Depressionen bei Kindern: So kann geholfen werden
Wie kommt es zu Depressionen bei Kindern?
Welche Ursachen Depressionen bei Kindern auslösen, ist noch nicht zweifelsfrei erforscht. Mehrere Faktoren spielen bei der Entstehung mutmaßlich eine Rolle. Sowohl eine genetische Veranlagung als auch Umwelteinflüsse kommen hierbei zusammen. Es wurde beobachtet, dass Kinder, deren Eltern an einer Depression leiden, häufiger selbst erkranken als Altersgenossen von nicht depressiven Eltern.
Ob die genetische Veranlagung zum Tragen kommt oder nicht, hängt jedoch im Wesentlichen von den Umwelteinflüssen ab. So erhöhen Leistungsdruck, einschneidende Erlebnisse wie die Scheidung oder der Tod der Eltern, Armut, Mobbing in der Schule oder sexueller Missbrauch das Risiko einer Kinderdepression. Auch das Fehlen einer stabilen Bindung zu einer Vertrauensperson kann ein Auslöser sein.
In der Pubertät ist die Gefahr, dass die depressive Veranlagung ausbricht, zudem deutlich erhöht. Heranwachsende stehen unter erheblichem Stress, da sie mit körperlichen und hormonellen Veränderungen zu kämpfen haben, nach ihrem Platz in der Gesellschaft und der eigenen Identität suchen, sich stark von ihren Eltern abgrenzen, bei Gleichaltrigen aber “dazugehören” wollen.
Mögliche Symptome von Depressionen bei Kindern
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sind zwar wie bei Erwachsenen durch die Hauptsymptome Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust gekennzeichnet, diese äußern sich jedoch anders. Je älter Kinder werden, desto stärker ähneln die Symptome denen von erwachsenen Patienten, doch in frühen Jahren sind die Anzeichen sehr undeutlich. Kinder können erst im Grundschulalter formulieren, dass sie sich traurig fühlen. Vorher macht sich die Niedergeschlagenheit nur über das Verhalten oder durch körperliche Symptome wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen bemerkbar. Betroffene Kinder können unglücklich wirken, ihr Gesicht ausdruckslos erscheinen.
Bei Kleinkindern bis zum Alter von drei Jahren kann eine Depression beispielsweise durch eine übertriebene Anhänglichkeit, Ängstlichkeit und Schüchternheit zum Vorschein kommen, Antriebslosigkeit und Interessenverlust sich in Spielunlust widerspiegeln. Die Niedergeschlagenheit kann – da so kleinen Kindern noch die richtigen Worte zur Beschreibung ihres Gefühlszustands fehlen – zu erhöhter Frustration führen. Diese äußert sich oftmals durch häufiges Weinen oder Wutausbrüche. Es können Schlafstörungen, ein verändertes Essverhalten, extremes Daumenlutschen oder Hin-und-her-Wiegen sowie das Spielen mit den eigenen Geschlechtsteilen dazu kommen.
Anzeichen von Depressionen bei Kindern ab dem Vorschulalter
Im Vorschulalter zeigen Kinder mit Depressionen häufig eine verminderte Mimik und Gestik. Sie ziehen sich auffallend zurück oder reagieren oft aggressiv. Nichts scheint ihnen wirklich Freude zu machen, sie verlieren stark an Gewicht oder nehmen in kurzer Zeit viel zu. Oftmals werden sie nachts von Albträumen geplagt und wachen dann auf. Schulkinder können sich verbal schon besser ausdrücken als jüngere Kinder und so gegebenenfalls von ihrer Traurigkeit, ihren (unbegründeten) Schuldgefühlen und ihren Ängsten erzählen. Viele leiden unter einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Grübeleien. Sogar Suizidgedanken können aufkommen. Jugendliche mit Depressionen neigen darüber hinaus teilweise zu selbstverletzendem Verhalten. Die Schulleistungen brechen ein, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und ein Gefühl der Minderwertigkeit treten auf.
Welche Therapie hilft Kindern mit Depressionen?
Die Symptome von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen können zum Teil auch auf andere Erkrankungen hindeuten, etwa ADHS oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Daher sollten Eltern mit ihrem Kind möglichst bald beim Kinderarzt vorbeischauen, wenn ihnen etwas an seinem Verhalten seltsam erscheint. Der Kinderarzt kann dann den Patienten unter Umständen an einen Kinder- und Jugendpsychiater überweisen. Handelt es sich um eine leichte bis mittlere Depression, wird zunächst in der Regel eine Psychotherapie ohne die zusätzliche Gabe von Medikamenten ausprobiert.
Bei jüngeren Kindern erweist sich eine Spieltherapie oft als hilfreich. Sinnvoll ist auf jeden Fall immer eine Familientherapie, bei der alle Familienmitglieder in die Behandlung miteinbezogen werden. Genügt dies nicht, kommt der Arzt oftmals nicht darum herum, Medikamente zu verschreiben. Er geht dabei sehr vorsichtig vor und behält seine jungen Patienten gut im Auge. Falls sich eine Verschlechterung des Zustands abzeichnet, besprechen Sie mit dem behandelnden Arzt, ob die Antidepressiva langsam wieder abgesetzt oder ein anderes Präparat ausprobiert werden sollten. Jugendliche lassen sich meist wie Erwachsene mit einer Mischung aus kognitiver Verhaltenstherapie und – in schweren Fällen – Antidepressiva erfolgreich behandeln.