patient nicht daran, merkt er ganz schnell, warum man das empfiehlt. Bei Getränken sollte man alles Saure vermeiden - dazu gehören sowohl die Fruchtsäuren in Säften als auch die Säuerungsmittel in Limonaden. Rauchen und Alkohol verbieten sich unbedingt, da sie die Wundheilung beeinträchtigen.