Frau Haare bürsten Haarbüschel in der Hand
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PCOS & Haare: Haarausfall und vermehrter Haarwuchs durch PCOS

Frauen mit einem Polyzystischen Ovarialsyndrom, auch Polyzystisches Ovarsyndrom, PCOS oder PCO-Syndrom genannt, bilden übermäßig viele männliche Sexualhormone, vor allem Testosteron. Das hormonelle Ungleichgewicht verstärkt das Haarwachstum am Körper und begünstigen zugleich Haarausfall auf dem Kopf – was für viele Betroffene eine große Belastung darstellt.

PCOS: Haare und das Polyzystische Ovarialsyndrom

Der Körper von Frauen mit PCOS bildet zu viele männliche Hormone, besonders Testosteron. Diese Überproduktion (Hyperandrogenämie) hat nicht nur eine Störung des hormonellen Gleichgewichts zur Folge, das für eine regelmäßige Regelblutung, den Eisprung und die Fruchtbarkeit der Frau notwendig ist. Die Einflüsse der männlichen Hormone wirken sich auch auf das Haarwachstum aus – sowohl auf dem Kopf als auch am Körper. Frauen mit PCOS leiden häufig unter Haarausfall auf dem Kopf bis hin zur Glatzenbildung. Zugleich kann das Haarwachstum am Körper verstärkt sein. Mediziner sprechen von Hirsutismus. Der Haarwuchs an Brust, Bauch, Rücken und Beinen nimmt zu. Auch kann ein Bart an Hals, Kinn, Oberlippe und Wangen wachsen.

Warum Frauen mit PCOS Haarausfall haben

Die zu hohe Testosteronkonzentration im Blut ist auch der Grund, warum bei Frauen mit PCOS Haarausfall ein häufiges Problem darstellt. Der Haarausfall kann bis zur Glatzenbildung führen. Da für viele Frauen gesunde und schöne Haare ein Symbol der Weiblichkeit sind, kann der Haarausfall bei PCOS das seelische Wohlbefinden stark beeinträchtigen und das Selbstwertgefühl mindern.

Haarausfall und vermehrter Haarwuchs bei PCOS: Was tun?

Von Hirsutismus betroffene Frauen haben verschiedene Möglichkeiten, gegen den übermäßigen Haarwuchs am Körper vorzugehen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Welche am besten geeignet sind, ist abhängig von den Vorlieben der jeweiligen Frau und von den betroffenen Körperstellen.

Rasur: kurzzeitige Haarentfernung

Bei der Rasur werden die Haare mit einem Rasierer entfernt. Da die Haare nachwachsen, muss die Rasur regelmäßig erfolgen und kann zeitaufwendig sein. Die Stoppeln der nachwachsenden Haare auf der Haut empfinden viele Frauen als störend. Hinzu kommt, dass regelmäßiges Rasieren die Haut reizen kann. Rötungen, kleine Pickelchen und Entzündungen können die Folge sein. Die Rasur beeinflusst weder das Wachstum noch die Dicke der Haare. Auch eine dunkle Farbe der Haare bleibt erhalten.

Epilieren: länger glatte Haut

Nicht jede Frau möchte jeden zweiten oder dritten Tag zum Rasierer greifen. Eine mögliche Alternative zur Rasur ist die Epilation. Hierbei werden mit Hilfe eines Epilierers (ein Gerät mit vielen kleinen Pinzetten) die Haare gepackt und mit der Wurzel aus der Haut gezogen. Das Ergebnis kann mehrere Wochen anhalten. Allerdings ist die Anwendung nicht schmerzfrei und für empfindliche Körperbereiche ungeeignet. Zudem kann es durch das Herausziehen der Haare bei sehr empfindlicher Haut zu kleinen Hautverletzungen mit leichten Blutungen und Entzündungsreaktionen kommen. Möglich ist zudem, dass die Pinzetten die Haare abbrechen und Stoppeln zurückbleiben.

Sugaring: mit Zucker gegen Haare

Beim Sugaring wird eine zähe Zuckermasse auf die Haut aufgetragen. Diese umschließt die Haare, sodass diese mit einem kräftigen Ruck zusammen mit der Paste von der Haut „gerissen“ werden können. Die Anwendung ist aufwendig und klebrig, weswegen viele Frauen von einer Heimanwendung absehen und zu einer Kosmetikerin gehen. Die Haut kann mehrere Wochen glatt bleiben und die Haare wachsen weicher nach. Allerdings sind auch hier Schmerzen bei der Behandlung und Hautreizungen möglich. Alternativ zum Sugaring kann die Haarentfernung bei PCOS auch über Waxing erfolgen. Das Prinzip ist das Gleiche, nur dass beim Waxing Kalt- oder Heißwachs zur Anwendung kommt.

Haare aufhellen: nicht für jede Köperregion geeignet

Frauen, welche die Haare nicht rasieren möchten und die sich vor allem an der Dunkelfärbung der Haare stören, können die Haare bleichen. Dabei werden die Farbpigmente – meist mittels Wasserstoffperoxid – aus den Haaren gezogen. Das Haar wird blond und dadurch weniger auffällig. Haarebleichen bei PCOS ist nicht für jede Hautregion geeignet, da das Bleichmittel die Haut stark reizen kann und das Allergierisiko erhöht. Auch kann es sein, dass die Haut nach der Anwendung ebenfalls für einige Zeit heller ist. Vor allem an der Oberlippe kommt Haarebleichen zum Einsatz. 

Haarentfernungscremes: Haare zersetzen mit Chemie

Eine weitere Möglichkeit der Haarentfernung ist die chemische Haarentfernung. Hierbei trägt die Frau eine Salbe auf die Haut auf, welche die Haare zersetzt. Die Anwendung der chemischen Substanzen ist oft hautreizend und nicht für jede Frau gut verträglich. Es können Entzündungen und Verletzungen der Haut auftreten. Bevor Frauen Enthaarungscremes anwenden, sollten sie diese an einer kleinen Hautstelle testen. Gut geeignet ist das Handgelenk, da dort die Haut zart ist. Zeigen sich Juckreiz, Rötungen, Bläschen oder andere Hautreaktionen, sollten Frauen auf die Anwendung verzichten. Wer Enthaarungscremes verträgt, kann mehrere Tage bis Wochen an der behandelten Stelle haarfrei sein.

IPL-Blitzlampen: länger anhaltende Haarentfernung

Moderne Lichttechnologie (IPL, Intense Pulsed Light) können die Haare für einen längeren Zeitraum entfernen. Die Anwendungen müssen regelmäßig wiederholt werden, um alle in der Wachstumsphase befindlichen Haare zu erreichen. Bei der Anwendung wird ein Lichtimpuls zum Haarfollikel weitergeleitet und zerstört diesen über Hitzeeinwirkung. Damit der Lichtimpuls über das Haar zur Haarwurzel und zum Haarfollikel geleitet werden kann, muss das Haar dunkel sein. Bei blonden Haaren funktioniert die Anwendung nicht.

Zwar gibt es Blitzlichtlampen (IPL) auch für den Heimgebrauch, über die Ergebnisse und Sicherheit der Geräte sind sich Experten allerdings uneinig. Viele raten, für die Behandlung einen Arzt oder eine entsprechend geschulte Kosmetikerin aufzusuchen. Auch die Haarentfernung mittels Laser sollte unter ärztlicher oder kosmetischer Aufsicht erfolgen. Bis sichtbare Veränderungen erkennbar sind, sind mehrere Sitzungen notwendig.

PCOS-Haarwuchs: Welche Medikamente bei Hirsutismus?

Gegen den verstärkten Haarwuchs bei PCOS können auch Medikamente helfen. Betroffene Frauen sollten eine Einnahme mit ihrer Ärztin besprechen und auch mögliche Nebenwirkungen erfragen. Eine mögliche medikamentöse Therapie gegen Hirsutismus ist die Einnahme von Antiandrogenen. Die eingesetzten Wirkstoffe, beispielsweise Cyproteronacetat, dämmen die Wirkung der männlichen Sexualhormone an den Haarfollikeln ein. So wird das übermäßige Haarwachstum gehemmt.

Ein dermatologischer Wirkstoff, der zur Haarentfernung bei PCOS angewendet und vom Arzt verschrieben wird, ist Eflornithin-Creme. Das Medikament wird zweimal täglich dünn auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen. Eflornithin hemmt das Enzym Ornithindecarboxylase und verlangsamt dadurch das Haarwachstum. Angaben der PCOS Selbsthilfe Deutschland e. V. zufolge spricht etwa ein Drittel der Frauen mit PCOS sehr gut auf die Creme an. Etwas Geduld ist gefragt: Erste Ergebnisse zeigen sich erst nach mehrwöchiger Anwendung. Nach Absetzen der Behandlung lässt die Wirkung innerhalb von acht Wochen wieder nach. Cremes mit Eflornithin sind eine häufige Therapie gegen Damenbart.

Haarausfall bei PCO-Syndrom: Warum fallen die Kopfhaare aus?

Während bei PCOS an Körperstellen wie Wangen, Kinn, Brust, Rücken, Beinen und Leiste der Haarwuchs vermehrt auftreten kann, leiden viele PCOS-Betroffene zugleich unter einem Verlust des Kopfhaares. Mediziner sprechen von androgenetischer Alopezie oder androgener Alopezie. Dabei verkürzt die erhöhte Aktivität des Androgens Dihydrotestosteron (DHT), das aus Testosteron entsteht, die Wachstumsphase der Haarbälge. Das hat dünnere und langsam wachsende Haare zur Folge. Zugleich ist eine zu geringe Aktivität des Enzyms Aromatase dafür verantwortlich, dass Androgene nur unzureichend in Östrogene umgewandelt werden. Östrogene verlängern die Wachstumsphase der Haare. Besonders empfindlich reagieren die Haarbälge des Deckhaars auf Androgene. Das ist der Grund, warum bei Frauen mit PCOS vor allem die Haare am Oberkopf – im Mittelscheitelbereich – ausfallen.

PCOS und Haarausfall: Was hilft gegen den PCOS-Haarverlust?

Viele Frauen mit einem Polyzystischen Ovarsyndrom haben große Angst vor einer „PCOS-Glatze“. Sie suchen Hilfe bei Ihrem Gynäkologen. Dieser kann mit verschiedenen Therapien versuchen, den Haarausfall bei PCOS zu lindern. Androgene Alopezie bei der Frau kann mit Hormonpräparaten behandelt werden. Diese können entweder oral eingenommen oder auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Örtliche aufgetragene Mittel enthalten meist das Sexualhormon Östrogen. Haarwässer mit Östrogenen können die Wirkung von DHT im Haarboden neutralisieren. Wirksam sind die Mittel allerdings nur so lange, wie sie angewendet werden. Wird die Behandlung unterbrochen, fallen auch die Haare wieder aus. Eine hormonfreie Lösung gegen anlagebedingten Haarausfall kann laut dem Deutschen Endokrinologischen Versorgungszentrum auch Minoxidil-Lösung darstellen.

Haartransplantation bei PCOS

Lässt sich der Haarausfall nicht wie erhofft aufhalten, können Perücke und Toupet helfen, die kahlen Stellen zu kaschieren. Eine Haartransplantation (Haarverpflanzung) kann ebenfalls in Betracht gezogen werden. Bei der Transplantation können verschiedene Techniken zur Anwendung kommen, darunter beispielsweise die sogenannte autologe Haarwurzeltransplantation. Unter örtlicher Betäubung wird ein behaartes Hautareal entnommen und anschließend an den lichten oder kahlen Stellen wieder eingesetzt.

Möglich ist auch, Kunststoffhaare in den schütteren Bereich zu implantieren. Wer an einer Haartransplantation interessiert ist, sollte sich ausführlich beraten lassen, welches Verfahren für ihn geeignet ist, welche Risiken bestehen und welche Kosten entstehen. Ansprechpartner sind Hautärzte, Haarchirurgen sowie spezielle Zentren für Haartransplantation.

Weiterführende Informationen zu Haartransplantationstechniken finden Interessierte auf den Seiten des Verbandes Deutscher Haarchirurgen.  

Von Hirsutismus sprechen Mediziner, wenn bei Frauen an den für die männliche Behaarung typischen Stellen ein verstärkter Haarwuchs auftritt. Bei Frauen mit PCOS wachsen die Haare häufig vermehrt an Wangen, Oberlippe und Kinn, aber auch an Brust, Rücken, Leistengegend und Beinen. Schuld an der verstärkten Körperbehaarung bei Frauen mit PCO-Syndrom ist die Überproduktion männlicher Hormone, vor allem Testosteron.
Von androgener Alopezie, auch androgenetischer Alopezie, sprechen Mediziner bei PCOS-Betroffenen, wenn die Kopfhaare ausfallen. Der Haarausfall beginnt meist in der Scheitelgegend und breitet sich weiter aus. Eine komplette Glatzenbildung ist bei Frauen mit PCO-Syndrom selten. Der Oberkopf selbst kann aber sehr licht werden. Ursache ist ebenfalls die verstärkte Bildung männlicher Hormone. Auch eine mit PCOS in Verbindung stehende Schilddrüsenerkrankung kann beim PCOS-Haarausfall eine Rolle spielen.
Von Virilisierung (Vermännlichung) sprechen Mediziner, wenn sich durch den Einfluss männlicher Hormone der Körperbau verändert. Bei Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom kann sich eine Virilisierung durch die Ausbildung folgender männlicher Geschlechtsmerkmale zeigen: tiefe Stimme, Ausbleiben der Regelblutung, Übergewicht, männliche Körperproportionen, eine Vergrößerung der Klitoris, Hirsutismus.

Quellen:

Verband Deutscher Haarchirurgen

Deutsches Endokrinologisches Versorgungszentrum

PCOS Selbsthilfe Deutschland e. V.

Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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