Eiweiß-Diät: Macht Eiweiß essen schlank?
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Eiweiß-Diät: Macht Eiweiß essen schlank?

Mehr Eiweiß essen – weniger Gewicht? Viele, die abnehmen möchten, versuchen es mit der Eiweiß-Diät. Denn Eiweiß sättigt gut, lässt den Blutzuckerspiegel nicht ausschlagen und beugt Heißhungerattacken vor. Doch wie effektiv ist die Eiweiß-Diät zur Gewichtsreduktion wirklich - und wie anhaltend die ersten Erfolge?

Eiweiß-Diät: So funktioniert das Kaloriensparen

Wer mehr Eiweiß isst und den Kohlenhydratverzehr reduziert, kann Kalorien einsparen: Fettarme Milchprodukte wie Joghurt und Quark oder pflanzliche Soja-Alternativen haben auf 100 Gramm gesehen deutlich weniger Kalorien (geringere Kaloriendichte) als 100 Gramm Brot, Nudeln oder Brezen. Das liegt an dem hohen Wasseranteil und dem geringen Fettanteil der Eiweißprodukte.

Wie viele Kalorien haben Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett?

Schaut man sich allerdings die Kalorien von reinem Eiweiß und Kohlenhydraten an, ist kein Unterschied vorhanden: 1 Gramm Eiweiß hat 4,1 Kilokalorien (kcal), 1 Gramm Kohlenhydrate ebenfalls. 1 Gramm Fett hingegen entspricht 9,3 Kilokalorien, 1 Gramm Alkohol 7,1 Kilokalorien. Es kommt letztlich also auf die Kaloriendichte einzelner Lebensmittel an. Ein paar Beispiele: 100 Gramm Vollkorntoastbrot haben um die 250 Kilokalorien, 100 Gramm Laugenbrezel um die 380 Kilokalorien, 100 Gramm Magerquark rund 70 Kilokalorien und 100 Gramm Naturjoghurt 0,1% Fett rund 60 Kilokalorien, 100 Gramm Putenbrust rund 200 Kilokalorien.

Abnehmen mit der Eiweiß-Diät: Eiweiß sättigt und beugt Heißhunger vor

Wer vermehrt magere Proteinlieferanten in seinen Speiseplan aufnimmt und weniger Fett, Zucker und Kohlenhydrate isst, kann die tägliche Kalorienzufuhr um einiges drosseln. Und darauf kommt es an: Bekommt der Körper weniger Energie zugeführt, als er braucht, bedient er sich an den eigenen Reserven. Man nimmt ab. Eiweiß kann die Gewichtsreduktion unterstützen, da magere Eiweißprodukte eine geringe Kaloriendichte haben und zudem gut sättigen. Auch hält Eiweiß den Blutzuckerspiegel in Balance – was Heißhungerattacken während der Eiweiß-Diät vorbeugt.

Abnehm-Tipp

Experten raten Menschen, die abnehmen möchten, nicht mehr als 500 Kilokalorien unter dem täglichen Kalorienbedarf zu liegen, damit der Körper nicht in den Hunger-Modus umschaltet und der Jojo-Effekt droht.

Eiweiß-Diät: Braucht es Eiweißdrinks und Protein-Shakes?

Besonders erfolgreich soll Abnehmen mit Eiweiß-Shakes, Protein-Drinks, Protein-Riegel & Co. sein – versprechen zumindest die Hersteller solcher Produkte. Ernährungswissenschaftler und Verbraucherschützer sehen das anders: Protein aus der Nahrung reicht aus, so ihr Fazit.

Natürliche Lebensmittel können den Körper ebenso gut mit Protein versorgen. Wer mit einer proteinreichen Diät Pfunde verlieren wolle, benötige keine Lebensmittel mit einer Extraportion Protein. Normale Lebensmittel würden genug Protein enthalten, betont beispielsweise die Verbraucherzentrale Hessen. Der Griff zu eiweißangereicherten Lebensmitteln biete keine Vorteile.

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Abnehmen mit High-Protein - nicht uneingeschränkt empfehlenswert

Zudem bemängeln Verbraucherschützer, dass High-Protein-Produkte neben Eiweiß oft auch jede Menge ungesunde Stoffe enthalten, neben Zucker und Süßungsmitteln etwa Verdickungsmittel wie Carragen, Aromen und andere Zusatzstoffe. Zudem stellen High-Protein-Produkte keine Abnehmgarantie dar: Die Gesamtkalorienbilanz muss stimmen. Wer mehr Kalorien aufnimmt, als der Körper benötigt, nimmt zu. Das Kalorienplus wird in den Fettzellen gespeichert. Auch darf Bewegung nicht fehlen: Wer sich mehr bewegt, verbraucht mehr Energie.

Mehr Muskeln durch mehr Eiweiß?

Eine ausreichende Eiweißversorgung kann das Abnehmen erleichtern, schützt vor Muskelabbau und unterstützt den Muskelaufbau nach dem Training. Doch Eiweiß allein ist kein Erfolgsgarant. Denn: Ohne eine entsprechende Ernährungsanpassung purzelt das Gewicht nicht. Und ohne regelmäßige Trainingsreize wächst der Muskel auch mit Eiweiß nicht. Es kommt auf das Gesamtpaket an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt für gesunde Erwachsene eine tägliche Zufuhr von 0,8 Gramm Eiweiß je Kilogramm Körpergewicht.

Eiweißbrot enthält mit etwa 20 bis 22 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm etwa dreimal mehr Eiweiß als normales Brot – allerdings liefert es auch deutlich mehr Fett. Mit alleinigem Blick auf die Kalorien, hat Eiweißbrot in der Regel mehr Kalorien als normales Brot. Auch wenn Eiweiß zur Sättigung beiträgt: Eiweißbrot macht nicht automatisch schlank. Die Energiebilanz muss stimmen. Der Körper geht dann an die Fettreserven, wenn er weniger Kalorien bekommt als er benötigt, also im Kaloriendefizit ist. Das kann auch mit normalem Brot funktionieren.
Eiweiß sättigt gut, was dazu führen kann, dass man über den Tag verteilt weniger isst und weniger Heißhunger-Attacken hat – in denen meist sehr kalorienreiche Snacks verzehrt werden. Ebenso hilft Eiweiß Blutzuckerspitzen zu vermindern, was ebenfalls starken Hungergefühlen kurz nach der Nahrungsaufnahme entgegenwirkt. Außerdem haben fettarme, eiweißreiche Lebensmittel auf 100 Gramm aufgrund des oft hohen Wasseranteils im Vergleich zu Kohlenhydraten wie Nudeln und Brot deutlich weniger Kalorien, was sich positiv auf die Gesamtkalorienbilanz auswirkt.
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) zufolge gibt es Hinweise, dass sich mit einer, über dem Bedarf liegenden, steigenden Proteinzufuhr in der Schwangerschaft sowie bei Säuglingen das Risiko für Übergewicht bei den Kindern erhöht. Bei Erwachsenen mit eingeschränkter Nierenfunktion „kann eine erhöhte Proteinzufuhr zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion führen“. Für gesunde Erwachsene hingegen gibt es bislang keine aussagekräftige Daten, ob ein Zuviel an Eiweiß zu gesundheitlichen Nachteilen führt. Eine offizielle Obergrenze für Eiweiß gibt es nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt Erwachsenen, nicht mehr als 2 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen


Quellen:

Von Stoffwechsel-Diäten bis Trennkost: Erfolgsaussichten und Gefahren. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Gut fürs Geschäft: die Extraportion Eiweiß. Online-Information der Verbraucherzentrale Hessen.

Proteine und Proteinpräparate. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Protein. Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Ausgewählte Fragen und Antworten zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Shakes zum Muskelaufbau?/ Eiweißdrinks. Video des YouTube-Kanals „FormelFroböse“.

Prof. Dr. Helmut Heseker, Dipl. oec. Troph. Beate Heseker: Die Nährwerttabelle. Aktualisierte 5. Auflage 2018/2019.

Proteintrend bei Lebensmitteln. Wie sinnvoll ist die Extraportion Eiweiß? Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE).

Eiweiß. Online-Information des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Folgen der Energie- und Eiweißmangelernährung. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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