Wie viel Eiweiß am Tag? So viel Protein braucht der Körper
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Wie viel Eiweiß am Tag? So viel Protein braucht der Körper

Proteine sind Eiweiße. Proteine sind für den Körper lebensnotwendig. Sie sind ein bedeutender Baustoff für Zellen und Gewebe wie Muskeln und Organe. Auch manche Hormone sind Eiweißstoffe, etwa Insulin. Sogar Haare und Nägel enthalten Eiweiß. Etwa 17 Prozent des Gewichts eines Erwachsenen machen Proteine aus. Doch wie viel Eiweiß am Tag braucht der Körper, damit er gesund bleibt?

Wie viel Eiweiß am Tag braucht mein Körper?

Da der Körper keine Proteinspeicher besitzt, ist er auf die regelmäßige Zufuhr von Proteinen über die Nahrung angewiesen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt folgende tägliche Eiweißzufuhr:

  • Säuglinge von 0 bis unter 1 Monat: 2,5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Säuglinge von 1 bis unter 2 Monate: 1,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Säuglinge von 2 bis unter 4 Monate: 1,4 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Säuglinge von 4 bis unter 12 Monate: 1,3 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Kinder von 1 bis unter 4 Jahre: 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Kinder und Jugendliche von 4 bis unter 19 Jahren: 0,9 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Erwachsene von 19 bis unter 65 Jahre: 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Erwachsene ab 65 Jahren: 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Schwangere im 2. Trimester: 0,9 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Schwangere im 3. Trimester: 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Stillende: 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht.
Der Begriff „protein“ leitet sich vom altgriechischen Wort 'protos' ab, was so viel bedeutet wie „das Erste, das Wichtigste“.
— Fröleke, Fehnker, Sebastian: Einführung in die Ernährungslehre. 14. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage.

Warum brauche ich täglich Protein?

Der Körper benötigt Proteine zum Bau von neuer Körpersubstanz, etwa von Muskulatur und Organen. Auch für die Bildung von Hormonen und Enzymen ist Protein unverzichtbar, ebenso für ein gut funktionierendes Immunsystem. Proteine setzen sich aus für den Körper unverzichtbaren Aminosäuren zusammen. Der Körper braucht Aminosäuren, um Zellstrukturen herstellen zu können. Insgesamt gibt es 20 Aminosäuren. 9 davon sind essenziell. Der Körper kann sie nicht selbst herstellen und muss sie über die Nahrung zugeführt bekommen. Bestimmte Lebensmittel – tierische wie pflanzliche – enthalten verschiedene Aminosäuren. Eine ausgewogene Ernährung hilft, von allen Aminosäuren ausreichend aufzunehmen.

Diese Aminosäuren sind essenziell

Zu den 9 essenziellen Aminosäuren gehören:

1.     Isoleucin

2.     Leucin

3.     Lysin

4.     Methionin

5.     Phenylalanin

6.     Threonin

7.     Tryptophan

8.     Valin

9.     für Säuglinge Histidin


Die Aminosäure Tryptophan (…) hat als Vorstufe des Neurotransmitters (Botenstoff) Serotonin im Gehirn eine nachgewiesene Funktion, denn Serotonin hat beispielsweise einen Einfluss auf die Stimmung und den Schlaf-Wach-Rhythmus.
— Fröleke, Fehnker, Sebastian: Einführung in die Ernährungslehre. 14. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage.

Was ist die Biologische Wertigkeit?

Die Referenzwerte der DGE, wie viel Eiweiß am Tag der Körper benötigt, um wichtige Funktionen aufrecht erhalten zu können, helfen, die Ernährung entsprechend zusammenzustellen. Das Spannende ist: Die Wertigkeit einzelner Proteine lässt sich verbessern, wenn sie geschickt miteinander kombiniert werden. Doch was ist die biologische Wertigkeit?

Mit der Nahrung aufgenommene Proteine sind von unterschiedlichem Wert. Ein Protein ist für den Körper umso wertvoller, je ähnlicher es dem Aminosäuremuster des Menschen ist. Je ähnlicher Proteine dem Aminosäuremuster des Menschen sind, desto besser kann der Körper es verwerten und daraus körpereigenes Protein herstellen.

Eiweiß-Geheimtipp: Kartoffeln mit Ei

Hühnerei hat mit einer biologischen Wertigkeit von 100 die höchste Eiweißqualität. Durch geschickte Kombination verschiedener Lebensmittel kann sogar eine biologische Wertigkeit von über 100 erreicht werden, wenn das Aminosäuren-Muster entsprechend ergänzt wird. Ein Beispiel für eine Kombination sind Kartoffeln mit Ei. In ausreichender Menge aufgenommen, lässt sich eine biologische Wertigkeit von 136 erreichen – die bislang höchste bekannte biologische Wertigkeit.

Wie viel Eiweiß am Tag braucht der Körper minimal?

Die geringste Proteinmenge, die ein Erwachsener bei gemischter Kost braucht, um auf Dauer am Leben zu bleiben, beträgt 0,4 bis 0,6 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht – abhängig von den zugeführten Eiweißstoffen. Das entspricht 25 bis 45 Gramm pro Tag für einen 70 Kilogramm schweren Menschen.

Wie viel Eiweiß am Tag maximal?

Für gesunde Menschen gibt es bislang keine Beweise für eine schädigende Wirkung einer höheren Proteinzufuhr. Experten stufen diese trotzdem nicht als positiv ein. Eine Proteinzufuhr von über 2 Gramm je Kilogramm Körpergewicht geht mit einer verminderten Plasmakonzentration einzelner Aminosäuren einher. Auch kann sich zu viel Eiweiß auf die Kalziumverwertung negativ auswirken – und möglicherweise eine schädigende Wirkung auf die Knochen haben. Auch wird die Bildung von Nierensteinen in Expertenkreisen diskutiert. Die obere Grenze liegt daher bei 120 Gramm Protein am Tag für Frauen und 140 Gramm für Männer. Als weiteren möglicherweise gesundheitskritischen Aspekt nennen Experten den hohen Verzehr meist tierischer Eiweißquellen, die unter anderem reichlich gesättigte Fettsäuren und Cholesterin enthalten.

Zu viel Eiweiß tut Kindern nicht gut

Wie die DGE auf ihrer Website mitteilt, ist mit einer, über dem Bedarf liegenden, steigenden Proteinzufuhr in der Schwangerschaft sowie bei Säuglingen „das Risiko für Übergewicht bei den Kindern erhöht“. Eine deutlich über dem Bedarf liegende Proteinzufuhr aus Säuglingsmilchnahrung scheine zudem zu einer Vergrößerung der Nieren bei Säuglingen zu führen, wobei „noch unklar ist, ob dies mit negativen Folgen verbunden ist“. Bei Erwachsenen mit eingeschränkter Nierenfunktion könne eine erhöhte Proteinzufuhr zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion führen. Schwangere sowie Menschen mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten mit ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin besprechen, welche Eiweißzufuhr im individuellen Fall empfehlenswert ist.

Die bedeutenden Energieträger des Körpers sind Kohlenhydrate und Fette. Proteine können zwar auch Energie liefern, werden vom Körper aber nur im Notfall herangezogen, etwa bei längeren Fastenperioden. Denn Proteine nutzt der Körper vorrangig zum Bau von neuer Körpersubstanz, etwa von Muskulatur und Organen. Proteine sind daher keine rasch verfügbare Energiequelle. Allerdings kann der Körper sein Verwertungssystem umstellen und aus einigen Bausteinen der Proteine Glukose herstellen. Im Unterschied zu den eigentlichen Energieträgern, den Kohlenhydraten und Fetten, enthalten Proteine außer den Elementen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) noch Stickstoff (N) und gelegentlich Schwefel (S).
Bekommt der Körper nicht ausreichend Protein, kann er kein neues Protein bauen und somit weder Organe und Muskeln stabil halten. Auch wichtige Hormone und Enzyme können nicht mehr gebildet werden. Das Immunsystem wird schwächer. „Kwashiorkor“ wird die Proteinmangelkrankheit genannt, die in mehreren Ländern der Erde auch heute noch auftritt. Die Krankheit, die oft Kinder betrifft, entwickelt sich rasch – oft im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten. Es kommt zu Gewichtsverlust, Muskelschwund und häufig zur Bildung einer Fettleber. Vitaminmangel, Anämien und Infektanfälligkeiten sind Begleiterscheinungen, welche die Sterblichkeit erhöhen.
Ernährungsgesellschaften in Deutschland empfehlen, täglich 0,6 Gramm Protein je Kilogramm Körpergewicht pro Tag aufzunehmen. Unter Berücksichtigung, dass nicht alle aufgenommenen Eiweiße gut verwertet werden können, wird der Bedarfswert auf 0,8 Gramm Protein hochgesetzt. Das entspricht 56 Gramm für eine 70 Kilogramm schwere Person. Auch die DGE rät zu einer Proteinzufuhr von 0,8 Gramm je Kilogramm Körpergewicht am Tag.


Quellen:

Protein. Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Ausgewählte Fragen und Antworten zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Fröleke, Fehnker, Sebastian: Einführung in die Ernährungslehre. 14. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 2018. Neuer Umschau Buchverlag.

Von Stoffwechsel-Diäten bis Trennkost: Erfolgsaussichten und Gefahren. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Proteine und Proteinpräparate. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Prof. Dr. Helmut Heseker, Dipl. oec. Troph. Beate Heseker: Die Nährwerttabelle. Aktualisierte 5. Auflage 2018/2019.

Proteintrend bei Lebensmitteln. Wie sinnvoll ist die Extraportion Eiweiß? Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE).

Biologische Wertigkeit. Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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