Juristische Fachübersetzungen – weiterhin ein Fall für Profis vor dem Hintergrund von KI?
Zwar gibt es bereits unzählige Einsatzbereiche, doch eine Fertigkeit der smarten Technologie ist quer durch die Reihen ganz besonders von Belang: Es handelt sich um die Kompetenz, qualitativ hochwertiges Textmaterial zu erstellen, das kaum mehr als künstlich generiert erkennbar ist.
Das mag für verschiedenste Anwendungsbereiche von enormem Vorteil sein, bringt jedoch auch zweifelsfrei gewisse Risiken mit sich, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Vor allem kommen Fragen auf, inwiefern KI dem Menschen diese Aufgabe tatsächlich abnehmen kann und wie es sich mit besonders sensiblen Kontexten wie beispielsweise juristischen Fachübersetzungen verhält.
Zudem besteht die berechtigte Sorge, ob all die faszinierenden Möglichkeiten, die sich durch KI erschließen, auf lange Frist sogar menschliche Texter, Autoren und Übersetzer überflüssig machen könnten. Wir haben die Sache einmal genauer unter die Lupe genommen.
Was vor einigen Jahren wohl noch nach wenig realistischer Zukunftsmusik geklungen haben muss, ist in Form von KI längst auf den verschiedensten Ebenen unseres Lebens vertreten, um dort Unmengen an praktischen Diensten zu leisten. Künstliche Intelligenz ist in der Lage, selbständig zu lernen, indem immer mehr ausgewertete Daten zu ihrem Fundus hinzugefügt werden.
Das versetzt sie in die Lage, schlüssige Entscheidungen zu treffen und menschliches Verhalten damit besser und besser nachzubilden. Anders als beim maschinellen Lernen ist KI dazu fähig, auch mit unstrukturierten Daten umzugehen und dadurch sehr zielführend auf neue, unvorhergesehene Rahmenbedingungen zu reagieren.
Mithilfe von KI kann beim Einkauf im Webshop sichergestellt werden, dass statt Robotern echte Kunden die jeweiligen Klicks ausführen und während der Passkontrolle am Flughafen unser Konterfei in Windeseile mit dem Reisepass abgeglichen wird. Erst aufgrund von Künstlicher Intelligenz ist zudem eine clevere Spracherkennungssoftware entstanden, wodurch Siri und Alexa unseren Alltag erleichtern können.
Selbst wenn uns YouTube das nächste Video vorschlägt oder im Feed Werbeanzeigen erscheinen, die perfekt zu unseren Interessen passen, stecken KI-basierte Algorithmen dahinter, die ständig weiterentwickelt werden. Und jede Suchmaschine versteht, dank KI, noch detaillierter und schneller, was der User offenbar eingeben möchte.
Auch im Kundenservice kann man sich ein Leben ohne KI schon kaum mehr vorstellen, schließlich übernehmen längst spezialisierte Bots die Kommunikation online. Vor allem ChatGPT spielt dabei eine herausragende Rolle und bietet höchst effiziente Lösungen an, sei es, um auf Knopfdruck Texte für welchen Themenbereich auch immer zu erstellen oder um brillante Dialoge zu führen.
Doch nicht nur das – in der Juristerei kommt die Software in der Art zum Tragen, dass von Anwältinnen und Anwälten damit komplette Schriftsätze verfasst werden. ChatGPT ist sogar mit so vielen präzisen Daten gefüttert, dass es uns theoretisch problemlos eine Rechtsberatung erstellen kann, die zumindest die Grundlagen wunderbar abdeckt. Es erleichtert damit Routineaufgaben ungemein und spart eine Menge Zeit ein, wenngleich später selbstverständlich eine eingehende Überarbeitung nicht ausbleiben darf.
Wie aber sieht es nun aus, wenn es um Übersetzungen in internationale Sprachen geht? Auch dabei ist KI von immenser Unterstützung und liefert häufig genau die gewünschte Inspiration. Für gängige Anforderungen wie die Übersetzung von Beschreibungstexten, Kundenanfragen und dergleichen kann es daher durchaus eine valide Alternative sein, um menschliche Arbeitskräfte zu entlasten.
Für die juristische Übersetzung kommt das Ganze jedoch an seine Grenzen. Das heißt nicht, dass KI dort außen vor bleibt, sondern dass sie als ideale Ergänzung zum Know-how von echtem Personal aus Fleisch und Blut herangezogen wird. Mehr sogar noch – Experten gehen davon aus, dass KI in diesem Zusammenhang bald zum absolut unverzichtbaren Tool werden wird.
Dennoch müssen betroffene Übersetzerinnen und Übersetzer nicht um ihre Jobs fürchten, wenngleich sich die konkret übernommene Verantwortung, ihre Aufgaben und der sich daraus ergebende Berufsalltag wohl spürbar verändern werden. Es bleibt spannend, welche neuen Perspektiven sich daraus eventuell für die ganze Branche ergeben können.
Man ist sich daher aktuell in der Branche darüber einig, dass es weiterhin Fachleute für die genannten Herausforderungen braucht. Zweifelsfrei werden diese Profis sicherlich in immer größerem Stil auf die Unterstützung von KI-basierten Programmen zurückgreifen, um sich die Arbeit zu erleichtern und gewisse Prozesse signifikant zu beschleunigen.
Dass ohne menschliches Mitwirken hier keine optimale Lösung erzielt werden kann, hat gleich mehrere Gründe:
● Die rechtliche Verantwortung kann nicht geregelt werden: Eine KI ist nun einmal eine Software, eine Maschine, ein System. Sie kann weder für die erstellten Inhalte haften, noch als juristische Person fungieren. Genau diese braucht es aber, um Urheberrechte zu klären, Sanktionen geltend machen und gegebenenfalls auch Prozesse führen zu können, wenn es an Richtigkeit oder Vollständigkeit fehlt beziehungsweise ethische Richtlinien verletzt wurden.
An der Einschaltung von etablierten Übersetzungsbüros führt daher kein Weg vorbei, da nur sie rechtlich wasserdichte, beeidigte Übersetzungen oder auch im Anschluss zu beglaubigende Übersetzungen zur Verfügung stellen können.
● Eine KI macht Fehler, und im Falle von juristischen Schriftstücken können schon kleine Details verheerend sein und beispielsweise die Gültigkeit eines kompletten Vertrags zunichtemachen oder zur falschen Rechtsausübung führen. Daher ist es unverzichtbar, dass Profis mit ihrem geballten Wissen sicherstellen, alle Fehlerquellen auszumerzen und für die inhaltliche Richtigkeit zu sorgen.
● Sensible Daten können die strengen Datenschutzvorschriften unmöglich erfüllen, wenn diese in Systeme implementiert werden, die unter Umständen zur Zielscheibe gefährlicher Cyberangriffen werden. Insofern scheidet KI als alleinige Lösung aus.
● Komplexe Sachverhalte werden nicht eindeutig erfasst. Das liegt daran, dass KI nicht imstande ist, kreativ zu denken oder logische Schlüsse zu ziehen. Ebenso wenig ist es ihr möglich, soziale oder kulturelle Hintergründe in die Interpretation mit einfließen zu lassen, die jedoch gerade im internationalen Kontext von Bedeutung sind.
● Der Sprachschatz einer jeden KI stößt bei juristischer Satzstruktur an seine Grenzen. Schachtelsätze und die sehr formelle, überaus komplexe Ausdrucksweise unseres Rechtssystems führen zu Missverständnissen und machen es der Technologie umso schwerer, korrekte Rückschlüsse zu ziehen. Zudem gibt es von Land zu Land abweichende Rechtsterminologien, die Juristinnen und Juristen ebenfalls kennen und verstehen müssen.