Verlustangst überwinden: Was hilft?
Ursachen für Verlustängste
Meist liegen die Ursachen für Verlustängste in den frühen Lebensjahren. Idealerweise lernen Kinder mit Verlusten umzugehen; ganz nach dem Motto: Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein. Klappt das nicht, erlebt das Kind Verluste als etwas existenziell Bedrohliches und entwickelt eine irrationale Angst davor. Diese Verlustangst beeinflusst dann bis ins Erwachsenenalter hinein alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Typische Gründe, die zu Verlustängsten führen, sind:
- Tod von Bezugspersonen
- Trennung der Eltern
- Vernachlässigung
Traumatische Erfahrungen wie Tod oder Trennung können auch bei Erwachsenen noch zur späten Ausbildung von Verlustangst führen.
Verlustangst bei Kindern erkennen
Kinder können ihre Ängste schwer artikulieren. Daher ist es extrem wichtig, auf Symptome zu achten, die auf Verlustangst hindeuten können. Dazu gehören psychosomatische Probleme wie:
- Bauchschmerzen
- Stottern
- Bettnässen
Auch Verhaltensauffälligkeiten können ein Indiz sein, wie beispielsweise:
- gereiztes und aggressives Verhalten
- mangelnde Konzentration und geistige Abwesenheit
- heftige emotionale Ausbrüche, wenn die Bezugsperson geht
- Kind lässt sich schwer trösten
Bei aufmerksamer Beobachtung lässt sich Verlustangst bekämpfen, noch bevor sie Wurzeln schlagen kann.
Verlustangst bei Kindern vorbeugen und bekämpfen
Eltern sollten die Ängste ihrer Kinder stets ernst nehmen. Das Kind auszulachen, zu beschämen oder seine Angst kleinzureden, führt dazu, dass es sich alleingelassen fühlt. Das darf nicht passieren. Die Zauberworte, um Verlustangst bekämpfen zu können, sind:
- Aufmerksamkeit
- Nähe
- Akzeptanz
Streit und das Setzen von Grenzen sind dennoch erlaubt, ja sogar notwendig. Der wichtige Punkt: Kritisieren Sie nicht das Kind als Person, sondern nur sein Verhalten und zeigen Sie, dass immer eine Versöhnung möglich ist.
So verinnerlicht das Kind, dass Konflikte und Verluste zwar Schmerz und Trauer verursachen, diese Gefühle jedoch vorübergehen und es auch weiterhin Freude im Leben gibt. Intensive Gesprächs- und Spielzeiten sind ein guter Ansatz. Ein Kinderpsychologe hilft, starke Verlustangst überwinden zu lernen.
Symptome von Verlustangst bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen bezieht sich die Verlustangst vor allem auf die Beziehung, mitunter auch auf Beruf, sozialen Status oder materielle Dinge. Die Ängste führen zu Verhaltensweisen wie:
- Kontrollzwang
- Klammern an Personen
- Selbstaufgabe, um anderen zu gefallen
- Eifersucht
- Misstrauen
- allgemeiner Pessimismus
Außerdem leiden Betroffene häufig unter:
- Depressionen
- Minderwertigkeitsgefühlen
- Bindungsangst
Erwachsene stecken oft in einem Teufelskreis: Um den Partner, den Job oder andere Dinge nicht zu verlieren, wenden sie verschiedene Strategien – wie übermäßige Anpassung oder übertriebene Kontrolle – an, die wiederum bewirken, dass eine eigentlich glückliche Beziehung scheitert.
Ist das Problem aber erst einmal erkannt, lässt sich die Verlustangst überwinden – doch hierfür ist viel Arbeit und Geduld gefragt.
Als Erwachsener Verlustangst bekämpfen
Um die Verlustangst bekämpfen zu können, muss das Problem aus verschiedenen Perspektiven angegangen werden:
- (Kindheits-)Trauma aufarbeiten
- Selbstwertgefühl steigern
- Negative Denkmuster aufbrechen
- Loslassen lernen
- Zeit allein positiv gestalten
- Offene Kommunikation mit dem Partner
Insbesondere bei der Aufarbeitung von tiefen Traumata ist therapeutische Hilfe ratsam. In den anderen Aspekten kann ein Therapeut Sie ebenfalls darin unterstützen, Ihre Verlustangst zu überwinden. Doch auch allein können Sie einiges tun, um Ihre Verlustangst zu bekämpfen.
Vertrauen und Selbstwertgefühl stärken
Damit Sie Ihre Verlustangst überwinden, hilft es, Vertrauen in sich selbst und andere Menschen aufzubauen. Behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie Ihres eigenen Glückes Schmied sind. Verinnerlichen Sie, dass nicht alle schlimmen Ereignisse Ihre Schuld sind. Machen Sie sich klar, dass ein Verlust nicht das Ende der Welt bedeutet, sondern nur für eine gewisse Zeit wehtut. Sagen Sie sich: “Ich bin wertvoll!”
Negative Denkmuster aufbrechen
Ein Gefühlstagebuch kann hilfreich sein, wenn Sie Ihre Verlustängste bekämpfen wollen. Notieren Sie sich Situationen, in denen Sie sich ängstlich gefühlt haben und warum. Versuchen Sie dann aktiv, die Situation aus einem weniger pessimistischen Blickwinkel zu betrachten. Nur, weil Ihr Partner unaufmerksam wirkt, muss das nichts Schlimmes bedeuten. Vermutlich hatte er einfach nur einen stressigen Arbeitstag oder ist müde, aber er liebt sie immer noch genauso wie sonst und ist gern mit Ihnen zusammen.
Loslassen lernen
Menschen mit Verlustängsten hängen an vergangenen Ereignissen fest oder sind gelähmt durch die Panik vor dem, was kommen könnte. Autogenes Training, Qi Gong und Achtsamkeitstraining helfen, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. So können Sie die Erfahrung machen, dass negative Ereignisse nicht alles überschatten müssen.
Zeit allein positiv gestalten
Wenn Sie Verlustangst bekämpfen, ist eine Erkenntnis extrem wichtig: Alleinsein ist nicht gefährlich. Tun Sie schöne Dinge, die nur Sie betreffen. Das kann mit kleinen Schritten beginnen wie einem entspannenden Bad oder einer Stunde mit Ihrem Lieblingsbuch im Garten. Auch ein neues Hobby, dem nur Sie sich widmen, ist ein guter Ansatz. Irgendwann fahren Sie vielleicht sogar ein Wochenende allein in ein Wellnesshotel und genießen Ihre persönliche Auszeit.
Offene Kommunikation
Ob sich die Verlustangst auf Ihre romantische Beziehung, auf Ihre Kinder oder enge Freunde bezieht: Vertrauen Sie diesen wichtigen Personen Ihre Ängste an. Nur so können sie Ihnen dabei helfen, die Verlustangst zu bekämpfen.
Möglicherweise kann eine Selbsthilfegruppe unterstützend wirken: Hier können Sie spüren, dass Sie mit Ihren Ängsten nicht allein sind und sehen an anderen, dass es möglich ist, die Verlustangst zu überwinden.