Pflanzenvergiftung: Vergiftungsgefahren in Küche und Natur
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Pflanzenvergiftung: Vergiftungsgefahren in Küche und Natur

Die bekanntesten Pflanzenvergiftungen, die in den Medien immer wieder für Schlagzeilen sorgen, sind Pilzvergiftungen, die Verwechslung von Bärlauch mit Herbstzeitlosen und die Zucchini-Vergiftung. Doch auch auf dem Balkon oder im Wohnzimmer können giftige Pflanzen stehen – und vor allem für Kinder ein Risiko sein, da diese ihre Umgebung mit dem Mund erkunden. Eine Pflanzenvergiftung kann lebensgefährlich werden.

Pflanzenvergiftung: Ursachen in Kühlschrank und Garten

Eine Pflanzenvergiftung ist häufig die Folge von Verwechslungen. Dann werden Pflanzen oder Pflanzenbestandteile verzehrt, deren Toxine eine Vergiftung auslösen. Das kann beispielsweise bei selbstgesammelten Pilzen der Fall sein oder wenn man statt Bärlauch Herbstzeitlose oder Maiglöckchen pflückt. Bei Zucchinis können aufgrund von unerwünschten Kreuzungen – etwa mit Kürbis – Giftstoffe entstehen, deren Verzehr ebenfalls lebensbedrohlich werden kann. Bei selbst angebautem Gemüse ist das Risiko höher, dass sich sogenannte giftige Cucurbitacine bilden. Schmeckt eine Zucchini bitter, sollte sie nicht gegessen werden. Verzichten Sie ebenfalls auf bitter schmeckende:

Pflanzenvergiftungen können auch Kinder betreffen. Die Kleinen erkunden ihre Umgebung mit dem Mund – da kann auch mal eine giftige Pflanze in den Mund gesteckt werden. Was viele nicht wissen: Nicht nur in der Natur kann dies passieren. Einige Pflanzen, die Balkon und Wohnung zieren, bergen ebenfalls das Potenzial für Vergiftungen.

Pflanzenvergiftung durch falsche Zubereitung

Möglich ist auch eine Pflanzenvergiftung aufgrund einer falschen Zubereitung von pflanzlichen Nahrungsmitteln. Kartoffeln und Gartenbohnen beispielsweise sollten niemals roh verzehrt werden. Rohe Bohnen enthalten den Giftstoff Phasin, der nur durch Kochen zerstört wird. Das gilt auch für Kichererbsen und andere Hülsenfrüchte.

Bei Kartoffeln können zudem die grünen Stellen kritisch werden: Sie enthalten den Giftstoff Solanin. Die grünen Stellen vor der Zubereitung daher unbedingt herausschneiden. Auch bei Tomaten sollten Sie die grünen und solaninhaltigen Stellen und den Stielansatz entfernen. Bei Aprikosen, Marillen und Pfirsichen sind die Kerne, also das weiche Innere des Kerns, giftig. Bei der Verdauung entsteht Blausäure, die abhängig von der Dosis lebensgefährlich werden kann. Besonders Kinder erreichen rasch eine kritische Dosis. Übrigens: Auch Walnüsse enthalten Blausäure. Ernährungsexperten raten Erwachsenen daher, täglich maximal eine Handvoll zu verzehren.

Was tun bei einer Vergiftung durch pflanzliche Lebensmittel?

Schleimhautreizungen, vermehrter Speichelfluss, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall: Teten diese Pflanzenvergiftungssymptome nach dem Verzehr bestimmter pflanzlicher Lebensmittel auf, sollten Sie den Mund gut ausspülen und in kleinen Schlucken Wasser nachtrinken. Lösen Sie nicht vorsätzlich Erbrechen aus. Kontaktieren Sie bei stärkeren Beschwerden und Unsicherheiten einen Giftnotruf. Über die Suche der Gelben Seiten finden Sie Adressen von Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Ihrer Nähe. Auch über die Webseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit finden Sie eine Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Tipp: Hängen Sie die Telefonnummer gut sichtbar auf, etwa an die Pinnwand im Flur oder an den Kühlschrank in der Küche. So haben Sie diese im Notfall gleich zur Hand. Zögern Sie bei schweren Symptomen nicht, den Notruf unter 112 zu rufen. Wichtig: Sind Kinder betroffen, sollten diese in jedem Fall in ärztliche Behandlung.

Was ist eine Pilzvergiftung?

Nicht alle Pilze sind für den Verzehr geeignet. Während die Pilze im Supermarkt speziell für den Verzehr gezüchtet werden, passiert es gerade beim Selbstsammeln, dass man sich mit den Sorten vertut und einen genießbaren Pilz mit einem giftigen verwechselt. Manche Pilze sind so giftig, dass der Verzehr tödlich enden kann. Zu den Symptomen einer Pilz-Vergiftung gehören: Bauchschmerzen und Erbrechen. Abhängig vom Pilzgift können diese begleitet werden von Kopfschmerzen, Durchfall, Körperschmerzen, Herzrasen, Schwitzen, Zuckungen, Verwirrung, Halluzinationen sowie Benommenheit bis hin zu Bewusstlosigkeit, Koma und Herz-Kreislauf-Versagen.

Welche Pflanzen in Garten und auf dem Balkon sind giftig?

Auf dem Balkon und im Garten können verschiedene Pflanzen wachsen, welche zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfen, Durchfällen und Schleimhautreizungen nach dem Verzehr bereits geringer Mengen führen. Dazu gehören unter anderem:

  • Weihnachtsstern
  • Amaryllis-Gewächse
  • Efeutute
  • Einblatt
  • Buchsbaum
  • Kirschlorbeer
  • Rote Heckenkirsche
  • Mistel
  • Stechpalme
  • Tulpen
  • Narzissen

Erste Hilfe-Maßnahmen bei Verschlucken: Waschen Sie die Hände, spülen Sie den Mund aus und trinken Sie in kleinen Schlucken Wasser nach. Lösen Sie KEIN vorsätzliches Erbrechen aus. Kontaktieren Sie bei Unsicherheiten eine Giftnotrufzentrale oder ein Giftinformationszentrum in Ihrer Nähe und fragen Sie nach, wie Sie sich verhalten sollen. Zögern Sie bei schweren Symptomen nicht, einen Arzt oder den Notruf unter 112 zu kontaktieren.

Mit Kindern immer zum Arzt

Haben Kinder giftige Pflanzenteile geschluckt, sollte IMMER ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin das Kind untersuchen – auch wenn keine schweren Symptome auftreten. Rufen Sie bei einer Giftnotrufzentrale oder einem Giftinformationszentrum in Ihrer Nähe an und erfragen Sie, wie Sie sich akut verhalten sollen. Zeigt das Kind schwere Vergiftungssymptome, kontaktieren Sie immer den Notruf unter 112.

Was sind die giftigsten Pflanzen?

Bei giftigen Pflanzen reicht oftmals bereits eine geringe Aufnahme oder gar Hautkontakt mit Pflanzenbestandteilen aus, um eine schwere Pflanzenvergiftung mit lebensgefährlichen Symptomen zu verursachen. Zu den stark giftigen Pflanzen gehören unter anderem:

  • Herbstzeitlose und Maiglöckchen: Bei Verwechslung mit Bärlauch besteht Lebensgefahr.
  • Eibe: Nadel und Samen sind stark giftig.
  • Oleander: Alle Pflanzenteile sind stark giftig.
  • Engelsthrompete: Pflanze ist giftig.
  • Fingerhut: Pflanze ist sehr giftig.
  • Blauer Eisenhut: Ist die giftigste Pflanze Europas. Giftexperten raten, bei Verdacht auf eine Einnahme sofort den Notruf unter 112 zu wählen. Wichtig: Sogar bei Kontakt mit den Blüten besteht Lebensgefahr.

Was passiert, wenn man Eisenhut isst oder berührt?

Nach dem Verzehr von Eisenhut besteht akute Lebensgefahr. Zu den Symptomen gehören Schweißausbrüche, starke Bauchkrämpfe, Erbrechen und Durchfall. Die Atemfrequenz wird unregelmäßig, Körpertemperatur und Blutdruck sinken. Nervenschmerzen treten auf, ebenso Kopfschmerzen, Sehstörungen und möglicherweise Halluzinationen. Es folgen Herzversagen und Atemstillstand. Bei starker Vergiftung und ohne rasche medizinische Behandlung verstirbt der Vergiftete nach etwa 30 bis 45 Minuten an Ersticken bei Bewusstsein.

Wer Eisenhut anfasst und in Kontakt mit dem Pflanzengift Aconitin kommt, muss mit Kribbeln, Brennen, Hautreaktionen und Taubheitsgefühlen rechnen. Es kann zudem zu schwerem Erbrechen und Herzrhythmusstörungen kommen, die lebensgefährlich sind. Wichtige Akutmaßnahme: Spülen Sie den Mund, waschen Sie die Hände und kontaktieren Sie den Notruf unter 112. Lösen Sie nicht vorsätzlich Erbrechen aus.

Blauer Eisenhut als Heilpflanze

So giftig blauer Eisenhut ist: Unter fachkundigen Händen und als medizinische Zubereitung wird die Giftpflanze zur Heilpflanze. So kann die Pflanze zur Schmerzbehandlung bei Gicht und Ischias eingesetzt werden. In der Homöopathie setzt man den Eisenhut auch bei gewissen Herzleiden ein. Wenden Sie blauen Fingerhut, lateinisch Aconitum napellus L., niemals ohne ärztlichen Rat an.

Pflanzenvergiftung: Symptome, die Sie ernst nehmen müssen

Bei einer geringen Aufnahme weniger giftiger Pflanzen und Pflanzenteile wie Blätter und Beeren kann es unter anderem zu folgenden Vergiftungssymptomen kommen:

  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Bauchkrämpfe
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Schleimhautreizungen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Hautreaktionen wie Schwellungen, Rötungen, Juckreiz, Brennen und Bläschenbildung

Werden größere Mengen oder extrem giftige Pflanzen verzehrt, verstärken sich die Pflanzenvergiftungssymptome. Dann sollte neben dem Giftnotruf auch der Notarzt unter 112 gerufen werden. Es können auftreten:

  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Zittern
  • Schleimhautschwellungen bis zum Ersticken
  • veränderte Herzfrequenz
  • Atembeschwerden
  • Verwirrtheit
  • Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit
  • Blutdruckabfall
  • Herzrhythmusstörungen (im schlimmsten Fall Herzstillstand)

Pflanzenvergiftung vorbeugen: Das können Sie tun

Es gibt einige Maßnahmen, mit denen Sie das Risiko einer Pflanzenvergiftung reduzieren können:

  • Sammeln Sie Pflanzen in der Natur zum Verzehr nur, wenn Sie sich auskennen. Tipp für die Pilz-Zeit: Viele Städte bieten eine „Pilz-Kontrolle“ an. Haben Sie Pilze gesammelt, gehen Sie mit Ihrem Fund dorthin und können überprüfen lassen, ob wirklich alle Pilze genießbar sind.
  • Verzehren Sie nie Samen, Beeren oder Wurzeln von Pflanzen, die Sie nicht kennen.
  • Informieren Sie sich, welche Pflanzen in Ihrem Garten oder auf dem Balkon stehen. Sind welche dabei, die für Sie, Kinder oder Tiere gefährlich sein können, können Sie diese durch andere ersetzen oder sicherstellen, dass Kinder und Tiere nicht drankommen.
  • Behalten Sie Kinder im Garten, Wald oder auf dem Feld im Blick. Besonders Beeren ziehen sie oft magisch an und sie möchten probieren.
  • Schmecken Zucchini, Kürbis, Gurken oder Melonen bitter: Finger weg.
Bei Arzneitees handelt es sich um Aufgussgetränke aus Heilpflanzen beziehungsweise Arzneipflanzen. Die Gesundheitstees werden eingesetzt, um verschiedene Krankheitssymptome zu lindern. Häufig werden Arzneitees bei Blasenentzündungen und Erkältungen eingesetzt. Auch zur Verbesserung des Schlafs sind Heilpflanzentees beliebt, ebenso zur Behandlung von Magenschmerzen und Übelkeit. Aber Achtung: Sie sind nicht als Durstlöscher geeignet. Beachten Sie in jedem Fall die Herstellerangabe zu Dosierung und Trinkhäufigkeit. Bekommt der Körper zu viel zugeführt, kann es zu unangenehmen Symptomen kommen – abhängig von der eingesetzten Pflanze. Denn Arzneitees sind höher dosiert als Lebensmitteltees. Für Pfefferminze ist in einem Arzneitee ein Mindestgehalt von 1,2 Prozent ätherischem Öl verbindlich vorgegeben. In einem Lebensmittel-Pfefferminztee dagegen 0,6 Prozent.
Tödlich kann der Verzehr von Pflanzenteilen und Samen folgender Pflanzen für Erwachsene und Kinder sein: Rizinussamen, Paternostererbsen, Gefleckter Schierling, Wasserschierling, Oleander, Fingerhut, Herbstzeitlose und Maiglöckchen, Eibe, Tollkirsche, Engelstrompete, Goldregen, Wunderbaum, Stechapfel, Blauer Eisenhut. Der Blaue Fingerhut ist die giftigste Pflanze Europas. Giftexperten raten, bei Verdacht auf eine Einnahme sofort den Notruf unter 112 zu wählen. Wichtig: Sogar bei Kontakt mit den Blüten besteht Lebensgefahr.
Bei Kontakt der Haut oder der Augen mit giftigen Pflanzen, sollten Sie die Augen unter fließendem Wasser ausspülen und die Augen anschließend von einem Augenarzt oder einer Augenärztin kontrollieren lassen. Bei Hautkontakt spülen Sie die betroffene Stelle mit Wasser und Seife gründlich ab. Kommt es zu Hautreaktionen wie Bläschenbildung, Schwellungen oder anderen Symptomen, sollte ein Facharzt beziehungsweise eine Fachärztin für Dermatologie die Stelle untersuchen.

Quellen:

Vergiftung: Pflanzen. Online-Information der Vergiftungsinformationszentrale Österreich (VIZ).

Vergiftungen durch Pflanzen. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten.

Akute Vergiftungen. Online-Information der medizinischen Klinik & Poliklinik I am Uniklinikum Würzburg.

Übersicht über Vergiftungen. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten.

Vergiftungen erkennen. Online-Information des Bayerischen Roten Kreuzes

Heiße Tasse: Arzneitees mit Heilkräutern. Online-Information von Apotheken Umschau.

Akute Vergiftungen. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 2016 Jun 14: 978–986. Published online 2016 Jun 14. German. US National Libary of Medicine National Institutes of Health.

Was tun bei Vergiftungen? Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen (SGW).

Vergiftungen. Online-Information des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ).

Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und Schweiz. Online-Information des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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