Rechtsschutzversicherung: Für wen lohnt sie sich wirklich?
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Rechtsschutzversicherung: Für wen lohnt sie sich wirklich?

Viele Menschen haben große Angst vor den Kosten, die Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen können. Die Angst ist dabei durchaus berechtigt. Schließlich kann jeder auch ohne eigenes Verschulden in einen Rechtsstreit verwickelt werden.

Für wen es sich lohnt, sich gegen die Risiken von rechtlichen Auseinandersetzungen mit einer Rechtsschutzversicherung abzusichern, erfahren Sie im Folgenden.

Die Hälfte der deutschen Haushalte setzt auf Rechtsschutzversicherungen

Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich – dennoch sind nicht alle Menschen gleich gut vor den bei einem Rechtsstreit anfallenden Kosten geschützt. Um ihr Recht ohne Angst vor dem Kostenrisiko im Ernstfall einzuklagen, setzen viele Deutsche auf eine Rechtsschutzversicherung. Insgesamt verfügen etwa 50 Prozent der deutschen Haushalte über eine solche Versicherung. Kommt es rund um das Kauf- und Reiserecht oder das Miet- und Arbeitsrecht zu Streitigkeiten, übernimmt die Versicherung anfallende Kosten.

Allerdings sind Rundumrechtsschutzversicherungen nicht günstig. Sie lohnen sich daher längst nicht für jeden. Sinnvoller ist es, nur den Versicherungsschutz abzuschließen, der individuell notwendig ist. Ist der eigene Bedarf bekannt, fällt es leichter, die richtige Entscheidung für oder gegen eine Rechtsschutzversicherung zu treffen. Rechtsschutzversicherungen mit Hintergrundinformationen zu vergleichen ist daher der erste Schritt, um herauszufinden, ob sich die Versicherung tatsächlich lohnt.

Rechtsschutzversicherung – das deckt die Versicherung ab

„Rechtsschutz“ bedeutet, dass jeder Bürger im Falle von Streitigkeiten die Möglichkeit hat, vor Gericht zu ziehen. In einem Zivilprozess etwa entscheidet dann ein Richter über die Streitigkeit und spricht ein gerechtes Urteil. Dabei ist jedoch oft problematisch: Um dieses Recht wahrnehmen zu können, fallen erst einmal Kosten an. Schließlich müssen sowohl Anwaltskosten als auch Gerichtskosten vorgestreckt werden.

Hinzu kommt außerdem das sogenannte Prozessrisiko. Das bedeutet: Auch wer sich im Recht glaubt, läuft Gefahr, einen Gerichtsprozess zu verlieren und alle anfallenden Kosten zu tragen. Das kann dann der Fall sein, wenn der eigene Standpunkt vor Gericht nicht beweisbar ist. Ein gerichtliches Verfahren ist daher immer mit einem nicht unerheblichen Kostenrisiko verbunden.

Damit die Angst vor anfallenden Kosten niemanden daran hindert, seine Rechte wahrzunehmen, entscheiden sich viele Menschen für eine Rechtsschutzversicherung. Die Versicherung übernimmt im Streitfall die Kosten, die rund um Rechtsstreitigkeiten anfallen. Welche Kosten die Versicherung dabei genau übernimmt, ist ganz unterschiedlich.

Letzteres hängt damit zusammen, dass die meisten Rechtsschutzversicherungen nach dem Baukastenprinzip funktionieren. Das bedeutet, dass sich der Versicherungsnehmer aussucht, welche Lebensbereiche er absichern möchte. Zur Auswahl stehen dabei etwa die Bereiche Verkehr, Wohnen, Privates oder Beruf. Aus den verschiedenen Kategorien wählt sich der Versicherungsnehmer die Rechtsschutzbereiche aus, für die er einen Versicherungsschutz wünscht. Für nicht ausgewählte beziehungsweise versicherte Bereiche erfolgt später keine Kostenübernahme.

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Eine Rechtsschutzversicherung lohnt sich dann, wenn sie nur wirklich erforderliche Rechtsbereiche umfasst.

Welche Rechtsschutzversicherungen sind sinnvoll?

Verglichen mit einer privaten Haftpflichtversicherung deckt die Rechtsschutzversicherung ein eher überschaubares finanzielles Risiko ab. Schließlich fallen für viele Rechtsstreitigkeiten Kosten von einigen Hundert, nicht aber von mehreren Millionen Euro an. Dennoch kann es aber passieren, dass Rechtsstreitigkeiten, wenn sie vor Gericht gehen, mehrere Tausend Euro verschlingen. Können diese Kosten nicht aus eigener finanzieller Kraft gestemmt werden, ist die Wahrnehmung eigener Rechte erschwert.

Um sich hiervor und vor den hohen finanziellen Belastungen rechtlicher Streitigkeiten zu schützen, ist eine Rechtsschutzversicherung durchaus sinnvoll. Das gilt zumindest dann, wenn sie die Bereiche abdeckt, in denen die realistische Chance besteht, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden.

Die Versicherungsanbieter gliedern ihre Tarife nach Rechtsgebieten. Viele Versicherer bieten etwa folgende Bausteine an:

  • Verkehrsrechtsschutz (Rechtsschutz rund ums Auto und die Teilnahme am Straßenverkehr)
  • Berufsrechtsschutz
  • Mieterrechtsschutz
  • Vermieterrechtsschutz

Welche dieser gängigen Bausteine sinnvoll sind, hängt von der persönlichen Lebenssituation ab. Schließlich brauchen Mieter einen anderen Versicherungsschutz als etwa Eigenheimbesitzer.

Nicht sinnvoll ist es für die meisten Menschen hingegen, eine Rundumrechtsschutzversicherung abzuschließen. Diese Versicherungen sind oft sehr teuer, obwohl das Risiko, von allen Versicherungsteilen Gebrauch zu machen, sehr gering ist.

Für wen ist eine Rechtsschutzversicherung tatsächlich nützlich?

Ob sich der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung lohnt und welche Versicherung die richtige ist, hängt von den eigenen Lebensumständen ab. Wer über den Abschluss nachdenkt, sollte sich daher fragen, in welchen Bereichen tatsächlich rechtliche Streitigkeiten möglich sind. Nur dort, wo Streit droht, ist die Versicherung lohnend.

Das bedeutet: Wer täglich zur Arbeit pendelt, kann über den Abschluss einer Verkehrsrechtsschutzversicherung nachdenken. Wer hingegen im Homeoffice tätig ist und selten mit dem Auto fährt, kann auf eine solche Versicherung meist verzichten. Etwas anderes gilt für diejenigen, die in der Freizeit die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen gern einmal ausreizen. Mit einer entsprechenden Versicherung ebenfalls gut beraten sind diejenigen, die ein angespanntes Verhältnis zu ihren Nachbarn oder einen unsicheren Job haben.

Um die Frage zu beantworten, ob sich eine Rechtsschutzversicherung lohnt oder nicht, sollten folgende Punkte bedacht werden:

  • Das Auto wird täglich zum Pendeln oder für Besorgungen genutzt. In diesem Fall ist eine Versicherung sinnvoll, die Kosten für den Verkehrsrechtsschutz übernimmt.
  • Es ist nicht auszuschließen, dass sich Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber ergeben. Droht Streit um Arbeitszeugnisse oder eine Kündigung, ist der Arbeitsrechtsschutz sinnvoll.
  • Auseinandersetzungen mit anderen Versicherern (zum Beispiel bezüglich einer Berufsunfähigkeitsversicherung) sind möglich. In diesem Fall ist der Privatrechtsschutz sinnvoll.
  • Streitigkeiten mit dem Vermieter sind zukünftig nicht auszuschließen. In diesem Fall ist der Mietrechtsschutz sinnvoll.

Zusätzlich zu den oben genannten machen noch viele weitere Lebenssituationen den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung notwendig.

Auf den richtigen Abschlusszeitpunkt kommt es an

Um von einer Rechtsschutzversicherung profitieren zu können, muss die Versicherung rechtzeitig abgeschlossen werden. „Rechtzeitig“ bedeutet, dass der Rechtsstreit, dessen Kosten übernommen werden sollen, noch nicht begonnen hat. Eine rückwirkende Kostenübernahme durch die Rechtsschutzversicherungen findet nicht statt. Das bedeutet auch, dass der Versicherungsschutz bereits entbrannte Streitigkeiten nicht umfasst.

Weiter muss beachtet werden, dass die Versicherungsleistungen einer Rechtsschutzversicherung meist erst nach einer Wartezeit abgerufen werden können. Das bedeutet etwa, dass die Versicherung mindestens sechs Monate bestehen muss, damit ihre Leistungen abrufbar sind.

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