Patellofemorales Schmerzsyndrom: Was hat es mit dem PFSS auf sich?
PFSS ist als Begriff noch jung
Vor wenigen Jahren noch sprach man bei Beschwerden, die heute als durch ein patellofemorales Schmerzsyndrom ausgelöst gelten, von “Chondropathia patellae”. Dieser Begriff wurde nun allerdings ersetzt, da er eine pathologische Veränderung am Gelenkknorpel im Knie vermuten lässt – und diese ist explizit kein Bestandteil dieses Schmerzsyndroms. Eine genaue Definition ist allerdings auch nach der Umbenennung nicht möglich, da es sich um ein sehr komplexes Leiden handelt.
Kein einheitliches Krankheitsbild
Das PFSS zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass im vorderen Teil des Knies ein Schmerz auftritt. Je nachdem, welche Ursachen dieser Schmerz hat, beschreiben die Betroffenen ihn als stechend, dumpf oder diffus. Grundsätzlich aber spricht es für ein patellofemorales Schmerzsyndrom, wenn der Schmerz sich um oder oberhalb der Kniescheibe (der Patella) lokalisieren lässt. Besonders häufig sind Frauen von diesem Syndrom betroffen. Unter Männern trifft es vor allem Sportler, die ihre Knie sehr oft stark beanspruchen.
Symptome von PFSS
Häufig spüren Betroffene den Scherz im Knie erstmalig, wenn sie eine Treppe steigen, bergab gehen oder das Knie beim Sport stark beanspruchen. Danach kann der Schmerz immer wieder einsetzen. In den Ruhephasen, in denen das Bein gar nicht bewegt wird, ist er nicht wahrnehmbar, aber beim Aufstehen nach dem Sitzen oder beim versuchten Beugen kehrt er zurück. Es ist ein starker Hinweis auf ein patellofemorales Schmerzsyndrom, wenn Sie von vorne gegen Ihre Kniescheibe drücken und der Schmerz stärker wird. In manchen Fällen ist dabei außerdem ein leicht knirschendes Geräusch zu vernehmen.
Viele unterschiedliche Ursachen
Es gibt viele Umstände, die ein patellofemorales Schmerzsyndrom hervorrufen können. Oftmals handelt es sich um Fehlstellungen der Hüften, der Lendenwirbelsäule oder der Füße, die auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind. Sie resultieren aber in einer Innenrotation des Oberschenkels beziehungsweise einer Außenrotation des Unterschenkels. Über einen langen Zeitraum hinweg wird so die Kniescheibe unmerklich immer weiter aus dem Zentrum des Patellagleitlagers gedrückt, bis es schließlich zu den Schmerzen kommt. Die sogenannten X-Beine können dieselbe Auswirkung haben.
Ärzte, die ein PFSS diagnostiziert haben, berichten häufig außerdem von einer Muskelschwäche in den Hüften oder einer wenig ausgeprägten Rumpfstabilität bei den Betroffenen. Es müssen aber keine winzigen Fehlstellungen sein, die über einen langen Zeitraum hinweg dafür sorgen, dass die Bänder und die Muskeln am Knie die Kniescheibe langsam von ihrem angestammten Platz wegziehen: Auch ein Trauma, also ein plötzlicher Schlag oder Stoß gegen das Knie, kann ein patellofemorales Schmerzsyndrom hervorrufen, wenn es für kleine räumliche Veränderungen in dem komplexen Gelenk sorgt, die nicht rasch von selbst wieder zurückgehen.
Auch Entzündungen im Knie können das Syndrom auslösen, etwa solche der Sehnen oder Bänder, des Fettgewebes im Bereich hinter der Kniescheibe oder der Schleimbeutel, die das Gelenk schützen sollen. Was auch immer die Ursache ist: Das PFSS sorgt dafür, dass die normale Biomechanik des Knies eingeschränkt wird.
Patellofemorales Schmerzsyndrom: Diagnose muss andere Leiden ausschließen
Um festzustellen, dass es sich tatsächlich um ein PFSS handelt, muss der Arzt zunächst einige andere Krankheitsbilder ausschließen. Das gelingt über Röntgen und andere bildgebende Verfahren wie etwa eine MRT-Untersuchung. Außerdem gibt es mehrere Tests, mit denen sich die verschiedenen Ursachen für das Syndrom überprüfen lassen. Einbeinige Kniebeugen etwa können anzeigen, dass das Knie nicht ordnungsgemäß arbeitet, und ein Standtest auf einem Bein kann eine Schwäche der Hüftabduktoren offenlegen. Auf jeden Fall wird die Funktion des gesunden Beines mit der des schmerzenden verglichen, und zwar sowohl im Stehen wie auch in der Bewegung. Außerdem sind weitere Muskel- und Bewegungstests für die Diagnose nötig.
Therapie ist von Person zu Person unterschiedlich
Wenn der Arzt bei Ihnen ein patellofemorales Schmerzsyndrom feststellt, müssen Sie als Erstes auf die Bewegungen verzichten, die den Schmerz hervorrufen. Entlasten Sie das betroffene Knie und kühlen Sie es einige Tage lang, bis der Schmerz nachlässt. Das weitere Vorgehen bespricht Ihr Arzt mit Ihnen. Da es in den meisten Fällen Muskeln und Sehnen sind, die die Kniescheibe verschieben, müssen Sie genau diese zur Bekämpfung des Syndroms trainieren: Sie bekommen die passenden Übungen dafür in der Physiotherapie beigebracht – entsprechende Anlaufstellen in Ihrer Nähe finden Sie unter diesem Artikel. Als besonders hilfreich haben sich Übungen mit einer geringen Belastung, aber zahlreichen Wiederholungen erwiesen.
Zu den Übungen, die Erfolg versprechen, gehört unter anderem das Aufwärmen auf dem Fahrradergometer. Anschließend sollten Übungen folgen, die den Oberschenkelmuskel Quadrizeps sowie die ebenfalls zur Oberschenkelmuskulatur gehörigen Adduktoren und die Gesäßmuskulatur trainieren. Auch Flexibilitätsübungen für die Oberschenkelmuskeln sowie Gleichgewichtstraining können Bestandteil der Therapie sein. Wichtig ist, dass Sie die entsprechenden Übungen genau nach Anleitung des Physiotherapeuten durchführen und auch zu Hause regelmäßig nach Vorgabe trainieren.
Besonders wichtig bei der Bekämpfung des PFSS ist es, die Kniescheibe wieder an die richtige Stelle zu bringen. Der Arzt verschreibt dafür eine Rezentrierungsorthese oder benutzt rezentrierendes Tape. Die Wirkung von Letzterem ist allerdings nicht unumstritten. Sind Fehlstellungen der Füße an Ihrem Leiden schuld, bekommen Sie orthopädische Einlagen verschrieben, um einen Ausgleich zu schaffen.
Leider müssen Sie Geduld mitbringen, wenn Sie ein patellofemorales Schmerzsyndrom behandeln lassen wollen. Da es relativ lange braucht, um zu entstehen, gelingt auch die Rückbildung nicht von heute auf morgen. Bis Sie sich im Alltag wieder ohne Schonhaltung schmerzfrei bewegen können, dauert es im Normalfall mindestens zwei Wochen. Sportler müssen noch deutlich länger auf ihre Übungen verzichten.
PFSS muss behandelt werden
Auch wenn Sie eigentlich ungern zum Arzt gehen, sollten Sie schmerzende Knie immer untersuchen lassen. Das Kniegelenk ist sehr komplex, und verschleppte Probleme neigen eher dazu, größer zu werden statt kleiner. Wenn Sie ein PFSS ignorieren, kann es dazu führen, dass das Knie irgendwann steif wird und schließlich dauerhaft in seiner Funktion eingeschränkt bleibt.