Mit diesen Fenstern haben Einbrecher keine Chance
© Zinkevych/ iStock / Getty images Plus
Letztes Update am: 

Mit diesen Fenstern haben Einbrecher keine Chance

Ein langer Arbeitsalltag außer Haus oder gar die ersehnte Urlaubszeit: für Einbrecher ist dies eine willkommene Gelegenheit. Aus Kriminalstatistiken [1] geht deutlich hervor, dass die Täter sich bevorzugt über Fenster oder Fenstertüren Zugang in Wohnungen verschaffen. Und dies sogar oftmals von der Nachbarschaft völlig unbemerkt und ohne größere Schäden zu hinterlassen. Einbruchsgefährdet sind dabei vor allem die Etagen Keller, Erdgeschoss, Hochparterre und das erste Stockwerk. Wir möchten Sie für einen wirkungsvollen Einbruchschutz sensibilisieren und Ihnen entsprechende technische Möglichkeiten aufzeigen – und Sie damit bei der Planung Ihres individuellen Einbruchschutzes unterstützen.

Das richtige Maß an benötigter Einbruchsicherheit

Mit Widerstandsklassen den passenden Einbruchschutz finden

Eine Möglichkeit zur Bewertung der Einbruchsicherheit eines neuen Fensters ist die Einordnung gemäß der in DIN EN 1627 [2] definierten Widerstandsklassen (Resistance Class – RC). Insgesamt werden sieben Kategorien der Einbruchsicherheit definiert. Dabei gilt: Mit ansteigendem Wert für RC nimmt die Einbruchsicherheit zu. Vereinfacht gesagt, beschreiben Widerstandklassen die Beständigkeit des Fensters gegenüber gewaltsamen Eindringens – und berücksichtig dabei ein typisches Täterprofil sowie die zum Einbruch benötigten Werkzeuge. Auf Basis der in DIN EN 1627 angegebenen Kategorien können Sie außerdem ableiten, welche Widerstandsklasse für Ihr Wohnobjekt den passenden Einbruchschutz ermöglicht. Die jeweilige Zuordnung ist der nachfolgenden Tabelle[1] zu entnehmen. 

Widerstandsklasse

Widerstandsdauer [Minuten]

Verglasung nach DIN EN 3556

Täterprofil und benötigte Werkzeuge

RC 1 N

-

Keine Anforderung

Gelegenheitstäter, wenig erfahren, körperliche Gewalt (Bsp.: schlagen)

RC 2 N

3

Keine Anforderung

Gelegenheitstäter, wenig erfahren, einfache Werkzeuge (Bsp.: Schraubendreher)

RC 2

3

Sicherheitsglas P4A (durchwurfhemmend)

Gelegenheitstäter, wenig erfahren, einfache Werkzeuge (Bsp.: Schraubendreher)

RC 3

5

Sicherheitsglas P4A (durchwurfhemmend)

Gewohnter Täter, etwas erfahren, Zusatzwerkzeuge (Bsp.: Hebelwerkzeug)

RC 4

10

Sicherheitsglas P6B (durchbruchhemmend

Erfahrener Täter, Zusatzwerkzeuge (Bsp.: Stemmeisen, Hammer, Schlagaxt)

RC 5

15

Sicherheitsglas P7B (durchbruchhemmend)

Sehr erfahrener Täter, Elektrowerkzeuge (Bsp.: Bohrmaschine, Stichsäge)

RC 6

20

Sicherheitsglas P8B (durchbruchhemmend)

Sehr erfahrener Täter, zusätzlich größere Elektrowerkzeuge (Bsp: Winkelschleifer)

Neben der Auswahl der für Ihre Sicherheitsanforderungen relevanten Widerstandsklasse ist auch die Fenstermontage von fundamentaler Bedeutung. Je nach Mauerwerk kann sich diese mehr oder weniger komplex gestalten. Im Sinne der Einbruchsicherheit ist deshalb ein professioneller Einbau durch einen Fachbetrieb anzuraten.

Zusätzliche Vorteile von Sicherheitsgläsern

Neben dem Einbruchschutz durch eine äußere Gewalteinwirkung kann ein Sicherheitsglas beziehungsweise ein Mehrscheiben-Sicherheitsglasverbund bei entsprechender Ausrichtung im Fenster auch den Widerstand gegenüber einem wohnraumseitigen Glasdurchbruch minimieren. Dadurch lassen sich Verletzungsgefahren oder gar ungewollte Fensterstürze − beispielsweise von spielenden Kindern − reduzieren. 

Einbruchsichere Fenster: Diese technischen Maßnahmen stehen Ihnen zur Verfügung

Zunächst sind moderne Fenster konstruktiv vor allem hinsichtlich des Anforderungskollektivs an wärmisolierende und schalldämmende Eigenschaften ausgelegt. Oftmals nachrangig behandelt werden Aspekte der Einbruchsicherheit. So sind beispielsweise handelsübliche Standardfenster über einen sogenannten Rollzapfen verschlossen. Dieser Verschlussmechanismus stellt jedoch für erfahrene Einbrecher so gut wie kein Hindernis dar. Selbst heruntergelassene Rollläden, sofern sie mit keinen weiteren Fixierelementen ausgestattet sind, lassen sich vergleichsweise einfach öffnen – und bieten damit ebenfalls keine wirkungsvolle Barriere zur Erhöhung der Einbruchsicherheit.

Besprechen Sie Maßnahmen für den Einbruchschutz mit Ihrem Vermieter

Vor Applikation einer technischen Nachrüstmaßnahme für den Einbruchschutz ist ein Austausch mit Ihrem Vermieter empfehlenswert. Oftmals wird ein Vermieter Ihren Plänen zustimmen und sich möglicherweise an den Kosten beteiligen. Wichtig zu wissen: Sollte ein Nachrüsten nicht in gegenseitigem Einvernehmen möglich sein, darf Ihnen der Vermieter dennoch den Einbruchschutz nicht verwehren. Allerdings mit der Einschränkung, dass die Maßnahmen nach dem Auszug ohne bleibende Beschädigungen rückgebaut werden. 

Zur Erzielung eines zuverlässigen Einbruchschutzes sollten Sie drei wesentliche Fensterkomponenten in den Blick nehmen, deren Wirkungsweise nachfolgend skizziert wird:

  • Fensterscheibe
  • Rahmenwerk (einschließlich Verbund zum Mauerwerk)
  • Rollladen einschließlich Führungselementen (sofern vorhanden)

Sicherheitsgläser für erhöhte Durchbruchfestigkeiten

Eines vorweg: Die Mehrzahl der Einbrecher verschafft sich keinen Zugang in Ihre Wohnung durch Anwendung roher Gewalt. Die klassische Vorstellung eines gewaltsamen Scheibeneinschlags findet in der Regel aus Lärmgründen sowie dem erhöhten Verletzungsrisiko so gut wie nicht statt. Kriminalstatistiken belegen jedoch, dass solche Einbruchsmuster auch nicht ganz auszuschließen sind. Auch heute noch werden solche Delikte im unteren zweistelligen Prozentbereich verübt. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die technischen Möglichkeiten zur Erhöhung der Durchbruchfestigkeit des Fensterglases.

Im Falle eines Einschlagens weisen Sicherheitsgläser ein charakteristisches Bruchbild auf. Mit Blick auf den Einbruchschutz empfiehlt die Branche, vorzugsweise Verbundsicherheitsgläser beziehungsweise eine durchwurfhemmende Verglasung zu wählen. Solche Sicherheitsgläser bestehen in der Regel aus mehreren sogenannten Floatglasscheiben, welche mit einer reißfesten PVB-Folie verklebt sind. Neben der verstärkten Gesamtglasdicke haften die aus einem Einschlag resultierenden Glassplitter an der Folie – und stellen damit eine zusätzliche Barriere für den Einbrecher dar.

Das Rahmenwerk - eine besonders wirkungsvolle Barriere

Die meisten Einbrüche erfolgen durch Aufhebeln der Verschlussvorrichtungen des Rahmenwerks. Dies beinhaltet auch ein Durchstechen der Glasdichtungen des Fenstergriffs. Sofern kein entsprechender Einbruchschutz vorhanden ist, verschafft sich ein Täter mit einfachen Werkzeugen binnen kürzester Zeit Zugang in Ihre Wohnung. Die gute Nachricht: Mit wenigen technischen Nachrüstmaßnahmen am Rahmenwerk können Sie die Einbruchsicherheit eklatant erhöhen. Anforderungen an sichere Rahmenwerke sind unter anderem in der Norm DIN EN 18104 [5] definiert. Nachfolgende Beispiel dokumentieren dazu exemplarisch besonders wirkungsvolle Nachrüsttechnologien.

  • Einbau von Sicherheitsbeschlägen: Ein effektives Beispiel hierfür ist die sogenannte Pilzkopfverriegelung, welche die Fensterflügel über passgenaue Sicherheitsbleche an mehreren Stellen des Fensters fest mit dem Rahmenwerk verbindet. Die Möglichkeit zum manuellen Aufhebeln des Fensters wird dadurch drastisch eingeschränkt.
  • Abschließbare Fenstergriffe gemäß DIN 18267 [6]: Neben der Kindersicherung verhindern diese ein Bewegen des Fenstergriffs im Falle eines rahmennahen Glasdurchbruchs. Im Übrigen gibt es solche Schlösser auch mit integrierter Alarmfunktion.
  • Beispiele für weitere Komponenten: Aufschraubsicherungen, Fensterzusatzschlösser, Stangenschlösser, Schutzgitter und Scharnierseiten-Sicherungen.

Abschließend sei an dieser Stelle auch auf digitale Hausüberwachungssysteme verwiesen. Hierzu zählen beispielsweise Fingerprint-Öffner oder integrierte Alarmanlagen. Solche Systeme lassen sich in weiten Teilen sogar mit der automatischen Haustechnik koppeln, wodurch beispielsweise eine bewohnte Wohnung auch bei Abwesenheit durch Einschalten von Lampen und dem Öffnen von Rollläden suggeriert werden kann.

Die ausgewählten Beispiele deuten bereits die Vielfalt an technischen Einbruchsicherungs-möglichkeiten an. Neben der Eigenrecherche in genannten Regelwerken kann ein professioneller Fachbetrieb gemeinsam mit Ihnen Ihre persönlichen Sicherheitsvorstellungen abhängig von der Wohnsituation und dem verfügbaren Budget ermitteln. Gleichzeitig ist für einen fachgerechten Einbau gesorgt – und damit für einen zuverlässigen Einbruchschutz insgesamt. 

Erhöhter Einbruchschutz durch Rollläden

Ergänzend zu den genannten sicherheitstechnischen Vorkehrungen des Fensters können auch geeignete Rollläden eine weitere Barriere für Einbrecher darstellen. Empfehlenswert sind dabei insbesondere Rollläden aus metallischen Werkstoffen beziehungsweise Holz. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Führungsschienen. Wichtig ist, dass die Rollläden entsprechend verriegelt sind und nicht von außen hochgeschoben werden können. Abhilfe können hier auch elektrisch angetrieben Rollläden sein, da diese einen zusätzlichen Widerstand gegen eine manuelle Einwirkung zum Öffnen darstellen.

Mit diesen Kosten sollten Sie rechnen

Die Kosten für Einbruchschutzmaßnahmen am Fenster setzen sich zunächst aus dem Materialeinsatz und den Arbeitskosten für den professionellen Einbau zusammen. Die jeweiligen Preise variieren unter anderem nach der favorisierten Sicherheitstechnologie, dem vorhandenen Zertifizierungsstandart sowie der benötigten Widerstandsklasse und können zudem regional unterschiedlich sein. Eine pauschale Kostenangabe ist deshalb nicht möglich – dennoch werden in der Branche überschlägig Preisangaben zwischen 200 Euro und 300 Euro pro Fenster als zu kalkulierende Größenordnung für einen sicheren Einbruchschutz des Rahmenwerks genannt. Hinzu kommen Kosten für die Applikation einer Sicherheitsfolie auf die Fensterverglasung, welche bei etwa 50 Euro pro Quadratmeter Fensterfläche liegen. Für eine individuelle Kostenkalkulation ist die Konsultierung eines Fachberaters anzuraten.

Staatliche Förderprogramme im Blick behalten

Unter Umständen können Maßnahmen zum Einbruchschutz durch KfW-Förderungen bezuschusst werden. Dies beinhaltet nicht nur Nachrüstmaßnahmen an Fenstern: auch der Umbau unter anderem von Haustüren, die Applikation von Kameras oder aber auch die Installation Alarmanlagen ist prinzipiell förderfähig, sofern die Kosten zwischen 500 EUR und maximal 15.000 EUR. betragen. Dabei sind bis zu 20 Prozent der Gesamtkosten erstattungsfähig. Informieren Sie sich für weiterführende Informationen bei Ihren örtlichen Behörden.

So können Sie selbst zum Einbruchschutz beitragen

Neben den vorgestellten Sicherheitsfenstern und Nachrüstungsmaßnahmen sowie gegebenenfalls der Implementierung von elektronisch gestützten Sicherheitskonzepten im digitalen Haus, können Sie mit einfachen Mitteln und in Eigenverantwortung maßgeblich zur Einbruchsicherheit beitragen.

  • Als wichtigsten Aspekt ist das zuverlässige Verschließen Ihrer Fenster und Türen zu nennen. Für Einbrecher stellt beispielsweise ein gekipptes Fenster so gut wie kein Hindernis dar. Das gilt in besonderem Maße für direkt zugängliche Stockwerke wie der Kellerbereich und das Erdgeschoss. Bedenken Sie, dass auch weiter oberhalb gelegene Stockwerke für den Täter leicht zugänglich sein können, beispielsweise mit Leitern oder anderen Gegenständen.
  • Bringen Sie eine bewegungsgesteuerte Außenbeleuchtung an. Dies erhöht die Möglichkeit für Sie und Ihre Nachbarn, einen potenziellen Eindringling frühzeitig zu erkennen
  • Eine einfache Nachrüstmaßnahme ist zudem die Anbringung einerSicherheitsfolie. Lassen Sie sich hierzu von einem Fachbetrieb oder im Baumarkt beraten.

Fazit: Das ist für einen effektiven Einbruchschutz wichtig

  • Widerstandsklassen: Technische Regelwerke definieren sogenannte Widerstandsklassen anhand derer Sie geeignete Sicherungskonzepte für Ihre jeweiligen Sicherheitsvorstellung und wohnbaulichen Gegebenheit ableiten können. 
  • Technische Schutzmaßnahem: Ein effektiver Einbruchschutz sollte sowohl die Fenstergläser als auch das Rahmenwerk umfassen. Ergänzend können auch entsprechende Rollläden die Sicherheit gegenüber einem ungewollten Eindringen von außen erhöhen. Hierzu gibt es vielzählige technische Nachrüstmöglichkeiten. Informieren Sie sich dazu am Besten in den entsprechenden Normen sowie bei einem Fachberater. 
  • Einbruchschutz in Eigenregie: Letztlich ist das beste Sicherheitskonzept nur begrenzt von Nutzen, wenn grundlegende Maßnahmen, wie das Verschließen der Fenster, nicht beachtet werden. Eine wirkungsvolle Einbruchsicherheit liegt damit auch in Ihrer Hand: Machen Sie von Ihren Möglichkeiten Gebrauch – damit Sie stets ein sicheres Wohngefühl haben werden.

Quellenverzeichnis

[1] PKS:  Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 - Ausgewählte Zahlen im Überblick. Die Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland; Bundesministerium der Inneren, für Bau und Heimat, Berlin, 2020.

[2] DIN EN 1627:2011-09:  Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse - Einbruchhemmung - Anforderungen und Klassifizierung; Deutsche Fassung EN 1627:2011; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2011.

[3] Pickelmann, J., Benitz-Wildenburg, J.: Mechanische Einbruchhemmung - Planung, Anforderungen und konstruktive Umsetzung; Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim, 2014.

[4] DIN EN 356:2000-02:  Glas im Bauwesen - Sicherheitssonderverglasung - Prüfverfahren und Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff; Deutsche Fassung EN 356:1999; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2000.

[5] 18104-1:2017-08: Einbruchhemmende Nachrüstprodukte - Teil 1: Aufschraubbare Nachrüstprodukte für Fenster und Türen - Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2017.

[6] DIN 18267:2015-02: Fenstergriffe - Rastbare, verriegelbare und verschließbare Fenstergriffe; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2015.

Jetzt Angebote von Fensterbauern in der Nähe erhalten
  • Erste Angebote innerhalb von 1 Tag
  • Kostenloser Service
  • Dienstleister mit freien Kapazitäten finden
Jetzt Anfrage erstellen
Ihre Daten sind sicher! Durch eine SSL-verschlüsselte, sichere Übertragung.
Profilbild von Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Autor/-in
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz ist hauptberuflich im Themenfeld der erneuerbaren Energieträger und alternativen Antriebssysteme unterwegs. Nicht nur seine Fachcommunity hält der Maschinenbauingenieur und teamverantwortliche Projektmanager mit zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen und anwendungsnahen Fachpublikationen auf dem neuesten Stand. Als freier Autor informiert der Hobby-Handwerker auch auf ganz praktischer Ebene seinen Leserkreis über Neuigkeiten aus dem Bereich Heimwerk & Technik. Er ist überzeugt: „Die Ziele fest im Blick behalten - und alles ist machbar!“
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Wie finden Sie diesen Artikel?