Legionärskrankheit: Ursachen, Symptome und Behandlung
Legionellen: Ursache der Legionärskrankheit
Die Ursache der Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie, Legionellose) sind Legionellen. Legionellen sind gramnegative, aerobe Bakterien, die zur Familie der Legionellaceae, Gattung Legionella gehören. Derzeit sind über 60 Arten bekannt, die mindestens 79 verschiedene Serogruppen umfassen. Eine Infektion mit den Bakterien verursacht beim Menschen verschiedene Symptome – von grippeartigen Beschwerden bis hin zu einer schweren Lungenentzündung. Legionellen lösen zwei Krankheitsbilder aus: die Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber.
Legionellen kommen natürlicherweise im Grundwasser und in Oberflächengewässern vor. Zum Problem werden sie, wenn sie sich übermäßig vermehren. Besonders bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius fühlen sich Legionellen wohl. Unter 20 Grad Celsius vermehren sie sich kaum noch, über 60 Grad Celsius werden sie abgetötet. Günstige Wachstumsbedingungen finden die Bakterien vor allem in Wassersystemen wie Wasserleitungen in Gebäuden. An Ablagerungen in den Rohren (Sedimente, Kalk, Biofilm) vermehren sie sich besonders gut. Gelangen Legionellen schließlich in größerer Menge aus dem Wasserhahn oder Duschkopf in die Umgebungsluft, können sie über zerstäubtes Wasser und Wasserdampf eingeatmet werden und in die Lunge eindringen. Häufig finden Ansteckungen über Duschen, Wasserhähne, Luftbefeuchter, Kühltürme, Klimaanlagen und Whirlpools statt. Mindestens elf Legionellen-Arten können dem Menschen schaden und die Legionärskrankheit verursachen. Legionella pneumophila löst in etwa 80 Prozent der Infektionsfälle eine Lungenentzündung aus.
Wie häufig ist die Legionellose in Deutschland?
In Deutschland tritt die Legionellose hauptsächlich in den Sommer- und Herbstmonaten auf, da besonders in diesen Zeiträumen die Wassertemperaturen für das Bakterienwachstum in den Rohren günstig sind. Hinzu kommt, dass im Sommer viele Menschen in Urlaub fahren und das Wasser in den heimischen Rohren stagniert. Reiseassoziierte Ausbrüchen stehen vor allem im Zusammenhang mit Aufenthalten in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen, wo Whirlpools häufig die Infektionsquelle sind. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Erkrankungen in Deutschland überwiegend durch Kontakt mit kontaminiertem Trinkwasser auftreten.
Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge liegt Deutschland mit einer Meldeinzidenz von 1,7 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2018 leicht unter dem aktuellen europäischen Durchschnitt von 1,8 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Da jedoch nicht alle Pneumonien auf eine Legionellen-Infektion getestet werden, sei von einer Untererfassung auszugehen, so das RKI. Studieninformationen würde darauf hindeuten, dass die tatsächliche Inzidenz nicht-Krankenhaus-assoziierter Fälle von Legionärskrankheit etwa 18 bis 36 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner betrage.
Risikogruppen der Legionellose
Besonders gefährdet, an der Legionärskrankheit zu erkranken, sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, alte Menschen – dem RKI zufolge sind 75 bis 80 Prozent der Meldefälle älter als 50 Jahre – sowie Raucher. Auch Diabetes mellitus-Betroffene sowie Menschen mit einer chronischen Herz- oder Lungenerkrankung haben ein erhöhtes Infektionsrisiko. Personen, die Kortison einnehmen müssen, sind ebenfalls gefährdet. Männer erkranken zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen. Kinder sind nur selten betroffen.
Lesetipp: Ratgeber „Diabetes" von Gelbe Seiten.
Legionärskrankheit: Symptome der Legionellen-Infektion
Die Inkubationszeit beträgt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge zwei bis zehn Tage. Dann zeigen sich die ersten Symptome der Legionärskrankheit. Zwischen Ansteckung und Ausbruch des Pontiac-Fiebers liegen fünf Stunden bis knapp drei Tage – im Mittel ein bis zwei Tage.
- Symptome der Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie): Die schwere Lungenentzündung zeigt sich durch Husten (im weiteren Verlauf mit Auswurf), Schüttelfrost, Kopfschmerzen, ein schweres Krankheitsgefühl sowie hohes Fieber bis hin zu Verwirrungszuständen, Herzrasen und Atemnot. Oftmals ist die Legionärskrankheit von Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall begleitet. Wie die BZgA betont, verläuft eine unbehandelte oder falsch behandelte Lungenentzündung „häufig schwer“, bei korrekter Behandlung hingegen bestehen „gute Heilungsaussichten“. Im Durchschnitt dauert die Legionellose sieben Tage.
- Symptome des Pontiac-Fiebers: Das Pontiac-Fieber verursacht grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Unwohlsein. Symptome einer Lungenentzündung fehlen. Das Pontiac-Fieber heilt innerhalb einer Woche meist von selbst aus. Todesfälle sind laut dem RKI nicht bekannt.
Lesetipp: Legionellen: Symptome einer Infektion mit den Bakterien.
Wie gefährlich ist die Legionärskrankheit?
Laut dem RKI verläuft die Legionärskrankheit bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patient:innen tödlich. Der Verband Pneumologischer Kliniken e.V. (VPK) weist auf die Gefahr hin, dass Legionellose gar nicht, falsch oder zu spät behandelt wird, weil sie möglicherweise mit einer durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung verwechselt wird. Dann bestehe die Gefahr, dass sich die Legionärskrankheit über den ganzen Körper ausbreite, den Verdauungstrakt, die Nieren und das Nervensystem schädige und letztlich „mit Erstickungsanfällen zum Tod des Patienten“ führe.
Behandlung der Legionärskrankheit: Antibiotika gegen Lungenentzündung
Die Legionärskrankheit muss mit Antibiotika behandelt werden. Nur so lassen sich die in der Lunge angesiedelten Bakterien abtöten und die Lungenentzündung heilen. Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen und ein bis zwei Wochen durchgeführt werden – bei Bedarf auch länger. Wird die Legionellen-Infektion nicht oder unzureichend behandelt, drohen schwere Verläufe. In der Regel erfolgt die Behandlung des Legionärskrankheit im Krankenhaus. Das Pontiac-Fieber wird wie andere grippeähnliche Erkrankungen behandelt: Es werden die Symptome gelindert. Antibiotika sind bei einem komplikationslosem Verlauf beim Pontiac-Fieber nicht nötig.
Lesetipp: Helfen Antibiotika gegen Erkältung? Alles über Wirkung, Resistenzen und Einnahme.
Legionärskrankheit vorbeugen: Wie kann ich mich vor Legionellen schützen?
Der bestmögliche Schutz vor Legionellen ist, die Vermehrung der Bakterien im Leitungssystem zu verhindern. Im Privathaushalt sowie in öffentlichen Gebäuden und Großanlagen gelingt dies am besten, wenn das Trinkwasser-Leitungssystem regelmäßig gespült wird, um Wasserstillstand zu vermeiden. Je länger Wasser unbewegt im Rohrsystem verweilt und je angenehmer die Temperatur für die Legionellen ist, desto eher vermehren sie sich. Ebenso rät die BZgA in einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasser-Speicher die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad Celsius einzustellen. Ebenso sollten die Wassertemperaturen im Leitungssystem an keiner Stelle Temperaturen unter 55 Grad Celsius aufweisen. Ebenfalls ist es empfehlenswert, die Trinkwasseranlagen in den vorgeschriebenen Abständen von Fachleuten warten zu lassen. Mieter:innen können sich an die verwaltenden oder vermietende Person wenden.
Fünf weitere Tipps zum Schutz vor Legionellen:
- Wer Luftbefeuchter nutzen oder mit Wasser inhalieren möchte, sollte dies sicherheitshalber nur mit abgekochtem Wasser tun.
- Die Wasserhähne waren aufgrund eines Urlaubs länger nicht mehr in Benutzung? Dann sollte man die Leitungen durchspülen, bis Frischwasser aus dem Hahn kommt. Frisches Wasser ist deutlich kälter als abgestandenes.
- Ebenfalls empfiehlt es sich, Wasserhähne regelmäßig zu reinigen und zu entkalken, um Legionellen den Nährboden zu entziehen.
- Es ist unklar, wie regelmäßig die Dusche des Hotels genutzt wird? In diesem Fall ist es ratsam, erst einmal einige Minuten das Wasser auf höchster Temperatur laufen zu lassen (über 60 Grad sterben die Bakterien ab). Wichtig: Öffnen Sie währenddessen die Fenster und verlassen Sie das Bad.
- Klimaanlagen, Kühltürme und Luftbefeuchter sollten regelmäßig gereinigt und das Wasser erneuert werden.
Lesetipp: Duschkopf entkalken: 5 Hausmittel gegen den Kalk.
Achtung: Dieser Ratgebertext ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Verdacht auf eine Legionärskrankheit sollte immer sofort ein:e Ärzt:in aufgesucht werden.
Quellen: