Psychotherapieformen und ihre Techniken: Ein Leitfaden zur Auswahl der richtigen Therapiemethode
Verdacht auf eine psychische Erkrankung: Wo finde ich Hilfe?
Angsterkrankungen, Anpassungsstörungen, Depressionen, Essstörungen, Zwangsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Schizophrenien und bipolare Störungen sind nur einige Beispiele für psychische Erkrankungen – es gibt noch viel mehr. Und sie sind nicht selten: Fast jeder dritte Mensch leidet dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Der Leidensdruck der Betroffenen ist oft groß. Psychische Krankheiten müssen professionell behandelt werden, um die Symptome zu lindern und die Psyche zu stabilisieren. Der Psychotherapie kommt hierbei eine wichtige Rolle zu. Der erste Kontakt bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung ist oft der Hausarzt oder die Hausärztin. Diese:r kann im Bedarfsfall an eine:n Psychiater:n oder an eine:n Psychotherapeut:n verweisen. Auch ist es möglich, direkt – und ohne Überweisung – eine:n Psychiater:in oder eine:n psychologische:n oder ärztliche:n Psychotherapeut:in aufzusuchen.
Wichtig: Grundsätzlich kann jeder Mensch psychisch erkranken. Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung sollte frühzeitig professionelle Hilfe gesucht werden, um zu verhindern, dass die Krankheit chronisch wird und sich das Symptombild deutlich verschlechtert. Wird eine Behandlung zu lange hinausgezögert, besteht zudem die Gefahr, dass sich durch den Leidensdruck weitere psychische Störungen entwickeln.
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Was ist Psychotherapie?
Im Rahmen einer Psychotherapie – der Behandlung der Seele – erarbeitet der:die Patient:in gemeinsam mit dem:r Psychotherapeut:in Lösungen für psychische Probleme beziehungsweise Erkrankungen. Häufig wird die Psychotherapie ambulant durchgeführt, ist oftmals aber auch Bestandteil stationärer Aufenthalte. Die Häufigkeit der Gespräche ist abhängig vom Krankheitsbild. Gerade zu Beginn der Therapie können mehrere Sitzungen in der Woche notwendig sein. Die Psychotherapie ist als Kurzzeit- oder Langzeittherapie angelegt und meist als Einzeltherapie, seltener als Gruppentherapie, gestaltet. Jede Einzelsitzung dauert 50 Minuten. Die ersten vier Sitzungen werden „Probatorische Sitzungen“ genannt. Sie dienen dazu, dass sich Therapeut:in und Patient:in kennenlernen, Einschätzungen zu Beschwerden, Diagnose und Therapie erfolgen können und der:die Patient:in prüfen und entscheiden kann, ob er:sie dem:der Psychotherapeut:in vertraut und mit ihm:ihr zusammenarbeiten möchte.
Vertrauen ist die Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie. Die Kosten für die probatorischen Sitzungen (bis zu vier für Erwachsene und sechs für Kinder) werden von den Krankenkassen übernommen, ohne dass die Kostenübernahme zuvor bei der Krankenkasse beantragt werden muss. Nach den probatorischen Sitzungen, wenn der Antrag auf Psychotherapie von der Krankenkasse genehmigt wurde, können Patient:in und Therapeut:in die Psychotherapie fortsetzen. Stimmt „die Chemie“ nicht, kann der:die Patient:in eine weitere psychotherapeutische Praxis aufsuchen.
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Welche Psychotherapieformen gibt es?
Es gibt vier Psychotherapieverfahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt sind und für die die Behandlungskosten bei psychischen Erkrankungen übernommen werden:
- (Kognitive) Verhaltenstherapie
- Systemische Therapie
- Tiefenpsychologisch fundiere Psychotherapie
- Psychoanalyse (Analytische Psychotherapie)
Was ist die (kognitive) Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie kombiniert zwei Therapieansätze: die kognitive Therapie und die Verhaltenstherapie. Sie vertritt die Annahme, dass Verhalten erlernt ist und schädigende Verhaltensweisen veränderbar sind. Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist, problematische Denkmuster, Verhaltensweisen und Einstellungen herauszuarbeiten und dahingehend zu verändern, dass
- die Psyche gestärkt,
- Probleme gelöst,
- positive Verhaltensweisen aufgebaut und
- die Lebensqualität verbessert werden.
Die Verhaltenstherapie schafft ein Bewusstsein dafür, wie Belastungen durch schädigende Verhaltensweisen der Betroffenen entstehen und aufrechterhalten werden. Der:Die Therapeut:in erarbeitet gemeinsam mit dem:der Patient:in Lösungen, welche aktiv auf die belastende Situation einwirken und diese verbessern. Neue, hilfreichere Verhaltens- und Denkweisen werden – teilweise in „Hausaufgaben“ – erlernt.
Kognitive Verhaltenstherapie: Techniken und Anwendungsgebiete
Gemeinsam mit dem:der Therapeut:in erarbeitet der:die Patient:in Lösungswege und damit auch einen „kleinen psychischen Werkzeugkasten“, um sich selbst helfen zu können. Je nach Therapieziel finden verhaltenstherapeutische Methoden wie Verhaltensanalysen, Konfrontationsübungen, Symptomtagebuch, Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken, Rollenspiele oder Emotion-Regulations-Übungen Anwendung. Die Verhaltenstherapie ist als aktive Therapie eine konkrete Hilfestellung und hat sich unter anderem bei Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Zwangsstörungen, Suchterkrankungen und Schizophrenie bewährt.
Vor- und Nachteile der kognitiven Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine der am besten untersuchten Formen von Psychotherapie. Das Potential der Verhaltenstherapie liegt darin, dass erlerntes Verhalten in neue Denkmuster „umgebaut“ werden kann. Der: Die Patient:in erfährt, dass er:sie aktiv und selbstbestimmt das Leben gestalten und durch bestimmte Denkmuster verursachtes Leiden lindern kann. Der Vorteil der kognitiven Verhaltenstherapie ist, dass sie problemorientiert ist, also aktuelle Probleme bearbeitet. Das Motto lautet: Hilfe zur Selbsthilfe.
Entsprechend ist ein möglicher Nachteil der Verhaltenstherapie, dass sie sich wenig mit der Vergangenheit beschäftigt und demnach nicht gezielt Konflikte aus der Kindheit und Jugend aufarbeitet. Als Nachteil oder besser Herausforderung der Verhaltenstherapie wird von Patient:innen oftmals die benötigte Eigeninitiative empfunden. Denn sie bedeutet: raus aus der Komfortzone. Das heißt: Patient:innen müssen sich emotionalen Herausforderungen stellen, die nicht selten Unbehagen und Angst auslösen und Kraft kosten, etwa die Konfrontation mit einer Spinne bei einer Spinnenphobie. Ebenso kann es im Rahmen einer Therapie passieren, dass sich Beziehungen zu anderen Menschen verändern, da bestehende Rollen, Verhaltensweisen und Strukturen hinterfragt werden.
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Was ist die Systemische Therapie?
Die Systemische Therapie vertritt die Ansicht, dass einer gestörten Psyche ein gestörtes System zugrunde liegt. Sie schaut sich das Beziehungsgefüge beziehungsweise den sozialen Kontext an, in dem sich der:die Patient:in bewegt, etwa innerhalb der Familie, der Partnerschaft oder im Beruf. Wie ist die familiäre, partnerschaftliche, berufliche Struktur? Welche Konflikte und psychische Belastungen gibt es? Wie stehen die Personen zueinander? Kann diese Struktur Ursache von aktuellen psychischen Problemen und Erkrankungen sein? Und welche Ressourcen (Stärken, Fähigkeiten und Potentiale) stehen dem:der Patient:in zur Verfügung, um sich aus dem belastenden Gefüge zu befreien?
Systemische Therapie: Techniken und Anwendungsgebiete
Symptomfördernde Beziehungsmuster werden kritisch betrachtet und hinterfragt und durch neue gesundheitsfördernde Lösungswege ersetzt. Dabei greift die Person auf ihre Ressourcen zurück. Die Systemische Therapie bezieht Familienmitglieder oder andere Personen aus Beziehungsgefügen in die Therapie mit ein. Mehrpersonensettings sind nicht unüblich. Die bekannteste Methode ist die Familienaufstellung. Ebenso ist es möglich, eine Familienaufstellung mit „familiären Stellvertretern“ oder einem Systembrett durchzuführen. So lassen sich Beziehungen, Beziehungsmuster und Verhaltensweisen sichtbar machen. Diese Form der Psychotherapie ist unter anderem geeignet für psychische Probleme, die ihren Ursprung aller Voraussicht nach in einem besonderen Beziehungsgefüge haben. Die Systemische Therapie wird unter anderem bei Depressionen, Essstörungen, Suchterkrankungen, Schizophrenie und psychosomatische Krankheiten eingesetzt.
Vor- und Nachteile der Systemischen Therapie
Ein Vorteil der Systemischen Therapie ist, dass sie das Umfeld – auch aktiv – in die Therapie mit einbezieht. Der Therapierahmen ist damit breiter als bei anderen Therapieformen, bei denen die Arbeit allein zwischen Patient:in und Therapeut:in stattfindet. So lassen sich ungünstige Verhaltens- und Kommunikationsmuster erkennen und gemeinsam aufarbeiten. Das setzt allerdings voraus, dass neben dem:der Patient:in auch das Umfeld bereit ist, sich gegebenenfalls auf die Therapie einzulassen. Kann oder möchte das Umfeld dies nicht, oder ist das von Patientenseite nicht erwünscht, ist es möglich, stellvertretend mit Symbolen zu arbeiten. Ebenso ist die Voraussetzung für das Gelingen der Therapie, dass der:die Patient:in bereit ist, sich mit den sozialen Systemen auseinanderzusetzen und diese zu verändern. Auch sollte eine Offenheit bestehen, sich in die Ansichten und Blickwinkel anderer Beziehungspersonen des Systems hineinzuversetzen und diese anzunehmen.
Ein möglicher Nachteil der Systemischen Psychotherapie ist, dass zunächst zusätzliche Spannungen und Konflikte im Gefüge auftreten und bislang unterdrückte Probleme und Emotionen aufbrechen können, mitunter Wut und Aggressionen. Das auszuhalten und trotzdem weiter an Lösungswegen zu arbeiten, verlangt von allen Beteiligten Kraft und Durchhaltevermögen.
Was ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, auch dynamische Psychotherapie genannt, geht davon aus, dass bewusste und/oder unbewusste Konflikte der individuellen Lebensgeschichte psychische Erkrankungen zur Folge haben. Gegenstand der tiefenpsychologischen Psychotherapie sind im Besonderen unbewusste, belastende Erfahrungen aus der Kindheit bis zur Adoleszenz, welche bestimmte Beziehungsmuster ausgebildet haben, die im Erwachsenenalter zu Problemen führen. Die Kindheits- und Jugenderfahrungen prägen unter anderem Einstellungen und Abwehrmechanismen und sind maßgeblich an Problemen im Erwachsenenleben beteiligt. Werden diese Zusammenhänge erkannt und aufgearbeitet, lassen sich Probleme in der Gegenwart lösen.
Tiefenpsychologisch fundierte Therapie: Techniken und Anwendungsgebiete
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie schaut: Warum verhalte ich mich heute, wie ich mich verhalte? Warum komme ich in bestimmten Bereichen emotional an meine Grenzen oder gerate immer wieder in gleiche (schädigende) Verhaltensmuster? Kann der:die Patient:in diese Mechanismen aufdecken und erkennen, welche früheren Erfahrungen die Grundlage für die heute belastenden Probleme sind, ist Heilung möglich. Der Fokus der tiefenpsychologischen Psychotherapie liegt in der Lösung aktueller Konflikte mit Blick in die Vergangenheit. Anwendung findet die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie unter anderem bei Panikstörungen, Depressionen, posttraumatischer Belastungsstörung und der Borderline-Störung.
Vor- und Nachteile der tiefenpsychologisch fundierten Therapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine Weiterentwicklung der Psychoanalyse. Ihr Ziel ist, aktuelle seelische Probleme zu lösen, indem sie den Blick auf verdrängte Konflikte in der Vergangenheit richtet und diese bearbeitet. Diese Therapieform ist für Patient:innen von Vorteil, die in ihrer Kindheit und Jugend starken Konflikten ausgesetzt waren. Das heißt auch: Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie richtet den Blick stark auf die Vergangenheit und setzt voraus, dass der:die Patient:in bereit ist, sich mit verdrängtem Schmerz auseinanderzusetzen und alte Konflikte zu betrachten. Dies ist in der Regel schmerzhaft und anstrengend – und wird von Patient:innen daher häufig als Nachteil der tiefenpsychologisch fundierten Therapie empfunden.
Ein weiterer möglicher Nachteil ist, dass der:die Therapeut:in keine konkreten Handlungsvorschläge ausspricht. Wer sich dies wünscht, kommt mit der Verhaltenstherapie vermutlich besser zurecht. Und: Auch diese Form der Therapie kann Veränderungen in Beziehungsgefügen zur Folge haben, die für die Betroffenen und nahestehenden Personen neu sind und das Miteinander nachhaltig verändern.
Was ist die Psychoanalyse (analytische Psychotherapie)?
Wer den Begriff Psychoanalyse oder analytische Psychotherapie hört, denkt meist zuerst an „die Couch“. Und es stimmt: Bei dieser Psychotherapieform liegt man auf der Couch – ohne Blickkontakt zum:r Therapeut:in. Zurückzuführen ist die liegende Behandlung auf den Psychoanalytiker Sigmund Freud, welcher die Psychoanalyse maßgeblich geformt hat. Die analytische Psychotherapie ist eine Langzeittherapie (zwei bis drei Jahre) und hat das Ziel, eigene Beziehungsmuster, die eigene emotionale Innenwelt sowie unbewusste Gefühle und Erinnerungen kennenzulernen und einzuordnen, um emotionale Blockaden zu lösen.
Psychoanalytische Therapie: Techniken und Anwendungsgebiete
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass persönliche Erfahrungen und Konflikte in der Vergangenheit die psychische Erkrankung mitverursacht haben oder aufrechterhalten, da sie das aktuelle Handeln, Denken und Fühlen beeinflussen. Aktuelle Probleme lösen sich oft, wenn sich der:die Patient:in verdrängter Gefühle, Erinnerungen, innerer Konflikte und früherer Beziehungsmuster bewusst wird.
Während der Psychoanalyse können bis zu drei Sitzungen in der Woche wahrgenommen werden. Das Besondere zu anderen Psychotherapieformen: Der:Die Patient:in liegt ohne Blickkontakt zum:r Psychotherapeut:in auf der Couch und erzählt, was ihm:ihr durch den Kopf geht. Der:die Therapeut:in gibt den Gedanken Raum, hört zu und greift kaum ein. Die Psychoanalyse findet oftmals Anwendung bei psychischen Erkrankungen, die bereits eine lange Zeit bestehen.
Vor- und Nachteile der Psychoanalyse
Ein Vorteil der Psychoanalyse ist, dass diese sich über einen langen Zeitraum erstreckt und damit für den:die Patient:in eine lange Begleitung bedeutet und viel Raum für eigene Gedanken bietet. Dies kann aber auch ein Nachteil sein, etwa wenn im Laufe der Therapie die Motivation von Seiten des:r Patient:in abnimmt oder sich aufgrund der Therapiedauer eine gewisse emotionale Abhängigkeit vom Therapeuten entwickelt. Therapeut:innen wissen um dieses Risiko und versuchen, die Patient:innen auf die Zeit nach der Therapie entsprechend vorzubereiten.
Ein weiterer möglicher Nachteil der Psychoanalyse ist, dass Therapeut:in und Patient:in keinen Blickkontakt zueinander haben. Der Austausch kann daher als distanziert wahrgenommen werden, da die direkte Reaktion auf das Gesagte in Form von Mimik und Gestik fehlt. Auch hält sich der:die Therapeut:in generell zurück. Dies kann vor allem dann als Nachteil der Psychoanalyse wahrgenommen werden, wenn sich der:die Betroffene direkte Unterstützung, Rückmeldung und Handlungsanweisungen wünscht. Allerdings bietet die Positionierung von Patient:in und Therapeut:in auch Raum: Es findet keine Beeinflussung durch Mimik und Gestik statt. Somit ist das Risiko geringer, dass das Gesagte an den:die Therapeut:in gefiltert oder angepasst wird, etwa weil der:die Patient:in Sympathie möchte. Das Liegen auf der Couch soll den Blick auf innere Prozesse ohne Ablenkung ermöglichen. Ebenso sollte sich der:die Patient:in bewusst sein, dass im Rahmen der Psychoanalyse auch sehr schmerzhafte Erfahrungen aus der Kindheit wiedererinnert werden können, was belastet und Kraft kostet.
Weitere, nicht von den Krankenkassen anerkannte Psychotherapieformen
Alle vier genannten Verfahren werden von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut:innen angeboten und von den Krankenkassen gezahlt. Daneben gibt es weitere von der Fachwelt anerkannte Therapien, für die die Krankenkassen die Kosten jedoch nicht übernehmen. Dazu zählen beispielsweise die interpersonelle Psychotherapie und die Gesprächspsychotherapie. Weitere Therapieformen sind die integrative Therapie, die Gesprächspsychotherapie nach Rogers, die Gestalttherapie und die Musiktherapie.
Interpersonelle Therapie: Ist speziell auf die Behandlung unipolar depressiver Episoden ausgerichtet. Die Therapie setzt gezielt an den Lebensbereichen an, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Depression des:der Betroffenen stehen. Ziel ist die Reduktion der Symptome der Depression.
Gesprächspsychotherapie nach Carl R. Rogers: Ziel ist, das der:die Therapeut:in ein angenehmes Setting bietet. Therapeuten-bezogene Merkmale wie „Empathie“, „Wertschätzung“ und „Echtheit“ werden als besonders wichtig für die Wirksamkeit dieser Therapieform angesehen. Sie sollen die psychische Entwicklung des:der Patient:in und seine:ihre Selbstregulation unterstützen. Im Rahmen eines wertschätzenden Settings soll sich der:die Patient:in öffnen und problematische Denkmuster aufdecken können, um sich selbst besser kennenzulernen.
Integrative Psychotherapie: Versteht sich als ganzheitliche Behandlung. Die Therapie wird individuell zusammengesetzt und integriert unter anderem psychotherapeutische Gespräche, Ansätze nonverbaler Kommunikation sowie kreative Methoden und Techniken, um Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Motto: So individuell das Problem ist, so individuell zusammengesetzt sollte die Therapie sein. Jeder braucht einen anderen Therapieschwerpunkt zur Heilung.
Gestalttherapie: In einer Gestalttherapie steht nicht nur der Austausch zwischen Therapeut:in und Patient:in im Fokus, sondern ergänzend Ausprobieren und Experimentieren. Es werden neue Verhaltensweisen ausprobiert, körperliche Bewegungen und Haltungen beobachtet und integriert sowie mit Gedanken, Gefühlen und Einstellungen gearbeitet. Neue Erfahrungen sollen Erfahrungsbereich des:der Patient:in erweitern. Die Gestalttherapie ermutigt zum Experimentieren und eröffnet einen Raum des Erlebens, in dem Neues versucht und Altes aufgearbeitet werden darf. Kreativität darf gelebt werden, um psychische Heilung zu erreichen.
Musiktherapie: Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft definiert Musiktherapie als gezielten „Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit“. Im aktiven Tun können eigene Gefühle auf non-verbaler Ebene vermittelt und für sich selbst und das Gegenüber hörbar gemacht werden. Hauptsächlich wird mit der Improvisation gearbeitet.
Wie lange dauert eine Therapie? Kurzzeittherapie und Langzeittherapie
Die Kurzzeittherapie umfasst bei allen Therapieverfahren zwölf Sitzungen. Bei Bedarf können zwölf weitere Sitzungen beantragt werden. Bei Bedarf kann eine Kurzzeittherapie in eine Langzeittherapie überführt werden. Für diese muss ein Antrag bei er Krankenkasse eingereicht werden.
Wie lange die Langzeittherapie ist, ist abhängig von der Psychotherapieform. Die Verhaltenstherapie umfasst 60 Sitzungen. Bei Bedarf ist eine Verlängerung um weitere 20 Sitzungen möglich. Die Systemische Therapie umfasst 36 Sitzungen. Bei Bedarf ist eine Verlängerung um weitere zwölf Sitzungen möglich. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie umfasst 60 Sitzungen. Bei Bedarf ist eine Verlängerung um weitere 40 bis maximal 60 Sitzungen möglich. Die Psychoanalyse umfasst 160 Sitzungen. Bei Bedarf ist eine Verlängerung um weitere 140 Sitzungen möglich. Die Psychotherapie für Kinder und Jugendliche (unter 21 Jahre) sowie Gruppentherapien umfassen andere Höchstgrenzen.
Gruppentherapie – wann sinnvoll?
Neben psychotherapeutischen Einzelsitzungen werden auch Gruppentherapien angeboten. Während der Gruppentherapie tauschen sich acht bis zwölf Teilnehmer:innen aus. Jede Sitzung dauert etwa 1,5 Stunden. Die Treffen finden in der Regel einmal wöchentlich über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren statt. Eine Gruppentherapie ist unter anderem dann hilfreich, wenn Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen im Vordergrund der psychischen Belastungen stehen.
Wie wählt man die richtige Psychotherapieform aus?
Es ist sinnvoll, sich zu Beginn einer Psychotherapie über die verschiedenen Psychotherapieformen zu informieren – auch, um dem:der Psychotherapeut:in Fragen stellen und den Austausch besser einordnen zu können. Natürlich können Patient:innen im Gespräch mit dem:der Psychotherapeut:in ihre favorisierte Therapieform mitteilen und in den Austausch gehen, ob diese tatsächlich infrage kommt. Im Erstgespräch, der psychotherapeutischen Sprechstunde, wird geklärt, ob eine psychische Erkrankung vorliegt und welche Therapieform für das jeweilige Krankheitsbild geeignet/empfohlen ist. Hierfür werden, soweit möglich, individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. Denn: Nur wenn eine gewisse Offenheit des:der Patient:in gegenüber der eingesetzten Therapieform besteht, ist therapeutische Hilfe möglich. Das Ergebnis des Erstgesprächs wird im Befundbericht festgehalten.
Psychische Erkrankung: kein Tabu
Jeder kann in seinem Leben an einer psychischen Krankheit erkranken. Mit frühzeitiger professioneller Hilfe kann in der Regel einer Chronifizierung entgegengewirkt, die Beschwerden gelindert und Heilung ermöglicht werden. Besteht der Verdacht, psychisch erkrankt zu sein, kann man sich an dendie Hausärzt:in wenden oder direkt auf eine psychiatrische oder psychotherapeutische Praxis zugehen. Liegt eine psychische Erkrankung vor, können Patient:innen in probatorischen Sitzungen mit der therapeutischen Arbeit beginnen und schauen, ob sie zu dem:der Therapeut:in Vertrauen fassen können und mit ihm weiter zusammenarbeiten möchten. Abhängig vom Krankheitsbild kommen verschiedene Psychotherapieformen in Frage. Diese können als Einzel- oder Gruppensitzung durchgeführt werden und als Kurzeit- oder Langzeittherapie gestaltet sein. Die Therapiekosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für die kognitive Verhaltenstherapie, die Systemische Therapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse.
Quellen: