Therapie und Medikamente gegen Corona: So wird Covid-19 behandelt
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Therapie und Medikamente gegen Corona: So wird Covid-19 behandelt

Es sind mehrere Medikamente zur Behandlung einer Infektion mit SARS-CoV-2 zugelassen. Remdesivir und Dexamethason waren die ersten beiden Medikamente, mit denen Betroffene behandelt wurden. Die Medikamente kommen bei Intensiv-Patienten mit schweren Verläufen gegen Covid-19 zum Einsatz. Bei milden Verläufen steht die Symptombekämpfung im Fokus der Covid-19-Behandlung.

Wann intensivmedizinische Behandlung von Corona-Kranken?

Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 kann schwerwiegende Verläufe haben. Im Verlauf der Erkrankung können Atembeschwerden und/oder ein Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut auftreten. Dann kann eine intensivmedizinische Behandlung mit invasiver Beatmungstherapie notwendig werden. Bei schweren Verläufen besteht zudem ein erhöhtes Risiko für einen septischem Schock und/oder ein Multi-Organversagen. Eine lebensgefährliche Situation, die Ärzte bislang unter anderem mit den beiden für die Corona-Behandlung offiziell zugelassenen Medikamenten Remdesivir und Dexamethason zu beherrschen versuchen.

Symptomlindernde Covid-19-Behandlung im Krankenhaus

Die Krankenhausbehandlung von Patienten mit Covid-19 ist vor allem auf unterstützende, symptomlindernde Maßnahmen ausgerichtet. Der Körper soll im Kampf gegen das Coronavirus gestärkt und ein schwerer Verlauf möglichst verhindert werden. Hierbei helfen unter anderem:

  • Sauerstoffgabe
  • kreislaufunterstützende Medikamente
  • Antibiotikagabe bei bakteriellen Begleitinfektionen
  • Behandlung bestehender Grunderkrankungen
  • Thromboseprophylaxe
  • angepasste Flüssigkeits- und Kalorienzufuhr
  • falls notwendig Beatmung
  • Sepsis-Therapie bei vorliegender Blutvergiftung
  • organunterstützende Maßnahmen falls erforderlich (Leber, Nieren usw.)
  • die Gabe von Medikamenten gegen das Coronavirus

Welche Medikamente gegen Covid-19 sind zugelassen?

Zwei Medikamente, welche in der Pandemie früh die Zulassung zur Behandlung von Covid-19-Intensiv-Patienten bekommen haben, sind Remdesivir und Dexamethason.

Was ist Remdesivir?

Remdesivir ist eines der beiden zugelassenen Medikamente gegen SARS-CoV-2. Das Arzneimittel Veklury mit dem antiviralen Wirkstoff Remdesivir erhielt im Juli 2020 die Zulassung. Am 3. Juli 2020 erteilte die Europäische Kommission die bedingte Zulassung für das Medikament für Personen ab 12 Jahren (Körpergewicht über 40 Kilogramm) mit einer Lungenentzündung durch SARS-CoV-2, die mit Sauerstoff behandelt werden muss. Eine im Mai 2020 veröffentlichte Studie deutete eine kürzere Genesungszeit für Intensivpatienten an, die Remdesivir bekamen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die mit einem Placebo behandelt wurde. Aber: In Hinblick auf die Sterberate konnte durch Remdesivir bislang kein deutlicher Nutzen festgestellt werden. Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt.

Was ist Dexamethason?

Der Wirkstoff Dexamethason ist in verschiedenen Medikamenten enthalten und der zweite Wirkstoff, der zur Behandlung von beatmeten Intensivpatienten mit Covid-19 zugelassen ist. Das Medikament soll die Vermehrung der Corona-Viren im Körper hemmen. Die EMA befürwortet nach Überprüfung der verfügbaren Daten die Anwendung von Dexamethason bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren und mit einem Gewicht von mindestens 40 Kilogramm, die eine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen. Das Kortikosteroid Dexamethason wirkt immunsuppressiv (immunsystemdämpfend), antiallergisch und entzündungshemmend. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) befürwortet den Einsatz von Dexamethason bei COVID-19-Patienten mit Sauerstoffgabe oder künstlicher Beatmung.

Zu Beginn der Pandemie war der Wirkstoff Hydroxychloroquin zeitweise zur Behandlung von Covid-19-Intensivpatienten eingesetzt worden. Allerdings konnte sich das Rheuma- und Malaria-Medikament nicht durchsetzen. Zu schwer waren die Nebenwirkungen des Präparats, darunter Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzstillstand und Herzrhythmusstörungen. Auch neuropsychiatrische Störungen wie Verwirrung, Psychose, Erregung, Schlaflosigkeit und Selbstmordgedanken wurden beobachtet. Ebenso stieg das Risiko für Leber- und Nierenversagen. Zudem konnten Studien kein verringertes Sterberisiko unter der Gabe von Hydroxychloroquin bei intensiv behandelten Covid-19-Patienten zeigen. Im Gegenteil: Es besteht der Verdacht, dass das Medikament das Sterberisiko möglicherweise erhöhen könnte. Auch eine vorbeugende Wirkung zeigte sich nicht wie erhofft. Mittlerweile vorliegende Studien kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Hydroxychloroquin kann nichts gegen das Coronavirus ausrichten.
Anfang Februar 2021 begann die Ema mit einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren des Medikaments REGN-COV2 – und befürwortete Ende Februar schließlich die vorläufige Anwendung des Antikörpermittels REGN-COV2. Das Antikörpermedikament besteht aus einer Kombination der Antikörper Casirivimab und Imdevimab und wurde vom US-Unternehmen Regeneron Pharmaceuticals (USA) und von Hoffman-La Roche (Schweiz) gemeinsam entwickelt. REGN-COV2 kann Einschätzungen der Ema zufolge bereits vor Marktzulassung zur Behandlung von Covid-19-Patienten eingesetzt werden, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und bei denen ein hohes Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs besteht.
Viren haben die Fähigkeit, Körperzellen zu kontrollieren und sie so „umzubauen“, dass diese schließlich für sie arbeiten. Bei der Behandlung von Viren ist es daher immer ein Spagat zwischen der Virenbekämpfung und möglichen Schäden, die durch die Medikation in den Körperzellen des Betroffenen entstehen können. Außerdem sind Viren extrem wandlungsfähig und sehr unterschiedlich aufgebaut. Eine Art Breitband-Medikament gegen Viren – wie es Antibiotika gegen Bakterien gibt – gibt es nicht. Es muss ein Medikament speziell für ein Virus entwickelt werden. Ändert sich dieses ständig – wie etwa Erkältungsviren – kommen Forscher an ihre Grenzen. Die starke Wandlungsfähigkeit ist auch der Grund, warum man sich immer wieder einen Schnupfen holen kann und nicht immun gegen Erkältungsviren wird. Und die Wandlungsfähigkeit ist auch der Grund, warum Impfungen, etwa gegen das Grippevirus, jährlich neu entwickelt und verabreicht werden. Bei SARS-CoV-2 werden regelmäßige Impfungen mit großer Sicherheit ebenfalls notwendig sein. Da das neuartige Corona-Virus ähnlich wie die harmlosen Erkältungsviren fungiert, ist auch hier die Entwicklung eines Medikament speziell gegen SARS-CoV-2 nur schwer möglich. Dennoch laufen die Forschungen auf Hochtouren.

Antivirale Antikörper gegen Covid-19

Mittlerweile sind weitere Medikamente gegen Covid-19 zugelassen, beispielsweise antivirale Antikörper. Die Wirkstoffe sollen bestimmte Stellen des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 blockieren und so ein Andocken des Virus an die körpereigenen Zellen verhindern. Eingesetzt werden etwa:

  • Casirivimab + Imdevimab: Wird zur Therapie und Prophylaxe eines schweren Verlaufs eingesetzt.
  • Tixagevimab + Cilgavimab: Wird zur Therapie und Prophylaxe eines schweren Verlaufs eingesetzt. Bei geimpften Personen mit einem unzureichendem Impferfolg, zum Beispiel aufgrund einer Unterdrückung des Immunsystems, kann das Medikament helfen, einer Erkrankung an Covid-19 vorzubeugen.
  • Sotrovimab: Kommt als Therapie bei Betroffenen in Betracht, die aufgrund von Vorerkrankungen oder einem unzureichendem Ansprechen auf die Impfung wegen einer Immunschwäche ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Medikamente, welche die Vermehrung des Virus hemmen

Des Weiteren finden Medikamente Anwendung, welche die Vermehrung der Corona-Viren hemmen sollen. Neben Remdesivir gehören auch Nirmatrelvir und Ritonavir zu diesen sogenannten intrazellulär wirksamen Medikamenten. 

Medikamente, welche die Immunreaktion auf Corona-Viren dämpfen

Zu den Medikamenten, welche die Immunreaktion auf Corona-Viren dämpfen sollen, gehören neben Dexamethason Tocilizumabund und Anakinra. Tocilizumab ist seit 07.12.2021 in der EU zugelassen und steht in Deutschland zur Verfügung. Anakinra ist seit dem 20.12.2021 zugelassen und steht in Deutschland zur Verfügung.

Lesetipp: Corona und Herz: Wie riskant ist Corona für das Herz?


Quellen:

Hinweise zu Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit COVID-19. Leitfaden des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am Robert Koch-Institut (STAKOB).

S3-Leitlinie – „Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19“, Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN),  Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Deutsche  Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), AWMF-Register-Nr. 113/001

COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2). Therapie und Versorgung. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Therapie. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2 / Krankheit COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Remdesivir (Veklury) bei COVID-19 mit Lungenentzündung. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Dexamethason: Behandlung von Erwachsenen mit der Coronavirus-Erkrankung 2019 (COVID-19), die eine Atemunterstützung brauchen. Online-Information des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

COVID-19 – Nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapiemöglichkeiten, Arzneimittelentwicklungen. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Viren. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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