Viren und Bakterien: Was ist der Unterschied?
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Viren und Bakterien: Was ist der Unterschied?

Infektionskrankheiten haben verschiedene Ursachen: Bakterien und Viren lösen besonders häufig Erkrankungen beim Menschen aus. Doch was ist der Unterschied zwischen Viren und Bakterien? Und welche Erreger gibt es noch?

Was sind Mikroorganismen?

Neben Viren und Bakterien gehören auch Pilze und Parasiten zu den Erregern, die häufig Infektionskrankheiten verursachen. Zusammengefasst sprechen Mikrobiologen von Mikroorganismen, auch Mikroben. Mikroorganismen werden somit in vier Gruppen unterteilt. Wie unterscheiden sich Erreger wie Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten?

Viren: Erkältungsviren sind am bekanntesten

Zu den bekanntesten Viren gehören Erkältungsviren. Es gibt über 200 Erkältungsviren, die Husten, Schnupfen und Halsweh verursachen. Besondere Bekanntheit haben Viren durch die Corona-Pandemie erlangt. Eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus kann mit schweren Krankheitsverläufen einhergehen und für bestimmte Risikogruppen lebensgefährlich werden. Die Erkrankung, die das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht, heißt Covid-19. Zu den Hauptsymptomen der neuen Corona-Erkrankung gehören trockener Husten, Fieber, Schnupfen, Husten sowie Geschmacks- und Geruchseinschränkungen. Bei Verdacht auf Covid-19 sollten Sie umgehend telefonisch mit einem Arzt Kontakt aufnehmen (Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Hals-Nasen-Ohrenarzt) und Ihre Symptome schildern. Alternativ können Sie beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 anrufen.

Ein weiteres bekanntes Virus ist das HI-Virus, welches AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) auslöst. Ebenfalls bekannt sind humane Papillomviren (HPV), die bei Frauen das Risiko erhöhen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Herpes-simplex-Viren sind verantwortlich für Lippenherpes und Genitalherpes.

Bakterien: oft schuld an Magen-Darm-Krankheiten

Neben Viren gibt es Bakterien. Ein Bakterium, das häufig Krankheiten verursacht, ist Escherichia coli (Kolibakterium). Das Darmbakterium kann zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen führen. Salmonellen gehören ebenfalls zu den Erregern, die schwere Durchfälle und Erbrechen auslösen (Salmonellose). Besonders rohe Eier und rohes Geflügel bergen ein erhöhtes Salmonellenrisiko. Staphylokokken hingegen, etwa Staphylokokkus aureus, können eine Blutvergiftung auslösen und zum Multiorganversagen führen. Eine Infektion kann lebensbedrohlich werden – besonders, wenn die Erreger gegen Antibiotika resistent (unempfindlich) sind. In Krankenhäusern ist das Erkrankungsrisiko mit sogenannten MRSA-Keimen erhöht.

Wann mit Durchfall und Erbrechen zum Arzt?

Magen-Darm-Infektionen treten meist nach dem Verzehr von verdorbenen oder keimbelasteten Speisen auf. Bei länger als drei Tage anhaltendem Durchfall und Erbrechen sollten Sie auf jeden Fall Kontakt mit Ihrem Hausarzt (Allgemeinmediziner, Internist) aufnehmen. Auch ein Darmspezialist (Gastroenterologe) ist ein möglicher Ansprechpartner.

Was genau sind Bakterien?

Bakterien gehören zu den einzelligen Lebewesen. Bakterien kommen nicht nur in der Umwelt vor. Viele leben auf dem menschlichen Körper. Die meisten Bakterien sind ungefährlich, viele helfen sogar dabei, gesund zu bleiben. Doch manche Bakterienarten können schwere Infektionskrankheiten verursachen. Gegen Bakterien helfen Antibiotika. Antibiotika töten Bakterien ab oder hindern diese zumindest an der Vermehrung. Bekannte Antibiotika-Gruppen sind Penizilline, Tetrazykline und Chloramphenicole. Kritisch wird eine Bakterien-Infektion dann, wenn sie durch antibiotikaresistente Keime wie MRSA- oder MRSE-Keime ausgelöst wird. Die Bakterien reagieren auf Antibiotika nicht in gewünschtem Maße und die Erkrankung lässt sich nur schwer oder gar nicht zurückdrängen. Lebensbedrohliche Verläufe sind möglich.

Was sind Viren?

Im Unterschied zu Bakterien gehören Viren nicht zu den Lebewesen. Sie bestehen aus einem oder mehreren Molekülen, die von einer Eiweißhülle umgeben sind. In der Hülle sind die genetischen Informationen des Virus enthalten, die für die Vermehrung notwendig sind. Um zu überleben, müssen Viren in die Zellen des Wirts (Mensch oder Tier) eindringen. Mit Medikamenten sind Viren nur schwer zu bekämpfen. Impfungen können das Immunsystem dahingehend stärken, dass es eine Infektion besser abwehren kann oder eine Krankheit weniger schwer verläuft.

Der Unterschied zwischen Viren und Bakterien

Bakterien Viren
Größe Durchmesser zwischen 0,6 bis 1,0 Mikrometer (µm). Im Lichtmikroskop erkennbar. Bis zu hundertmal kleiner als Bakterien. Nur im Elektronenmikroskop zu erkennen.
Bauplan Bakterien sind einzellige Lebewesen mit eigenem Stoffwechsel und eigener Zelle. Viren sind keine Lebewesen. Sie haben weder einen Stoffwechsel noch eine Zelle.
Anatomie Bakterien besitzen eine Zellwand und eine Innenstruktur. In der Zellgrundstruktur, dem Zytoplasma, finden Stoffwechselvorgänge statt. Die Ribosomen werden für die Eiweißsynthese und Vermehrung gebraucht. Der Erbgutfaden enthält die die Informationen des Bakteriums. Kleine Geißeln helfen vielen Bakterien bei der Fortbewegung. Sogenannte Pili unterstützen die Anhaftung an Oberflächen, anderen Bakterien und Zellen. Viren bestehen meist nur aus ihrem Erbgut. Dieses ist in einer Proteinhülle, dem Capsid, eingeschlossen. Manche Viren besitzen zusätzlich eine Virushülle aus einer Lipiddoppelschicht. Diese Fettschicht ist empfindlich gegenüber Alkohol und Tensiden. Daher sind Händewaschen mit Seife sowie die Händedesinfektion mit Desinfektionsmitteln wichtige Viren-Bekämpfungsmaßnahmen. 
Lebensweise/ Vermehrung Bakterien vermehren sich über Zellteilung. Dafür kopieren sie ihr Erbgut und teilen sich in der Mitte durch. Die aus der Mutterzelle entstandenen zwei Tochterzellen können sich dann erneut teilen.  Viren brauchen zur Vermehrung eine Wirtszelle – vom Menschen oder Tier, die sie „besetzen“ und ihre Erbinformation einschleusen können. Nach der Vermehrung verlassen die Viren die Wirtszelle. 
Aussehen Unter dem Lichtmikroskop zeigen sich Bakterien meist stäbchenförmig (Bazillen) oder spiralförmig (Spirochäten), seltener rund (Kokken). Viren erinnern unter dem Elektronenmikroskop optisch an winzige Murmeln, die mit kleinen Saugnäpfen gespickt sind.
Schaden für den Körper Bakterien schaden dem Körper, weil sie zum Teil giftige Stoffwechselprodukte absondern. Viren schaden dem Körper, weil sie Zellen zerstören.
Medikamente Gegen Bakterien helfen Antibiotika. Diese töten die Bakterien entweder ab oder hemmen diese in ihrer Vermehrung. Da Bakterien eigenständige Zellen sind, können sie sich an ihre Umwelt anpassen – und Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Impfungen können das Immunsystem auf bestimmte Bakterien vorbereiten und Erkrankungen verhindern helfen. Bei Viren ist das Immunsystem Großteils auf sich gestellt. Impfungen gegen manche Viren können den Körper in seiner Immunantwort unterstützen. Da viele Viren sich rasch verändern, ist die Entwicklung von Impfstoffen schwer. Virostatika können bei manchen Viren helfen, die Vermehrung einzudämmen. Meist lindern eingesetzte Medikamente lediglich die Symptome, welche die Viruserkrankung verursacht.

Pilze: Fußpilz oft hartnäckig 

Neben Bakterien und Viren gibt es noch die Pilze. Pilze können den menschlichen Körper befallen und sich über Sporen oder Teilung ausbreiten. Krankheiten durch Pilzbefall nennt man Mykosen. Viele Pilze kommen natürlicherweise auf der Haut vor. Sie heißen daher Hautpilze. Problematisch werden Hautpilze dann, wenn sie sich zu stark vermehren. Ein Pilz, der beim Menschen häufig anzutreffen ist, ist Fußpilz. Er wird durch Fadenpilze verursacht und kann sich unbehandelt zum Nagelpilz ausdehnen. Fettige Kopfschuppen, Kopfhautentzündungen und Kopfhautjucken werden häufig von dem Hefepilz Malassezia furfur ausgelöst. In beiden Fällen ist ein Hautarzt (Dermatologe) der richtige Ansprechpartner, wenn Sie entsprechende Symptome haben. Dieser kann eine Pilzkultur anlegen und den Pilz mit entsprechenden Antimykotika behandeln.

Pilzerkrankungen sind auch im Intimbereich häufig anzutreffen. Auslöser von Scheideninfektionen ist oftmals der Hefepilz Candida Albicans. Ausfluss und Juckreiz sind typische Symptome. Der richtige Ansprechpartner ist dann der Frauenarzt (Gynäkologe). Von außen können Pilze in Form von Schimmelpilzen in den Körper gelangen und Erkrankungen verursachen. Schimmelpilze finden sich in verdorbenen und abgelaufenen Lebensmitteln. Auch an feuchten Wänden und in feuchten Böden ist Schimmel nachweisbar. Aufgewirbelte Sporen gelangen in die Luft werden eingeatmet.

Parasiten: Können Krankheitserreger übertragen

Parasiten gehören zu der vierten Gruppe der Mikroorganismen. Parasiten sind Tiere, die den menschlichen Körper befallen und sich auf oder in diesem vermehren. Dazu gehören beispielsweise Würmer, Kopfläuse, Flöhe, Wanzen und der Fuchsbandwurm. Viele Parasiten trinken das Blut des Menschen und verursachen unangenehme Symptome wie Juckreiz, Rötungen, Entzündungen, Schmerzen oder Verdauungsbeschwerden. Möglich ist zudem, dass Parasiten Krankheitserreger übertragen. Ein bekanntes Beispiel ist ein Zeckenbiss, in dessen Folge das FSME-Virus in den Körper gelangen und eine Hirnhautentzündung auslösen kann. Das Borreliose-Bakterium, welches das Nervensystem angreift, wird ebenfalls über einen Zeckenbiss übertragen. Die Anophelesmücke kann mit ihrem Stich Malaria-Viren übertragen.

Haben Sie Zecken, Kopfläuse, Flöhe oder vermuten Sie einen Befall mit anderen Parasiten, sollten Sie zuerst Ihren Hausarzt (Allgemeinmediziner oder Internist) kontaktieren. Bei Symptomen der Haut wie Rötungen, Juckreiz, Schwellungen und Schuppen ist der Hautarzt (Dermatologe) der richtige Ansprechpartner.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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