Der individuelle Sanierungsfahrplan: Schritt für Schritt zum energieeffizienten Eigenheim

Steigende Energiekosten und gesetzliche Rahmenbedingungen gestalten eine energetische Sanierung Ihres Wohnumfelds als zunehmend attraktiver. Ein optimales Verhältnis zwischen Investitionen in Baumaßnahmen einerseits und der Verbrauchsoptimierung auf der anderen Seite lässt sich nur durch eine individuelle und bedarfsgerechte Planung realisieren. Professionell begleitet durch einen Branchenexperten verspricht die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) ein strukturiertes und zugleich kosteneffizientes Vorgehen bei der baulichen Umsetzung. Gestuft in Maßnahmenpaketen werden die jeweiligen Einzelmaßnahmen geclustert und während der Bauphasen von den jeweiligen Beratungsunternehmen begleitet. Die Ausgaben hierüf können sich durch spätere Einsparungen amortisieren. Profitieren Sie zudem von staatlichen Zuschüssen: bis zu 80 Prozent der Ausgaben für einen Sanierungsfahrplans sind grundsätzlich erstattungsfähig. Erfahren Sie in diesem Beitrag, für wen sich eine Energieberatung lohnt, wie diese im Sanierungsfahrplan umgesetzt werden, welche Kosten auf Sie zukommen – und welche Fördermöglichkeiten es gibt.

Ihr individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) – Energieeffizienz nach Maß

Ein individueller Sanierungsfahrplan stellt ein systematisches Vorgehen bei der Gebäudesanierung dar. In Zusammenarbeit zwischen Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), dem Passivhaus Institut (PHI) und der Deutschen Energie-Agentur (dena) wurde mit dem iSFP ein national standardisiertes Instrument entwickelt, was sich flexibel an Ihre individuellen Wohngegebenheiten anpasst.

Ausgehend von der Erfassung des gebäudeenergetischen IST-Zustands wird zunächst das energetische Gesamtziel definiert. Die anvisierte Effizienzklasse soll stufenweise durch eine sinnvolle und zeitlich gestaffelte Kombination von ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Maßnahmenpaketen (Meilensteine) erreicht werden. Üblicherweise umfasst ein Sanierungsfahrplan zwei bis maximal fünf solcher Maßnahmenpakte, die wiederum aus bis zu fünf Einzelmaßnahmen bestehen können.

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Eine energetische Sanierung besteht aus dem Zusammenspiel mehrerer Maßnahmen.

Die jeweilige Abfolge der Ausbaustufen wird gemeinsam mit einem beauftragten Energieberatungsunternehmen festgelegt. Die Priorisierung erfolgt unter anderem nach dem jeweiligen energetischen Einsparpotential, der Kosteneffizienz und baulichen Aspekten. Zum Beispiel lassen sich manche Maßnahmen erst nach Abschluss vorangegangener Sanierungsarbeiten sinnvoll umsetzen. Der gebäudeenergetische Gesamtnutzen wird oftmals durch günstige wechselseitige Effekte der Einzelmaßnahmen zusätzlich verbessert. Zudem berücksichtigt der individuelle Sanierungsfahrplan etwaige Pläne zum Ausbau des Gebäudes, beispielsweise zum barrierefreien, altersgerechten Wohnen. Auch die örtlichen Gegebenheiten (Standort, Versorgungsinfrastruktur, benachbarte Gebäude) können einen Einfluss auf die Festlegung der baulichen Schwerpunkte haben.

So entsteht Ihr individueller Sanierungsfahrplan

Als ersten Schritt sollten Sie sich an geeignetes Energieberatungsunternehmen wenden. Die Erstellung des Sanierungsfahrplans erfolgt üblicherweise in fünf Schritten:

  1. Beratungsgespräch vor Ort
  2. Erfassung des gebäudeenergetischen IST-Zustands
  3. Ableitung von individuellen Sanierungsvorschlägen, in Abstimmung mit dem Hauseigentümer
  4.  Definition der Sanierungspakete und Einzelmaßnahmen
  5. Abschließende Ausarbeitung des individuellen Sanierungsfahrplans

Der Gesamtfahrplan setzt sich aus zwei Dokumenten zusammen: „Mein Sanierungsfahrplan“ und „Umsetzungshilfe für meine Maßnahmen“. Dies ermöglicht eine Differenzierung des gebäudeenergetischen IST-Zustands mit den jeweiligen Sanierungsschritten, den bautechnischen Maßnahmen zur Umsetzung und den Gegebenheiten an der Gebäudesubstanz.

Ziel der Sanierungsarbeiten ist es, ein möglichst hohes Effizienzniveau des Wohngebäudes zu erreichen.

Daran angelehnt ergeben sich die konkreten Maßnahmenpakete. Beispiele hierfür sind die Wärmedämmung des Dachstuhls, die Dämmung von Fassaden- und Kellerwänden und die Warmwasserversorgung. Neben der Applikation von passiven Komponenten (unter anderem wärmedämmende Materialien und Thermosiolationsfenster) kann auch der Einbau einer neuen Wohnraumheizung, Anlage zu Warmwasseraufbereitung und der Belüftung des Gebäudes erforderlich sein. Je nach Aufwand und Komplexität der Einzelmaßnahmen variieren sowohl die Kosten als auch der zeitliche Invest. Die korrekte Umsetzung der Arbeiten wird ebenfalls vom Energieberatungsunternehmen begleitet, so dass eine fortwährende Anpassung der Planung bei Bedarf möglich ist.

Kosten und Einsparpotenzial im Überblick

Die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans ist mit Ausgaben im unteren vierstelligen Eurobereich verbunden. Beispielsweise betragen die Kosten für eine durchschnittliches Einfamilienhaus circa 1.700 Euro bis 1.800 Euro; für ein Mehrfamilienhaus sind mindestens 2.300 Euro einzukalkulieren. Davon abweichend können die Preise je nach Gebäudekomplexität und -größe nach oben variieren.

Den Ausgaben gegenüber stehen spätere Einsparungen. Neben einem erheblich reduzierten Energieverbrauch, reduziert sich unter Umständen auch die Investition für die bauliche Umsetzung der Maßnahmenpakete. Zum Beispiel lassen sich das strukturierte Vorgehen gemäß iSFP gebäudetechnische Synergien sinnvoll einbinden und damit der bauliche Gesamtaufwand reduzieren.

Profitieren Sie von Fördermöglichkeiten

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans mit staatlichen Zuschüssen. Sofern das Wohnobjekt überwiegend privat genutzt wird und ein gewisses Mindestalter des Gebäudes vorliegt (Bauantrag muss mindestens 15 Jahre alt sein), werden die mit der Erstellung des ISFP entstehenden Beratungskosten mit bis zu 80 Prozent bezuschusst. Die Maximalbeträge liegen bei 1.300 Euro für ein Einfamilienhaus und 1.700 Euro für ein Mehrfamilienhaus ab drei beziehungsweise vier Wohnparteien. Auch Gemeinschaften von Wohneigentümern sind antragsberechtigt; das BAFA unterstützt mit Einmalzuwendung in Höhe von 500 Euro pro Wohnpartei.

Nicht nur der Sanierungsfahrplan wird bezuschusst; auch erhalten sie bei der Umsetzung für gewisse bauliche Maßnahmen eine Förderung von bis zu fünf Prozent (sogenannter iSFP-Bonus). In Verbindung mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) liegen die förderfähigen Höchstbeträge bei bis zu 60.000 Euro. Auszugsweise sind Sanierungsarbeiten in Verbindung mit der Fassadendämmung, Heizung und Anlagentechnik als konkrete Beispiele anzuführen. Hinzu kommen zinsgünstige Darlehen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Weitere Informationen hierzu sind beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einzusehen. Auch finden Sie dort sämtliche Vordrucke für die Antragstellung. In der Regel unterstützt aber auch das Energieberatungsunternehmen bei der Beantragung von Investitionszuschüssen und Förderkrediten der KfW.

Der individuelle Sanierungsfahrplan
Quelle: Gelbe Seiten
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Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Autor/-in
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Coverbild Copyrights: ©demaerre/ iStock