Sicca-Syndrom: Das steckt hinter trockenen und gereizten Augen
Was ist das Sicca-Syndrom?
Das Sicca-Syndrom, auch Keratokonjunktivitis sicca genannt, ist eine multifaktorielle Erkrankung der Augenoberfläche, bei der die Zusammensetzung des Tränenfilms gestört ist. Betroffene haben oft ein kratzendes Gefühl „wie Sandkörner im Auge“. Sie leiden unter anderem unter Trockenheit, starkem Brennen und Tränen der Augen. Augenärzt:innen unterscheiden bei der Benetzungsstörung der Augen verschiedene Störungsbilder, abhängig davon, welcher Anteil des Tränenfilms – der aus wässrigen-salzigen, schleimigen und fettigen Anteilen besteht – unzureichend gebildet wird.
Sicca-Syndrom: Darum sind oft Frauen betroffen
Die Tränenbildung schwankt im Laufe des Tages. Gegen Abend wird sie deutlich weniger. Das ist der Grund, warum viele besonders abends ihre Augen als sehr trocken, müde und gereizt empfinden. Da mit zunehmendem Alter die Tränenbildung ebenfalls nachlässt, bekommen viele im Alter Probleme mit trockenen Augen. Vor allem Frauen sind vom Sicca-Syndrom betroffen. Unter anderem, weil bei ihnen hormonelle Veränderungen während und nach den Wechseljahren die Zusammensetzung des Tränenfilms beeinflussen.
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Trockene Augen erkennen: Welche Symptome beim Sicca-Syndrom?
Die Symptome des Sicca-Syndroms können je nach Störung des Tränenfilms unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu den häufigen Beschwerden gehören:
- Trockenheit/ Sandkörnergefühl
- Kratzen
- Brennen
- Jucken
- Schwellung der Augenlider
- Rötung
- häufiges Tränen
Weitere mögliche Sicca-Symptome sind:
- verstärkte Lichtempfindlichkeit
- unscharfes Sehen
- Verschwommensehen, etwa am Bildschirm
- Probleme beim Tragen von Kontaktlinsen
- Sogar Augenverletzungen sind möglich.
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Sicca-Syndrom: Ursachen der gereizten Augen
Die Ursachen für trockene Augen sind vielfältig. Oft sind die Augen nach der Arbeit besonders strapaziert. Lange Bildschirmarbeit, Starren auf handwerkliche Arbeiten, Zusammenkneifen, helles Licht, Staubbelastung, Heizungsluft, Klimaanlagen, Abgase – all das setzt den Augen und ihrem Tränenfilm zu – und kann eine Meibom-Drüsen-Dysfunktion begünstigen. Diese Störung der Meibom-Drüsen ist der häufigste Risikofaktor für das Sicca-Syndrom. Über die Meibom-Drüsen, die Talgdrüsen am Rand der Augenlider, wird das Auge mit Sekret versorgt. Im Ober- und Unterlid befinden sich etwa 70 dieser winzigen Drüsen. Sie bilden den fettigen Anteil des Tränenfilms, also die Lipidschicht. Sie sorgt dafür, dass die Tränenflüssigkeit nicht so schnell verdunstet. Sind die Drüsengänge verstopft, gelangt nicht ausreichend Fett ins Auge. Es wird trocken und kann sich sogar entzünden.
Interessant zu wissen: Normalerweise blinzelt das Auge in der Minute zehn bis 15 Mal. Bei konzentrierter Bildschirmarbeit lediglich vier Mal. Dem Auge fehlen dann etwa zehn Lidschläge, bei denen der Tränenfilm über dem Auge verteilt und das Auge befeuchtet wird. Ist die Büroarbeit Ursache des Sicca-Syndroms, sprechen Mediziner auch vom „Office-Eye-Syndrom“, also vom „Büro-Auge“.
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Welche Krankheiten können das Sicca-Syndrom begünstigen?
Neben der Meibom-Drüsen-Dysfunktion gibt es weitere Risikofaktoren des Sicca-Syndroms, darunter auch bestimmte Erkrankungen. Besonders häufig führen eine atopische Dermatitis (Neurodermitis) und Rosazea (Couperose) zu trockenen Augen, aber auch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Schilddrüsenerkrankungen und entzündliche Gefäßerkrankungen. Bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatischen Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom, Kollagenosen, Fibromyalgie) sind trockene Augen ebenfalls oft ein begleitendes Symptom. Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Morbus Parkinson können die Augen ebenfalls trockener machen. Ebenso gehören Allergien, Heuschnupfen, Augenoperationen und Augenverletzungen sowie psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen zu den Risikofaktoren des Sicca-Syndroms.
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Diese Medikamente können trockene Augen begünstigen
Die Einnahme bestimmter Medikamente kann den Tränenfilm beeinflussen, darunter laut dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA) zufolge beispielsweise:
- Acetylsalicylsäure (bei Schmerzen, zur Blutverdünnung)
- Antihistaminika (bei allergischen Erkrankungen)
- Beta-Rezeptorenblocker (bei Bluthochruck, Herzrhythmusstörung, schnellem Puls)
- Reserpin (bei arteriell erhöhtem Blutdruck)
- Thiazid-Diuretika (bei Blutdruckerhöhung, Ödem)
- Anticholinergika (bei Koliken oder chronischer Bronchitis)
- Östrogene (bei Beschwerden der Wechseljahre)
- Isotretinoin (bei Hauterkrankungen wie Akne)
- Ergotamin (bei Migräne)
- Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (bei depressiven Erkrankungen, Angstzuständen)
- bestimmte Schlafmittel
- Neuroleptika (bei Psychosen)
- Trihexyphenidyl (bei Parkinson)
Sicca-Syndrom diagnostizieren mit dem Schirmer-Test
Um zu ermitteln, wie viel Tränenflüssigkeit die Augen bilden, wenden Augenärzt:innen unter anderem den Schirmer-Test an. Für die Messung bekommt der:die Patient:in einen fünf Millimeter breiten und 35 Millimeter langen Filterpapierstreifen aus Lackmuspapier in den äußeren Lidwinkel des unteren Bindehautsacks eingehängt. In der Regel wird eine leichte lokale Betäubung verabreicht, um zu verhindern, dass das Auge gereizt auf den Papierstreifen reagiert und zu tränen beginnt. Die Tränenflüssigkeit, welche das Auge bildet, benetzt den Streifen und färbt ihn. Je mehr Tränenflüssigkeit das Auge bildet, desto stärker wird sich der Streifen vollsaugen und desto länger wird der gefärbte Bereich sein. Ein gesundes, normal feuchtes Auge zeigt eine Verfärbung des Streifens zwischen zehn und 20 Millimetern. Ist die Verfärbung kürzer als fünf Millimeter, ist die Tränenflüssigkeit zu gering. Aber: Der Schirmer-Test gibt keine Hinweise darauf, welche Komponente der Tränenflüssigkeit (wässriger-salziger Anteil, schleimiger Anteil oder fetthaltiger Anteil) zu viel oder zu wenig vorhanden ist und auch nicht, wie die Zusammensetzung im Allgemeinen ist. Hierfür sind weitere Untersuchungen notwendig.
Auch ein Blick durch die Spaltlampe gibt den Augenexperten wichtige Hinweise. Durch die Lampe können sie sehen, wie schnell der Tränenfilm nach einem Lidschlag aufreißt. Bei gut durchfeuchteten Augen dauert das deutlich länger als bei trockenen.
Sicca-Syndrom behandeln: Lidrandpflege ist wichtiger Therapiebaustein
Die Behandlung des trockenen Auges erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache. So kann der:die Augenärzt:in beispielsweise befeuchtende Augentropfen („künstliche Tränen“) verschreiben sowie Tipps zur hygienischen Lidrandpflege geben. Sind Grunderkrankungen, etwa ein Diabetes mellitus, die Ursache, müssen diese ebenfalls von entsprechenden Fachärzt:innen therapiert werden.
Die Lidrandpflege stellt beim Sicca-Syndrom einen wichtigen Therapiebaustein dar. Die spezielle Lidrandpflege hilft, die Bildung der Lipide anzuregen. Sie sollte täglich und längerfristig durchgeführt werden, um die Ausgänge der Talgdrüsen zu reinigen und die Produktion zu unterstützen. Die Lidrandpflege setzt sich aus drei Säulen zusammen:
- Warme Umschläge auf den Augen: Wirken Lipid-verflüssigend, öffnen die Drüsengänge, beruhigen und bereiten auf die Reinigung vor.
- Sanfte Massage der Augen: Mit Hilfe einer speziellen Massagetechnik werden Verstopfungen aus den Drüsen befördert und die Lipidbildung angeregt.
- Reinigung der Lidränder: Nimmt Lipidreste, Staub, trockenes Sekret und eventuelle Schminke-Reste auf, sodass die Drüsen gereinigt sind und geöffnet bleiben können.
Trockenen Augen vorbeugen: 7 Tipps
Diese sieben Tipps können Ihnen helfen, die Beschwerden trockener Augen zu lindern:
- Machen Sie bei der Bildschirmarbeit immer wieder Pausen. Lassen Sie den Blick in die Ferne schweifen, machen Sie Augengymnastik oder entspannen Sie Ihre Augen hinter gewärmten Händen. Achten Sie zudem darauf, ausreichend zu blinzeln und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung Ihres Arbeitsplatzes.
- Trinken Sie ausreichend und achten Sie auf eine gute Luftfeuchtigkeit in Räumen. Trockene Heizungsluft, Klimaanlagen und Ventilatoren sorgen für trockene Luft. Zudem begünstigt der Luftstrom eine raschere Verdunstung des Tränenfilms.
- Tränenersatzlösungen verbessern das Augengefühl, befeuchten und wirken trockenheitsbedingtem Verschwommensehen entgegen. Lassen Sie sich von Ihrem Augenarzt oder Ihrer Augenärzt:in beraten, welche Zusammensetzung der Tropfen in Ihrem Fall empfehlenswert ist.
- Haben Sie mehrere Wochen Probleme mit trockenen Augen, sollten Sie diese ärztlich untersuchen lassen. Möglicherweise steckt eine Erkrankung der Augen oder eine andere (bislang möglicherweise unerkannte) Krankheit hinter den Beschwerden.
- Rauchen steigert die Verdunstung des Tränenfilms. Denken Sie über einen Rauchstopp nach. Darüber würden sich nicht nur Ihre Augen freuen, sondern Ihre Gesundheit im Allgemeinen.
- Nutzen Sie im Bereich der Augen nur entsprechend geeignete Kosmetik, Abschminkprodukte, Reinigungslotionen, Salben und Cremes.
- Führen Sie konsequent die Lidreinigung durch, um die Lipidproduktion zu unterstützen.
Quellen: