Sehtest beim Optiker oder Augenarzt?
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Sehtest beim Optiker oder Augenarzt?

Manche Brillen- und Kontaktlinsenträger schwören auf den Sehtest beim Augenarzt. Andere bevorzugen den Optiker, weil er sich Zeit nimmt. Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die eine Mischung aus augenärztlicher Kontrolle der Augengesundheit und dem Besuch beim Optiker favorisiert, der bei einer neuen Brille die Sehstärkenbestimmung vornimmt. Die Meinungen darüber, ob der Sehtest bei einem Augenarzt oder bei einem Optiker sinnvoller ist, gehen also auseinander. Grund genug, beide Varianten unter die Lupe zu nehmen.

Der Sehtest beim Augenarzt

Der Augenarzt erkennt als medizinischer Spezialist Augenbeschwerden und Augenkrankheiten. Er trifft medizinische Diagnosen und kann Medikamente sowie Therapien verordnen. Auch Sehtests gehören zu seinem Aufgabengebiet, nehmen aber nur einen Teilbereich ein. Wenn Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind, können Sie Ihre Sehstärke bei einem Augenarzt mit einem Sehtest bestimmen lassen. Dabei handelt es sich um eine Kassenleistung, die von der Krankenkasse bezahlt wird. 

Sehtest mit Brille 

Wenn Sie bereits eine Sehhilfe haben, wird der erste Sehtest mit der Brille durchgeführt, um die aktuelle Sehleistung mit der Sehhilfe zu ermitteln. So kann er auch feststellen, ob die Brillengläser zu stark oder zu schwach sind. Dazu verwendet der Augenarzt ein Autorefraktometer. Das ist ein Gerät, das automatisch die aktuelle Sehstärke ermittelt, die mit den Werten der Sehhilfe verglichen werden.

Die gemessenen Werte entscheiden darüber, ob ein weiterer individueller Sehstärkenabgleich erforderlich ist. Dazu verwendet der Arzt eine Spaltlampe, bei der es sich um spezielles Biomikroskop mit einer hohen Vergrößerung handelt. Auf diese Weise ist eine detaillierte Begutachtung der Augengesundheit möglich. Sofern Sie über Beschwerden oder andere Auffälligkeiten berichten, wird der Augenarzt weitere Untersuchungen vornehmen, zum Beispiel die Netzhaut begutachten. 

Refraktion: Subjektive Vermessung der Augen 

Die vom Arzt im Sehtest ermittelten Refraktionswerte reichen allerdings nicht aus, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Dafür bedarf es einer subjektiven Vermessung Ihrer Augen. Diese sogenannte Refraktion kann beim Augenarzt durchgeführt werden. Allerdings ist sie kostenpflichtig, da es sich nicht um eine Kassenleistung handelt. Anderes gilt für den Optiker, der die subjektive Vermessung der Augen nicht in Rechnung stellt unter der Voraussetzung, dass Sie dort Ihre Brille kaufen. 

Sehtest Optiker

Im Gegensatz zum Augenarzt ist der Optiker für die Technik rund um das Auge zuständig. Die Optik ist Teil der Physik und beschäftigt sich mit Lichtstrahlen und Lichtbrechung, die im Zusammenhang mit Fehlsichtigkeiten von Bedeutung sind. Insoweit gehören die Refraktion, also die Bestimmung der Brillengläser, sowie die Anpassung von Brillen und Kontaktlinsen zu den Kernaufgaben eines Optikers.

Sehtest Optiker: Refraktion auch hier möglich 

Bei der Refraktion, die auch vom Augenarzt durchgeführt wird, werden die Vorwerte mit Hilfe des Autorefraktometers ermittelt und in die Messbrille übernommen. Auf diese Weise können Fehlsichtigkeiten wie Kurz- oder Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Schielfehler festgestellt werden. Um die Sehstärke für die Ferne zu ermitteln, wird die Sehtafel verwendet, auf der in rund 4 Meter Entfernung Buchstaben und Zahlen abgebildet sind. Außerdem werden die Augen einzeln (monokular) und anschließend zusammen (bionokular) vermessen, wobei die Sehstärke in Dioptrien angegeben wird. Auch der Augenoptiker verwendet, wie der Augenarzt, eine Spaltlampe. 

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Worauf es bei einem Sehtest wirklich ankommt

Es gibt Augenärzte und Optiker, die die Sehschärfe lediglich mit einem sogenannten Autorefraktometer, also einem Computer, bestimmen. Das Problem dieser Messungen ist ihre Ungenauigkeit, denn die Genauigkeit der Messung liegt bei 90 Prozent. Um Messfehler zu korrigieren, ist zusätzlich eine individuelle Bestimmung der Sehstärke nötig. Dazu setzen Sie eine Testbrille auf, bei der die Brillenstärke beliebig gewechselt werden kann. Dieser Wechsel findet so lange statt, bis die individuelle Sehstärke ermittelt wird. 

Tagesschärfe verändert die Sehkraft 

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Sehtest ist die aktuelle Tagessehschärfe, die von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Dazu gehören Stress, Nervosität, Medikamenteneinflüsse oder lange Zeiten am Bildschirm. Diese Faktoren können die Messwerte nach unten beeinflussen. Ein guter Augenarzt oder Augenoptiker erfragt deshalb im Vorgespräch auch Ihre aktuelle Tagesverfassung. Tatsächlich ist es gerade dieser Teil des Sehtests, der sowohl beim Augenarzt als auch beim Optiker vernachlässigt wird und eigentlich nicht stattfindet. 

Sehtest beim Optiker oder Augenarzt? Das ist besser ...

Eine eindeutige Entscheidung für oder gegen den Sehtest beim Augenarzt oder beim Optiker gibt es nicht. Wenn Sie eine neue Sehhilfe brauchen, keine Beschwerden und außerdem ein Zeitproblem haben, sind Sie beim Optiker richtig.

Ab dem 40. Lebensjahr oder minus 3 Dioptrien besser ab zum Augenarzt 

Allerdings sollten Sie spätestens ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre zu einer augenärztlichen Kontrolle gehen. Gleiches gilt, wenn Ihre Sehschärfe bei mindestens -3 Dioptrien liegt. Es sind vor allem kurzsichtige Menschen, die gefährdet sind, weitere Augenerkrankungen zu erleiden. 

Sehtest möglichst stressfrei durchführen 

Machen Sie den Sehtest außerdem an einem guten Tag und achten Sie darauf, ihn mit ausgeruhten Augen und möglichst stressfrei durchführen zu lassen. Sollten Sie mit einer neuen Sehhilfe nur angestrengt oder unscharf sehen, ist das ein Zeichen dafür, dass die Sehschärfe nicht die richtige ist. Dann sollten Sie einen neuen Sehtest machen und gegebenenfalls eine Zweitmeinung einholen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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