Mit diesen Fenstern haben Einbrecher keine Chance
Das richtige Maß an benötigter Einbruchsicherheit
Mit Widerstandsklassen den passenden Einbruchschutz finden
Eine Möglichkeit zur Bewertung der Einbruchsicherheit eines neuen Fensters ist die Einordnung gemäß der in DIN EN 1627 [2] definierten Widerstandsklassen (Resistance Class – RC). Insgesamt werden sieben Kategorien der Einbruchsicherheit definiert. Dabei gilt: Mit ansteigendem Wert für RC nimmt die Einbruchsicherheit zu. Vereinfacht gesagt, beschreiben Widerstandklassen die Beständigkeit des Fensters gegenüber gewaltsamen Eindringens – und berücksichtig dabei ein typisches Täterprofil sowie die zum Einbruch benötigten Werkzeuge. Auf Basis der in DIN EN 1627 angegebenen Kategorien können Sie außerdem ableiten, welche Widerstandsklasse für Ihr Wohnobjekt den passenden Einbruchschutz ermöglicht. Die jeweilige Zuordnung ist der nachfolgenden Tabelle[1] zu entnehmen.
Widerstandsklasse |
Widerstandsdauer [Minuten] |
Verglasung nach DIN EN 3556 |
Täterprofil und benötigte Werkzeuge |
---|---|---|---|
RC 1 N |
- |
Keine Anforderung |
Gelegenheitstäter, wenig erfahren, körperliche Gewalt (Bsp.: schlagen) |
RC 2 N |
3 |
Keine Anforderung |
Gelegenheitstäter, wenig erfahren, einfache Werkzeuge (Bsp.: Schraubendreher) |
RC 2 |
3 |
Sicherheitsglas P4A (durchwurfhemmend) |
Gelegenheitstäter, wenig erfahren, einfache Werkzeuge (Bsp.: Schraubendreher) |
RC 3 |
5 |
Sicherheitsglas P4A (durchwurfhemmend) |
Gewohnter Täter, etwas erfahren, Zusatzwerkzeuge (Bsp.: Hebelwerkzeug) |
RC 4 |
10 |
Sicherheitsglas P6B (durchbruchhemmend |
Erfahrener Täter, Zusatzwerkzeuge (Bsp.: Stemmeisen, Hammer, Schlagaxt) |
RC 5 |
15 |
Sicherheitsglas P7B (durchbruchhemmend) |
Sehr erfahrener Täter, Elektrowerkzeuge (Bsp.: Bohrmaschine, Stichsäge) |
RC 6 |
20 |
Sicherheitsglas P8B (durchbruchhemmend) |
Sehr erfahrener Täter, zusätzlich größere Elektrowerkzeuge (Bsp: Winkelschleifer) |
Neben der Auswahl der für Ihre Sicherheitsanforderungen relevanten Widerstandsklasse ist auch die Fenstermontage von fundamentaler Bedeutung. Je nach Mauerwerk kann sich diese mehr oder weniger komplex gestalten. Im Sinne der Einbruchsicherheit ist deshalb ein professioneller Einbau durch einen Fachbetrieb anzuraten.
Einbruchsichere Fenster: Diese technischen Maßnahmen stehen Ihnen zur Verfügung
Zunächst sind moderne Fenster konstruktiv vor allem hinsichtlich des Anforderungskollektivs an wärmisolierende und schalldämmende Eigenschaften ausgelegt. Oftmals nachrangig behandelt werden Aspekte der Einbruchsicherheit. So sind beispielsweise handelsübliche Standardfenster über einen sogenannten Rollzapfen verschlossen. Dieser Verschlussmechanismus stellt jedoch für erfahrene Einbrecher so gut wie kein Hindernis dar. Selbst heruntergelassene Rollläden, sofern sie mit keinen weiteren Fixierelementen ausgestattet sind, lassen sich vergleichsweise einfach öffnen – und bieten damit ebenfalls keine wirkungsvolle Barriere zur Erhöhung der Einbruchsicherheit.
Zur Erzielung eines zuverlässigen Einbruchschutzes sollten Sie drei wesentliche Fensterkomponenten in den Blick nehmen, deren Wirkungsweise nachfolgend skizziert wird:
- Fensterscheibe
- Rahmenwerk (einschließlich Verbund zum Mauerwerk)
- Rollladen einschließlich Führungselementen (sofern vorhanden)
Sicherheitsgläser für erhöhte Durchbruchfestigkeiten
Eines vorweg: Die Mehrzahl der Einbrecher verschafft sich keinen Zugang in Ihre Wohnung durch Anwendung roher Gewalt. Die klassische Vorstellung eines gewaltsamen Scheibeneinschlags findet in der Regel aus Lärmgründen sowie dem erhöhten Verletzungsrisiko so gut wie nicht statt. Kriminalstatistiken belegen jedoch, dass solche Einbruchsmuster auch nicht ganz auszuschließen sind. Auch heute noch werden solche Delikte im unteren zweistelligen Prozentbereich verübt. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die technischen Möglichkeiten zur Erhöhung der Durchbruchfestigkeit des Fensterglases.
Im Falle eines Einschlagens weisen Sicherheitsgläser ein charakteristisches Bruchbild auf. Mit Blick auf den Einbruchschutz empfiehlt die Branche, vorzugsweise Verbundsicherheitsgläser beziehungsweise eine durchwurfhemmende Verglasung zu wählen. Solche Sicherheitsgläser bestehen in der Regel aus mehreren sogenannten Floatglasscheiben, welche mit einer reißfesten PVB-Folie verklebt sind. Neben der verstärkten Gesamtglasdicke haften die aus einem Einschlag resultierenden Glassplitter an der Folie – und stellen damit eine zusätzliche Barriere für den Einbrecher dar.
Das Rahmenwerk - eine besonders wirkungsvolle Barriere
Die meisten Einbrüche erfolgen durch Aufhebeln der Verschlussvorrichtungen des Rahmenwerks. Dies beinhaltet auch ein Durchstechen der Glasdichtungen des Fenstergriffs. Sofern kein entsprechender Einbruchschutz vorhanden ist, verschafft sich ein Täter mit einfachen Werkzeugen binnen kürzester Zeit Zugang in Ihre Wohnung. Die gute Nachricht: Mit wenigen technischen Nachrüstmaßnahmen am Rahmenwerk können Sie die Einbruchsicherheit eklatant erhöhen. Anforderungen an sichere Rahmenwerke sind unter anderem in der Norm DIN EN 18104 [5] definiert. Nachfolgende Beispiel dokumentieren dazu exemplarisch besonders wirkungsvolle Nachrüsttechnologien.
- Einbau von Sicherheitsbeschlägen: Ein effektives Beispiel hierfür ist die sogenannte Pilzkopfverriegelung, welche die Fensterflügel über passgenaue Sicherheitsbleche an mehreren Stellen des Fensters fest mit dem Rahmenwerk verbindet. Die Möglichkeit zum manuellen Aufhebeln des Fensters wird dadurch drastisch eingeschränkt.
- Abschließbare Fenstergriffe gemäß DIN 18267 [6]: Neben der Kindersicherung verhindern diese ein Bewegen des Fenstergriffs im Falle eines rahmennahen Glasdurchbruchs. Im Übrigen gibt es solche Schlösser auch mit integrierter Alarmfunktion.
- Beispiele für weitere Komponenten: Aufschraubsicherungen, Fensterzusatzschlösser, Stangenschlösser, Schutzgitter und Scharnierseiten-Sicherungen.
Abschließend sei an dieser Stelle auch auf digitale Hausüberwachungssysteme verwiesen. Hierzu zählen beispielsweise Fingerprint-Öffner oder integrierte Alarmanlagen. Solche Systeme lassen sich in weiten Teilen sogar mit der automatischen Haustechnik koppeln, wodurch beispielsweise eine bewohnte Wohnung auch bei Abwesenheit durch Einschalten von Lampen und dem Öffnen von Rollläden suggeriert werden kann.
Die ausgewählten Beispiele deuten bereits die Vielfalt an technischen Einbruchsicherungs-möglichkeiten an. Neben der Eigenrecherche in genannten Regelwerken kann ein professioneller Fachbetrieb gemeinsam mit Ihnen Ihre persönlichen Sicherheitsvorstellungen abhängig von der Wohnsituation und dem verfügbaren Budget ermitteln. Gleichzeitig ist für einen fachgerechten Einbau gesorgt – und damit für einen zuverlässigen Einbruchschutz insgesamt.
Erhöhter Einbruchschutz durch Rollläden
Ergänzend zu den genannten sicherheitstechnischen Vorkehrungen des Fensters können auch geeignete Rollläden eine weitere Barriere für Einbrecher darstellen. Empfehlenswert sind dabei insbesondere Rollläden aus metallischen Werkstoffen beziehungsweise Holz. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Führungsschienen. Wichtig ist, dass die Rollläden entsprechend verriegelt sind und nicht von außen hochgeschoben werden können. Abhilfe können hier auch elektrisch angetrieben Rollläden sein, da diese einen zusätzlichen Widerstand gegen eine manuelle Einwirkung zum Öffnen darstellen.
Mit diesen Kosten sollten Sie rechnen
Die Kosten für Einbruchschutzmaßnahmen am Fenster setzen sich zunächst aus dem Materialeinsatz und den Arbeitskosten für den professionellen Einbau zusammen. Die jeweiligen Preise variieren unter anderem nach der favorisierten Sicherheitstechnologie, dem vorhandenen Zertifizierungsstandart sowie der benötigten Widerstandsklasse und können zudem regional unterschiedlich sein. Eine pauschale Kostenangabe ist deshalb nicht möglich – dennoch werden in der Branche überschlägig Preisangaben zwischen 200 Euro und 300 Euro pro Fenster als zu kalkulierende Größenordnung für einen sicheren Einbruchschutz des Rahmenwerks genannt. Hinzu kommen Kosten für die Applikation einer Sicherheitsfolie auf die Fensterverglasung, welche bei etwa 50 Euro pro Quadratmeter Fensterfläche liegen. Für eine individuelle Kostenkalkulation ist die Konsultierung eines Fachberaters anzuraten.
So können Sie selbst zum Einbruchschutz beitragen
Neben den vorgestellten Sicherheitsfenstern und Nachrüstungsmaßnahmen sowie gegebenenfalls der Implementierung von elektronisch gestützten Sicherheitskonzepten im digitalen Haus, können Sie mit einfachen Mitteln und in Eigenverantwortung maßgeblich zur Einbruchsicherheit beitragen.
- Als wichtigsten Aspekt ist das zuverlässige Verschließen Ihrer Fenster und Türen zu nennen. Für Einbrecher stellt beispielsweise ein gekipptes Fenster so gut wie kein Hindernis dar. Das gilt in besonderem Maße für direkt zugängliche Stockwerke wie der Kellerbereich und das Erdgeschoss. Bedenken Sie, dass auch weiter oberhalb gelegene Stockwerke für den Täter leicht zugänglich sein können, beispielsweise mit Leitern oder anderen Gegenständen.
- Bringen Sie eine bewegungsgesteuerte Außenbeleuchtung an. Dies erhöht die Möglichkeit für Sie und Ihre Nachbarn, einen potenziellen Eindringling frühzeitig zu erkennen
- Eine einfache Nachrüstmaßnahme ist zudem die Anbringung einerSicherheitsfolie. Lassen Sie sich hierzu von einem Fachbetrieb oder im Baumarkt beraten.
Fazit: Das ist für einen effektiven Einbruchschutz wichtig
- Widerstandsklassen: Technische Regelwerke definieren sogenannte Widerstandsklassen anhand derer Sie geeignete Sicherungskonzepte für Ihre jeweiligen Sicherheitsvorstellung und wohnbaulichen Gegebenheit ableiten können.
- Technische Schutzmaßnahem: Ein effektiver Einbruchschutz sollte sowohl die Fenstergläser als auch das Rahmenwerk umfassen. Ergänzend können auch entsprechende Rollläden die Sicherheit gegenüber einem ungewollten Eindringen von außen erhöhen. Hierzu gibt es vielzählige technische Nachrüstmöglichkeiten. Informieren Sie sich dazu am Besten in den entsprechenden Normen sowie bei einem Fachberater.
- Einbruchschutz in Eigenregie: Letztlich ist das beste Sicherheitskonzept nur begrenzt von Nutzen, wenn grundlegende Maßnahmen, wie das Verschließen der Fenster, nicht beachtet werden. Eine wirkungsvolle Einbruchsicherheit liegt damit auch in Ihrer Hand: Machen Sie von Ihren Möglichkeiten Gebrauch – damit Sie stets ein sicheres Wohngefühl haben werden.
Quellenverzeichnis
[1] PKS: Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 - Ausgewählte Zahlen im Überblick. Die Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland; Bundesministerium der Inneren, für Bau und Heimat, Berlin, 2020.
[2] DIN EN 1627:2011-09: Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse - Einbruchhemmung - Anforderungen und Klassifizierung; Deutsche Fassung EN 1627:2011; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2011.
[3] Pickelmann, J., Benitz-Wildenburg, J.: Mechanische Einbruchhemmung - Planung, Anforderungen und konstruktive Umsetzung; Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim, 2014.
[4] DIN EN 356:2000-02: Glas im Bauwesen - Sicherheitssonderverglasung - Prüfverfahren und Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff; Deutsche Fassung EN 356:1999; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2000.
[5] 18104-1:2017-08: Einbruchhemmende Nachrüstprodukte - Teil 1: Aufschraubbare Nachrüstprodukte für Fenster und Türen - Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2017.
[6] DIN 18267:2015-02: Fenstergriffe - Rastbare, verriegelbare und verschließbare Fenstergriffe; Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, 2015.